WERDER MAGAZIN Nr. 349

INTERVIEW WERDER MAGAZIN: Beim Betrachten Ihres bisherigen Lebens- laufs stellt sich die Frage: Was ist eigentlich Ihr Traumjob? OLEWERNER: (überlegt) Mittlerweile ganz klar der Job, den ich jetzt habe. Fußball ist das Einzige, das mich bisher so gepackt hat, dass es konstanter Teil meines Lebens wurde. Es wäre heute schwer für mich, einen Job zu finden, den ich mit mehr Leiden- schaft ausüben würde. Als Kind wollte ich allerdings lange Zeit Pilot werden. Das könnte ich mir immer noch vorstellen. Aber der Weg dahin wäre jetzt wohl sehr weit (lacht) . Wie wurden Sie Trainer? Ich musste schon mit 21 Jahren meine Karriere als Spieler be- enden. Aus gesundheitlichen Gründen war ich damals im- mer schlechter und langsamer geworden, hatte durchgehend Schmerzen. Der Fußball hat mir keinen Spaß mehr gemacht. Und ich habe ihn in den ersten Jahren danach auch nicht ver- misst. Nach einiger Zeit habe ich allerdings gemerkt, dass es mir fehlt, mit einer Gruppe zusammen zu sein, den Geruch von Ra- sen in der Kabine und die Anspannung vor einem Spiel zu spüren und eine Woche lang darauf hinzuarbeiten. Also habe ich über- legt, welche Möglichkeiten es noch gibt, das wieder zu erleben, und dann ausprobiert, wie es ist, Trainer zu sein. Ich habe im Jugendbereich von Holstein Kiel begonnen und konnte so neben dem Studium etwas Geld verdienen. Wann führte der Nebenjob zumWunsch, hauptberuflich als Trai- ner zu arbeiten? Ich konnte nach einiger Zeit eine halbe hauptamtliche Stelle im Jugendbereich übernehmen. Trotzdem hatte ich das Ziel, mein Studium abzuschließen, Lehrer zu werden und nebenbei weiter als Trainer zu arbeiten. Allerdings wurde ich im August 2016 für zwei Wochen Interimstrainer der ersten Mannschaft in der 3. Liga. Diese Zeit hat mir richtig viel Spaß gemacht, die Arbeit hat auch gut funktioniert. Von da an hatte ich zunehmend den Gedanken, dass ich vielleicht eher hauptberuflich als Trainer arbeiten könnte. Vom Verein wurde mir zudem eine gute Pers- pektive aufgezeigt – verbunden mit mehr Gehalt, was mich un- abhängiger machte und mir ermöglichte, diesenWeg tatsächlich zu verfolgen. Damals waren sie gerade 28 Jahre alt… … und mir war klar, dass ich mich noch intensiver damit beschäf- tigen musste, wie man eine Profi-Mannschaft führt. Ich hatte zwar Ideen, wie ich Fußball vermitteln will, aber noch keinen ganz klaren Plan. Ich brauchte noch Zeit. Außerdem fehlte mir damals noch die Fußballlehrer-Lizenz. Es dauerte nach der Zeit als Interimstrainer allerdings nur gut drei Jahre, bis Sie wieder Trainer der ersten Mannschaft von Holstein Kiel wurden, mittlerweile in der 2. Bundesliga. Auch heute sind sie mit 33 Jahren der jüngste Trainer der Liga. Ins- gesamt ein rasanter Aufstieg… Da ich schon seit zehn Jahren Trainer bin, fühlt sich der Weg bis hierhin für mich gar nicht so kurz an. Nach der Interimszeit mit der ersten Mannschaft habe ich wieder die zweite Mannschaft betreut. Wir sind in die Regionalliga aufgestiegen, was noch ein- mal ein anderes Niveau bedeutete und sehr wichtig für mich war, ummich weiterzuentwickeln. Und ich war mittlerweile so selbst- bewusst, daran zu glauben, dass ich nochmal die Chance in der ersten Mannschaft bekomme, wenn ich gut arbeite. Was machte für Sie den Reiz aus, jetzt zu Werder zu kommen? Werder ist ein großer Verein mit langer Tradition und steht seit jeher für einen Fußball, mit dem ich mich sehr gut identifizieren Foto: C. Heidmann WERDER MAGAZIN 349 13 s

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