WERDER MAGAZIN Nr. 349

WERDER MAGAZIN 349 55 TISCHTENNIS „Ich sollte danach für die Schüler-Europameisterschaften no- miniert werden“, erzählt Greber. Und um sein Talent tatsäch- lich maximal zu fördern und die Chancen auf eine erfolgreiche EM-Teilnahme zu erhöhen, wurde ihm damals nahegelegt, nach Heidelberg zu ziehen. „Aber ich wollte nicht von zu Hause weg und wollte auch nicht, dass sich mein ganzes Leben nur noch um Tischtennis dreht.“ Die Konsequenz dieser persönlichen Ent- scheidung war erheblich: Mit der EM-Teilnahme wurde es nichts. „Aber ich habe das nie bereut“, betont Greber. Mehrfach wechselte er als junger Spieler den Verein, um sich sportlich weiterzuentwickeln, spielte beim FC Hambergen in der Oberliga, beim TuS Harsefeld in der Regionalliga und beim SV Ahlem in der 2. Bundesliga. Dann wechselte er ins damalige Zweitliga-Team des SV Werder, mit dem er bereits zuvor als Ju- gendlicher regelmäßig trainiert hatte. Seit 1. Oktober 1984 ist Sascha Greber Mitglied bei den Grün-Weißen. Parallel zur Tisch- tennis-Karriere ‚baute‘ er sein Abitur, zog mit 19 zu Hause aus in die erste eigene Wohnung in Bremen und absolvierte seinen Zivildienst im damaligen Jugend-Freizeitheim in Achim. Viele Jahre lang glänzte Sascha Greber als Leistungsträger des SVWerder in der 2. Bundesliga. „Die erste Liga war weit weg für mich, ich war ein ordentlicher Zweitliga-Spieler“, findet er. Und als sich im Jahr 2000 der langjährige Teammanager Lambert Blank zurückzog, übernahm Greber dessen Aufgaben: „Einige Zeit lang war ich Spieler und Teammanager. Aber wenn man sich bis kurz vor den Spielen um Organisatorisches kümmern und dann auf einmal als Spieler an den Tisch muss, wird es ir- gendwann zu viel.“ Also wechselte Greber zunächst in die zweite Mannschaft und konzentrierte sich später voll auf die Aufgabe als Teammanager. Von Beginn an legte er dabei den Grundstein für die herausra- gende Entwicklung des Tischtennis beim SV Werder in den ver- gangenen zwei Jahrzehnten. In der Saison 2002/2003 holten die Grün-Weißen den Meistertitel in der 2. Bundesliga, verzichteten aber aus finanziellen Gründen auf den Aufstieg. 2005 erhielt das Team dann als Tabellenzweiter erneut die Möglichkeit zum Sprung ins Oberhaus und wagte den Aufstieg. Sascha Greber stellte daraufhin eine ganz entscheidende Weiche: „In der ersten Liga mussten wir einen A-Lizenz-Trainer haben“, erzählt er. „Also habe ich beim Deutschen Tischtennis-Bund nachgefragt, welche Trainer gerade ausgebildet worden sind. Ich wollte einen jungen Trainer haben, der zudem ins familiäre Umfeld bei Werder passt.“ Empfohlen wurde Greber daraufhin der gerade 25 Jahre alte Coach des damaligen Frauen-Bundesligisten TuS Bad Driburg: Cristian Tamas. „Er hat sich in Bremen vorgestellt und war dann ganz schnell unser Trainer“, lacht der Teammanager. Die Chemie zwischen beiden stimmte sofort. Der sportliche Weg war da- gegen zunächst steinig. „Für uns war die erste Liga damals ein großes Abenteuer. Wir haben versucht, mit der Zweitliga-Mann- schaft durchzukommen, wollten nach dem Aufstieg nicht alle Spieler verabschieden.“ Die Quittung: der direkte Wiederabstieg. Doch der Lohn dafür, dass danach kontinuierlich und mit klarem Ziel weitergearbeitet wurde: der direkte Wiederaufstieg 2007. Seitdem ist es vor allem dem bestens harmonierenden Duo Greber/Tamas zu verdanken, dass der SV Werder zu einem Aus- hängeschild des deutschen Tischtennis geworden ist. „Nach dem Wiederaufstieg haben wir versucht, uns durch seriöse Arbeit in der Bundesliga einen Namen zu machen“, sagt Greber. „Wir konnten nicht von Beginn an Weltklasse-Spieler verpflichten.“ Nach nur kurzer Zeit aber schon, und so standen in den vergan- genen Jahren zum Beispiel mit Jens Lundqvist, Kamal Achanta, Lars Hielscher, Adrian Crisan, Bastian Steger, Chuang Chih-Yuan oder aktuell Mattias Falck jede Menge Top-Profis für die Grün- Weißen am Tisch. Ein wichtiger Baustein dafür: die bereits seit vielen Jahren bestehende hochklassige Trainingsgruppe in Bre- men – mit durchgehend zehn bis 14 Spieler:innen – unter der Re- gie von Cristian Tamas. Doch Teammanager und Trainer verbindet mehr als die Arbeit für den SV Werder. Bereits 2005 eröffneten sie gemeinsam ihr Tischtennis-Fachgeschäft ‚Magic Tischtennis‘. „Ich hatte schon immer den Wunsch, mich selbstständig zu machen“, verrät Gre- ber, der bereits als Schüler begonnen hatte, im damaligen Shop des 2019 verstorbenen Wolfgang Froese zu arbeiten. „Wir waren in der Branche bekannt, mussten nicht bei Null anfangen. Das hat uns beim Start geholfen. Es gab von Beginn an ein riesen- großes Potenzial“, so Greber, der mit Ehefrau Petra und der 14 Jahre alten Tochter Marie mittlerweile seit langem in Bremen- Habenhausen wohnt. Dabei ist klar: Im Jahr 2005 fand Sascha Greber mit Cristian Tamas nicht nur einen exzellenten Trainer für Werder und einen zuverlässigen Geschäftspartner: „Uns verbindet eine sehr enge Freundschaft.“ Anders wären die gemeinsamen Aufgaben wohl auch nicht zu bewältigen. „Mehr Zeit als wir kann man kaummit- einander verbringen“, lacht Greber und macht kein Hehl daraus, dass Veränderungen derzeit nicht sein großes Ziel sind: „Ich fühle mich Werder sehr verbunden, lebe meinen Traum der Selbststän- digkeit. Das passt alles sehr gut zusammen. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Martin Lange

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