WERDER MAGAZIN Nr. 364

Horst Steffen verbreitet jede Menge positive Energie, auch in schwierigen Zeiten. Im Interview erklärt der 56 Jahre alte Fußballlehrer seine Fußball-Philosophie, erinnert sich an seine Arbeit mit Nick Woltemade und an seine eigene Karriere als BundesligaSpieler. WERDER MAGAZIN 364 13 s „DIE FANS SOLLEN IMMER UNSEREN MUT SPÜREN“ WERDER MAGAZIN: Das furiose 4:0 bei Borussia Mönchengladbach war dein erster Bundesliga-Sieg mit dem SV Werder. Wie bewertest du diesen Erfolg? HORST STEFFEN: Ich war sehr glücklich darüber, wie wir diesen Sieg eingefahren haben. Denn es war zu Beginn kein leichtes Spiel. Wir haben es allerdings geschafft, die gefährlichen Szenen der Borussia gut zu verteidigen. Insgesamt war es eine sehr starke Mannschaftsleistung. Ich habe mich besonders darüber gefreut, dass auch die Spieler, die während des Spiels von der Bank kamen, sofort ihren Anteil hatten. Das hat auch schon beim 3:3 gegen Bayer Leverkusen geklappt. Wie hast du dieses erste Heimspiel mit Werder im Weserstadion erlebt? Es hat wahnsinnig viele Emotionen freigesetzt… Schon vor dem Anpfiff, als ich das volle Weserstadion und die Choreo in der Ostkurve gesehen habe. Dann der schnelle Rückstand, die Fehler in unserem Spiel, trotzdem noch vor der Pause der Anschluss zum 1:2. Nach der Pause wieder der Rückschlag durch das 1:3 und die Rote Karte. Und am Ende hat Karim (Coulibaly, Anm. d. Red.) dem Ganzen mit dem Ausgleich die Krone aufgesetzt. Ich war sehr froh, dass wir nach diesem Spiel alle glücklich nach Hause gegangen sind. Was war das Besondere für dich an diesem Tag? Das Stadion war unglaublich laut, auch nach dem 1:3-Rückstand. Diese Unterstützung zu spüren, war etwas ganz Besonderes. Nach dem Abpfiff hat die Mannschaft ihre Runde durchs Stadion gedreht, und fast alle Fans waren noch da. Das war beeindruckend und hat gezeigt, dass es hier rund um die Mannschaft ein sehr feines Gespür dafür gibt, in welcher Situation wir uns gerade befinden. Und dass die Voraussetzungen zum Saisonstart durch die vielen Verletzungen nicht so günstig waren. Es ist bekannt, dass dir ein 3:3 lieber ist als ein 0:0… Ja, ich stehe für Spektakel (lacht). Im Ernst: Unser Fußball soll Erlebnisse bringen. Die Begeisterung nach dem Abpfiff soll den Menschen in Erinnerung bleiben. Das ist uns im ersten Heimspiel schon ganz gut gelungen… Dennoch: Du hast die Fehler erwähnt, die zum 1:3-Zwischenstand führten. Wie habt ihr diese Phase des Spiels aufgearbeitet, ohne die unglaubliche Energieleistung der Mannschaft am Ende zu schmälern? Es braucht immer beides: Eine sachliche, inhaltliche Analyse, die die Jungs von uns auch erwarten. Und trotzdem sind wir insgesamt zu Hause mit einem Erfolgserlebnis in die Saison gestartet. Wir haben gesehen, was in einer fast aussichtslosen Situation gegen einen Gegner wie Leverkusen für uns noch möglich ist. Wir sind drangeblieben, haben an uns geglaubt. Und ich habe in dieser Phase auch schon ein bisschen vom ‚gedankenlosen Spiel‘, das ich von der Mannschaft sehen will, erkannt. Wir wollen dahin kommen, dass wir von Beginn an ‚gedankenlos‘ spielen. Was genau verstehst du darunter? Als Spieler habe ich mich früher immer sehr unter Druck gesetzt, wollte unbedingt gewinnen, konnte überhaupt nicht verlieren. INTERVIEW

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