INTERVIEW s „Unser Fußball soll Erlebnisse bringen“, sagt Horst Steffen, hier beim Jubel mit den Fans nach den Spielen in Mönchengladbach (großes Foto) und gegen Leverkusen (kleines Foto). WERDER MAGAZIN 364 15 mich nicht so sehr berührt, ob wir gewinnen oder verlieren. Aber das war unmenschlich, mir so etwas abzuverlangen. Deine erste Station als Trainer war 2003 der SC Kapellen-Erft in der Landesliga. Warum hast du dich für den Weg als Trainer entschieden? Ich hatte schon als Spieler die B- und die A-Trainer-Lizenz erworben und früh das Gefühl, dass ich etwas vom Fußball verstehe und in der Lage sein würde, als Trainer zu arbeiten. Als ich dann zum ersten Mal in der Landesliga auf dem Trainingsplatz stand, wusste ich, dass ich in meinem Element bin. Dass daraus eine Karriere im Profifußball wird, war allerdings nicht planbar. Schließlich gibt es viele ehemalige Spieler, die als Trainer Geld verdienen wollen. Zwischen 2008 und 2013 hast du die U19-Mannschaft des MSV Duisburg und anschließend die U17 und die U19 von Borussia Mönchengladbach verantwortet. War es danach ein bewusster Schritt, wieder in den Erwachsenenbereich zu wechseln und das Angebot des damaligen Drittligisten Stuttgarter Kickers anzunehmen? Ich wollte grundsätzlich immer im Erwachsenenfußball arbeiten. Aber einen Job zu finden, ist nicht immer leicht. Daher war ich einfach froh, als Trainer arbeiten zu dürfen, und habe mich im Nachwuchs der beiden Clubs um die Entwicklung der Talente gekümmert. Aber ich wollte immer Mannschaften entwickeln, eine Spielphilosophie auf den Platz bringen. Daher habe ich mich gefreut, als die Anfrage kam, die Stuttgarter Kickers in der 3. Liga zu übernehmen. Dafür hast du mit Mitte 40 erstmals deine Heimat am Niederrhein verlassen… Ja, ich wollte raus in die Welt (lacht). Ich bin froh über jede Station, an der ich gearbeitet habe. Denn das hat mir die Möglichkeit gegeben, die Menschen in der jeweiligen Region kennenzulernen und zu erleben, wie unterschiedlich sie sind. Das gilt auch für die jeweiligen Mannschaften. Mir ist wichtig, dass jeder so sein darf, wie er ist, vorausgesetzt natürlich, dass es der Gruppe nicht schadet. Wie hast du es empfunden, wenn dein Engagement als Trainer auch mal nach kurzer Zeit schon wieder beendet war? Ich gebe zu: Das bereitet mir regelmäßig Schmerzen. Jeder Trainer hat ein Stück weit das Gefühl, das Beste für den Erfolg seiner Mannschaft und des Vereins zu tun. Die erste Entlassung in Stuttgart war sehr hart. Dort war eine sehr gute Gemeinschaft entstanden. Wir hatten mehreren verletzten Spielern, die arbeitslos waren, eine neue Chance gegeben und waren erfolgreich. Das hat zu starken Bindungen zwischen Spielern und Trainerteam geführt. Und es war schwierig, Worte zu finden, als ich mich verabschieden musste. Danach hatte ich eher kurze Zeiten in Münster und Chemnitz. Trotzdem war es immer schade zu
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