gehen, weil ich überall viele Menschen mochte und sie nicht freiwillig verlassen habe. Umgekehrt war es in Elversberg wohl so, dass auch viele Schmerzen hatten, als ich gesagt habe, dass ich zu Werder Bremen gehe. Wer verlassen wird, ist immer etwas betroffener, als die Menschen, die verlassen. Ich habe mir vorgenommen, nichts mehr persönlich zu nehmen. Und ich hoffe, dass hier erstmal keine Trainerentlassung ansteht… (lacht) Viele Fans in ganz Fußball-Deutschland haben mit euch gelitten, als ihr mit der SV Elversberg den Aufstieg in die Bundesliga durch die unglückliche 1:2-Niederlage im Rückspiel der Relegation gegen Heidenheim nur ganz knapp verpasst habt. Wie hast du diesen Abend erlebt? Es war sehr hart… Ich hätte es allen im Verein gegönnt. Und das Rückspiel verlief auch so, dass man das Gefühl hatte: Es ist möglich. Wir haben den Gegner kontrolliert, das 2:1 geschossen, das wegen minimaler Abseitsstellung nicht anerkannt wurde. Die Jungs haben alles auf dem Platz gelassen, um diesen Erfolg zu feiern. Direkt nach dem Abpfiff habe ich gedacht: Das gibt es doch nicht. Aber dann war es meine Aufgabe, die Jungs zu trösten, in den Arm zu nehmen und meine eigene Enttäuschung erstmal hintenanzustellen. Wie verliefen deine ersten Gespräche mit den Verantwortlichen des SV Werder? 16 WERDER MAGAZIN 364 Wir haben uns gegenseitig kennengelernt, versucht, Werte auszutauschen. Mich hat beeindruckt, dass das gleich zu Beginn unseres ersten Gesprächs kam und es nicht erst darum ging: Wie werden wir leistungsfähiger? Welche Punktzahl müssen wir erreichen? Welche Titel wollen wir holen? Wie wollen wir besser werden? Dass sich zunächst der Verein vorgestellt hat, hat mir imponiert. Mir wurde dadurch deutlich, dass es hier sehr darum geht, familiär miteinander umzugehen. Ich hatte Werder als Außenstehender so wahrgenommen und dann im Gespräch den Eindruck, dass es tatsächlich so gelebt wird. Wir saßen insgesamt vier Stunden zusammen. Ich habe vorgestellt, wie ich bisher gearbeitet habe. Das hat offensichtlich alle so überzeugt, dass sie gesagt haben: Wir wollen das gerne mit Horst machen (lacht). Hast du Werder in den ersten Wochen so erlebt, wie es dir beschrieben wurde? Der Umgang miteinander ist hier außergewöhnlich, sehr offen, sehr klar. Es wird wenig persönlich genommen. Es geht immer um die Sache, um die Frage, wie wir gemeinsam weiterkommen, wie wir die Werder-Werte transportieren und unser Spiel sehen wollen. Wie hat sich deine Spielidee als Trainer im Laufe der Zeit ausgeprägt? Ich habe als Spieler unter meinem damaligen Trainer Wolfgang Ob erfahrener Profi wie Marco Grüll (Foto li.) oder Nachwuchstalent Salim Musah – Cheftrainer Horst Steffen betont: „Ich versuche allen Spieler deutlich zu machen, dass ich ihnen vertraue.“ s Foto: nordphoto Foto: nordphoto
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