WERDER MAGAZIN Nr. 364

INTERVIEW s wir spielen genau so weiter, treffen aber plötzlich das Tor nicht mehr… Oder man führt 2:0, kontrolliert die Partie. der Gegner schießt zwei Mal aufs Tor, auf einmal steht es 2:2. Oder der Schiedsrichter gibt eine Rote Karte, obwohl es keine war. Es gibt so viele Unwägbarkeiten, dass ich mir vorab keine Vorstellungen von einer Saison mache. In Elversberg wollten wir im zweiten Zweitliga-Jahr ein ordentliches Ergebnis schaffen und sind am Ende fast aufgestiegen. Und unabhängig von einem bestimmten Tabellenplatz? Natürlich wollen wir gerade hier im Weserstadion die Fans begeistern und glücklich machen. Aber es ist auch klar, dass uns die Gegner das nicht immer gestatten werden. Wir wollen immer das Beste herausholen – so wie zum Beispiel das 3:3 nach 1:3-Rückstand und Unterzahl gegen Leverkusen. Werder ist deine erste Station in Norddeutschland. Wie gefällt dir Bremen? Die Menschen, die ich bisher kennengelernt habe, waren unglaublich wohlwollend. Ich habe es noch nie erlebt, dass überall in der Stadt die Fans gute Wünsche aussprechen oder ein Foto mit mir machen wollen. Viel gesehen habe ich bisher leider nicht. Ich hoffe, dass ich mir in den nächsten Wochen häufiger das Fahrrad nehmen kann, um die eine oder andere Ecke Bremens zu erkunden. Interview: Martin Lange WERDER MAGAZIN 364 19 gegen den Ball. Nick musste dabei auch schmerzhafte Momente aushalten, hat zunächst wenig gespielt. Ich erinnere mich daran, dass ich ihn im Spiel bei Viktoria Köln in der 88. Minute eingewechselt habe. Ich habe gespürt, dass ihm das wehtat. Daraufhin habe ich ein längeres Gespräch mit ihm geführt, um ihm mein Vertrauen auszudrücken, ihn zu stärken. Das hat er als sehr wertvoll erachtet und sich nicht hängengelassen. Er hat neuen Mut gefasst, ist am Ball geblieben. Und es hat dann nur noch ein paar Spieltage gedauert, bis er total drin war und in der 3. Liga richtig gute Leistungen gezeigt hat. Wird dir schwindelig, wenn du nun die Ablösesumme für seinen Wechsel zu Newcastle United siehst, die mit mehr als 80 Millionen Euro kolportiert wird? Nick hat es selbst in einem Interview gesagt: Er hat seinen Preis nicht gemacht. Grundsätzlich gilt: Wir machen als Fußballer unsere Arbeit, lieben unseren Job und können uns glücklich schätzen, dass das viele interessiert und wir mit dem Fußball Geld verdienen können. Es gibt viele andere, die ein Hobby mit großer Leidenschaft betreiben, aber kein Geld dafür bekommen. Wir dürfen uns selbst nicht zu wichtig nehmen. Wenn wir Geld verdienen, ist es gut. Wenn es etwas mehr ist, dann auch. Wir nehmen es keinem weg. Und was man damit macht, ist letztlich jedem selbst überlassen. Wie hast du reagiert, als du erfahren hast, dass es am Ende der Transferperiode die Möglichkeit gab, Victor Boniface für Werder zu gewinnen? Ich habe gedacht: Wenn wir einen solchen Spieler bekommen können, ist das für uns sehr gut. Ich fand sein Spiel für Bayer Leverkusen großartig. Wir freuen uns sehr, dass er zu unserem Team gehört und hoffen, dass er ähnlich spielen kann wie dort. Du machst grundsätzlich einen sehr entspannten Eindruck. In welchen Momenten hast auch du mal Stress? Die ersten Wochen bei Werder waren anspruchsvoll. Bei meinem Torjubel nach dem Treffer der Mannschaft zum 3:3 gegen Leverkusen konnte man sehen, dass einiges aus mir herausgekommen ist (lacht). Meistens lasse ich es nicht zu, dass das jemand mitbekommt. Weil es nicht um mich geht, sondern um die Gruppe. Und meistens habe ich tatsächlich keinen Stress. Ich versuche so zu arbeiten, dass ich von meinen Spielern Energie bekomme, auch von unserer Spielweise, von den Fans im Stadion. Wenn ich täglich trainiere, ist viel Energie da. Klar ist aber auch: Wenn man ein paar Mal verliert, kommen andere Gedanken. Und die rauben Energie. Wenn ich viel über die Zukunft nachdenke, wird es meistens etwas stressiger. Was muss passieren, damit du am Ende dieser Saison ein positives Fazit ziehst? Das kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht, wie unsere Zukunft aussehen wird. Dass wir in den ersten Wochen meiner Arbeit so viele Verletzungen zu beklagen hatten, konnte man nicht vorhersehen. Das kann so weitergehen, kann aber hoffentlich auch sehr viel besser werden. Es gibt unglaublich viele Faktoren, die ich nicht beeinflussen kann, die aber letztlich das Ergebnis beeinflussen. Ich habe schon einiges erlebt: 17 Punkte Vorsprung in der 3. Liga, Horst Steffen: „Ich versuche so zu arbeiten, dass ich von meinen Spielern Energie bekomme, auch von unserer Spielweise, von den Fans im Stadion.“

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