WERDER MAGAZIN Nr. 364

INTERVIEW s WERDER MAGAZIN 364 23 (lacht). Ich hatte gute Gespräche mit den Verantwortlichen beim DFB, dort wären allerdings nur die U19 und die A-Nationalmannschaft in Frage gekommen. Die U23 wurde erst später eingeführt. Dadurch, dass ich die entsprechenden Qualifikationen hatte und durch meine bisherigen Tätigkeiten nicht ganz unbekannt war, wäre es eventuell denkbar gewesen, damals schon in die erste Liga zu gehen. Es gab Angebote. Ich habe sehr intensiv überlegt, was der beste Schritt ist, und fand es dann sehr spannend, die U20 bei Eintracht Frankfurt zu übernehmen. Was ist dir wichtig im Umgang mit deinen Spielerinnen? Dass es gelingt, gemeinsam mit der Mannschaft ein Klima zu schaffen, in dem man sich gegenseitig respektiert und jede ihre jeweilige Rolle annimmt. Wir haben mehr als 20 Spielerinnen, die sich gut vorstellen können, von Anfang an zu spielen, aber es kann nur elf geben. Als Trainerin macht man meistens mehr Spielerinnen unglücklich als glücklich und ist darauf angewiesen, dass sie die Entscheidungen akzeptieren und respektieren, auch wenn sie sie nicht immer verstehen. Mir ist wichtig, dass nach einer Saison oder nach der gemeinsamen Zusammenarbeit alle gerne daran zurückdenken und sagen, dass man zusammen eine gute Zeit hatte. Warum hast du dich für Michaela Specht und Björn Bremermann als Co-Trainer entschieden? Mir ist wichtig, dass Trainerteams heterogen sind. Beide bringen eine positive Fußballverrücktheit mit – und sind sehr unterschiedlich. Michi hat Erfahrungen als Spielerin und im Analysebereich gesammelt. Björn hat als Trainer in verschiedenen Alters- und Leistungsklassen gearbeitet, ist methodisch und didaktisch sehr stark und kümmert sich daher um die Trainingssteuerung und -gestaltung. Dazu kommen Hendrik Lemke als Torwart-Trainer und Hannes Mühl, dem als Athletiktrainer in der Belastungssteuerung eine wichtige Rolle zukommt. Wir sind unterschiedliche Typen mit unterschiedlichen Ansprachen, die trotzdem sehr gut harmonieren. Wenn man in Deutschland den Frauenfußball voranbringen will, kann das sicher manchmal ganz schön anstrengend sein? Es ist tatsächlich immer noch in vielen Bereichen Tag für Tag Pionierarbeit. Aber ich habe diese Aufgabe bewusst gewählt. Entwicklungen voranzutreiben, kostet Energie und ist manchmal auch frustrierend. Andererseits geht es voran, wir sind bei vielen Themen auf einem guten Weg. Wenn das nicht der Fall wäre, dann hätte es mich irgendwann nicht mehr im Fußball gehalten, sondern ich hätte – auch aus Selbstschutz – einen anderen beruflichen Weg eingeschlagen… Oder du wechselst in den männlichen Bereich… Auch das wäre noch Pionierarbeit… Im Leistungsbereich wäre ich immer noch eine der ersten Frauen. Es gab in der Vergangenheit Optionen für mich, eine Männer-Mannschaft in der Regionalliga zu übernehmen oder die Leitung des Leistungszentrums bei einem Bundesliga-Club. Ich fand diese Aufgaben spannend und Fritzy Kromp sagt über den Frauenfußball in Deutschland: „Entwicklungen voranzutreiben, kostet Energie und ist manchmal auch frustrierend. Andererseits geht es voran, wir sind bei vielen Themen auf einem guten Weg.“

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