INTERVIEW WERDER MAGAZIN 364 27 Eine Aufgabe, die gut zu dir passt? Es war vorher nie mein Ziel. Aber ich hatte von Beginn an keine Berührungsängste. Ich fand es cool, weil ich gerne über Fußball rede und Fußball gerne so erkläre, dass es jeder versteht. Ich denke, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Es war allerdings von Anfang an klar, dass mein Job immer vorgeht. Das ZDF ist für mich auch kein zweiter Job, sondern ich mache es nebenbei, wenn ich Kapazitäten dafür habe. Zum Expertenteam des ZDF gehört auch Per Mertesacker, der von 2006 bis 2011 für Werder gespielt hat. Was hat er dir über den Verein erzählt? Nur Gutes… Wenn man sich mit Per unterhält, bekommt man den Eindruck, dass ihn die Zeit in Bremen sehr geprägt hat. Außerdem hat er noch sehr viele Verbindungen zu den Menschen hier, nicht nur durch die Freundschaft zu Clemens Fritz. Ich habe gespürt, dass seine positive Meinung über Werder sehr ehrlich ist. Ich habe ihn allerdings nicht um Rat gefragt, ob ich die Aufgabe hier übernehmen soll (lacht). Hast du Werder in den ersten Wochen so familiär kennengelernt, wie der Verein oft beschrieben wird? Tatsächlich sind hier alle Bereiche sehr eng beieinander, deshalb auch sehr nahbar. Ich kenne keinen anderen Bundesligisten, bei dem das so ist. Häufig sind die Männer irgendwo anders. Oder das Leistungszentrum ist ausgelagert. Oder die Frauen sind an einem anderen Ort als die Männer. Klar hat ein eigenes Zentrum für jeden Bereich auch Vorteile. Aber so wie hier ist es mir lieber, mit Geschäftsstelle, Männern, Frauen und Nachwuchs auf einem Gelände. Ich fühle mich sehr wohl. Was erwartest du insgesamt von dieser Saison? Es könnte die spannendste und sportlich beste Saison werden, die es bisher gab. Nicht zuletzt aufgrund der Aufsteiger, allen voran Union Berlin, die personell enorm aufgerüstet haben. Insgesamt gab es so viele Transfers wie noch nie, dazu sechs neue Bundesliga-Trainerinnen oder -Trainer. Bayern, Wolfsburg und Frankfurt sind die Kandidaten für die ersten drei Plätze, dahinter kann viel passieren. Deshalb hoffe ich darauf, dass wir uns schnell finden. Dass wir die Großen ärgern können. Dass wir vielleicht erkennen, dass es tatsächlich möglich ist, die starke letzte Saison zu bestätigen. Einfach wird das allerdings nicht. Wo wird der deutsche Frauenfußball in fünf Jahren stehen? Ich hoffe, dass wir die Professionalisierung weiter vorantreiben können, dass es möglich sein wird, die Lücke zu England etwas zu schließen. Wir müssen versuchen, den Frauenfußball und die Teams zu einer eigenständigen Marke zu entwickeln – im selben Club wie die Männer, aber mit eigener Identität und eigenen Werten. Wir sehen bei Länderspielen, wie gut der Frauenfußball von den Fans angenommen wird. Ich wünsche mir, dass wir in fünf Jahren sagen können, dass alle Spielerinnen Voll-Profis sind. Mit dem VfB Stuttgart, Borussia Dortmund oder Schalke 04 drängen weitere Teams nach oben. Und interessant ist insbesondere, wenn es Vereine schaffen, den Frauenfußball zunehmend unabhängig von den Männern zu entwickeln. Interview: Martin Lange s Die Neuen bei der Saisoneröffnung im Weserstadion: Fritzy Kromp an der Seite von Männer-Cheftrainer Horst Steffen. Beide erleben ihr erste Saison als Verantwortliche im Fußball-Oberhaus.
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