WERDER MAGAZIN Nr. 364

INTERVIEW s Stammspieler in der U21-Nationalmannschaft, spielte dort mit vielen starken Bayern-Spielern wie Markus Babbel, Christian Ziege, Christian Nerlinger, Markus Münch und auch Heiko Herrlich, damals bei Bayer Leverkusen. Aber bei Werder saß ich in der Bundesliga nicht mal auf der Bank. Das war schwierig für mich. Mit etwas zeitlichem Abstand weiß ich natürlich, dass man immer für sich selbst verantwortlich ist und sich kein Alibi bei anderen suchen sollte. Dein Debüt hatte es dann allerdings in sich. Das Champions-League-Spiel gegen den AC Mailand im März 1994 war dein erster Pflichtspiel-Einsatz bei den Profis… Das war verrückt! Ich war damals – wie übrigens auch Frank Rost – bei der Bundeswehr, konnte dadurch vormittags nicht beim Training sein und stand trotzdem bei diesem Spiel im Kader. Kurz vor Schluss rief mich Co-Trainer Kalli Kamp zur Bank. Da habe ich mir fast in die Hose gemacht… (lacht) Auf weitere Einsätze musstest du anschließend einige Zeit warten, bis du in der Saison 1996/1997 unter Dixie Dörner regelmäßig gespielt hast. Wie kam es dazu? Er war während meiner Zeit in der U21-Nationalmannschaft dort Co-Trainer gewesen. Ich wusste, dass er etwas auf mich hielt. Allerdings waren wir damals als Mannschaft weniger erfolgreich. Dixie Dörner stand ziemlich unter Druck. Für die neue Saison wurden dann auf meiner Position gleich mehrere Spieler verpflichtet. Daraufhin habe ich mich umgesehen. Ich hatte das Gefühl, als Spieler aus dem eigenen Nachwuchs weniger wert zu sein als andere. Werder wollte mit mir allerdings verlängern. Und im Nachhinein muss ich sagen: Vielleicht hätte ich damals etwas mehr Geduld haben müssen. Denn wenig später wurde Thomas Schaaf Cheftrainer, mein früherer A-Jugend-Trainer… Du bist jedoch zu Fortuna Düsseldorf gewechselt… …dort habe ich auch gespielt. Im Verein gab es jedoch eine gewisse Unruhe… … so dass du erst kurze Zeit in England gespielt hast, um dann in die österreichische Bundesliga zu wechseln… Bei Schwarz-Weiß Bregenz hatte ich vier tolle Jahre. Als kleiner Verein mit vergleichsweise geringem Budget sind wir nie aus der ersten Liga abgestiegen, haben sogar im UI-Cup gespielt, unter anderem gegen AC Turin. Anschließend bist du nach Bremen zurückgekehrt. Wie schwierig war die berufliche Orientierung nach deiner Spielerkarriere? Es fiel mir nicht leicht. Ich habe dann die Chance bekommen, bei Werder eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann zu absolvieren, konnte unter Thomas Wolter als Stand-by-Spieler in der U23 spielen. Dafür war ich sehr dankbar. Zwar hatte ich schon während meiner Zeit als Spieler die A-Lizenz erworben. Trainer zu sein, war letztlich aber nicht mein Ziel. Ich wusste, dass ich mich im organisatorischen Bereich wohler fühle. Ich hatte dann ein Angebot, als Scout im WERDER Leistungszentrum zu arbeiten. Aber parallel kam die Anfrage von Dieter Burdenski, für die ich mich schließlich entschieden habe. Dein Sohn Miro hat als Handballer den Sprung in die Bundesliga geschafft und im März dieses Jahres erstmals für die deutsche A-Nationalmannschaft gespielt. Welche eigenen Erfahrungen konntest du ihm für seinen Weg im Leistungssport mitgeben? Es wäre falsch zu sagen, dass er sich an mir orientiert hat. Er hat seinen Weg allein gefunden. Erst hat er Fußball gespielt, hat sich dann aber für den Handball entschieden, weil viele seiner Freunde damals beim ATSV Habenhausen spielten. Für mich war das im ersten Moment komisch, weil er ein richtig guter Kicker war. Aber natürlich war es wichtig, dass er das macht, was ihm Spaß macht. Seine Entwicklung war der Hammer, gerade nach seinem Wechsel zum VfL Gummersbach und dem Sprung in die Nationalmannschaft. Natürlich ist man da als Vater mächtig stolz… So wie ich auch auf meine anderen Kinder stolz bin, die ebenfalls eine tolle Entwicklung genommen haben. Interview: Martin Lange WERDER MAGAZIN 364 33 Beim ‚Tach der Fans‘ im Jahr 2024 spielten auch ehemalige Spielerinnen der Grün-Weißen für die WERDER LEGENDEN. Lars Unger (Foto re., re.) lief ebenfalls mit auf.

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