INTERVIEW WERDER MAGAZIN 364 37 s nach Celle gewechselt. Ich war damals 22. Und der Unterschied zur holländischen Liga war groß, körperlich und in Sachen Spieltempo. Ich brauchte ein Jahr, um richtig anzukommen. Insgesamt neun Jahre lang hast du in Deutschland in der ersten und zweiten Liga gespielt, abgesehen von einem einjährigen Abstecher zu Bayer Leverkusen ausschließlich beim SVG Celle. Mit welchen Gedanken blickst du auf deine Karriere zurück? Ich bin über weite Strecken sehr zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Ich hatte auch Angebote von Erstliga-Mannschaften, die in der Tabelle weiter oben mitgespielt haben. Aber während der einen Saison in Leverkusen habe ich gemerkt, wie wichtig es mir ist, dass über den Handball hinaus auch das gesamte Umfeld stimmt. Daher die Entscheidung für Celle? Ja, dort stimmte das Gesamtpaket für mich. Ich konnte neben dem Handball in der Schule arbeiten. Natürlich ist über die vielen Jahre auch ein Freundeskreis entstanden. Es war ein kleiner Verein. Wir haben hart trainiert, mussten bei Vielem selbst mit anpacken, hatten einen Trainer, der neben dem Handball in Vollzeit gearbeitet hat. Mit diesen Rahmenbedingungen haben wir damals sehr viel erreicht. Das hat Spaß gemacht. Den Sprung in die niederländische Nationalmannschaft hast du damals nur knapp verpasst… Vor mir gab es in Holland eine Handball-Generation, die sehr lange in der Nationalmannschaft gespielt hat. Der Nationaltrainer hat sich damals nicht getraut, auf den Nachwuchs zu setzen. Vielleicht gab es auch nicht genug Qualität. Als dann Henk Groener das Amt übernahm, hat er viele Spielerinnen, die im Ausland spielten, eingeladen, auch neue, die vorher noch nicht dabei waren. Dadurch war ich auch bei einem Lehrgang der Nationalmannschaft. Aber es gab dann sogar schon die nächste Generation nach mir. Ich dagegen war ‚schon‘ Mitte 20, und der Trainer hat schließlich auf die noch jüngeren gesetzt. Wie schmerzhaft war das? Es muss ein tolles Erlebnis sein, für sein Land zu spielen. Aber ich bin nicht traurig, dass ich das nicht geschafft habe. Während meine Mitspielerinnen teilweise noch lange nach der Saison gespielt haben, konnte ich regenerieren. Meinem Körper hat es gutgetan, nicht auch noch in der Nationalmannschaft zu spielen. Wie verliefen deine ersten Schritte als Trainerin? Ich habe als Jugendliche viel Zeit in der Sporthalle verbracht. Und weil ich sowieso da war, wurde ich mit 13 oder 14 gefragt, ob ich beim Training der Minis helfen möchte. Es hat nicht lange gedauert, bis ich selbst einen Hallenschlüssel bekommen habe und das Training allein und eigenverantwortlich geleitet habe... Was hat dich damals an dieser Aufgabe gereizt? Ich kannte es aus meiner Jugend-Mannschaft, dass ich als eine der besseren Spielerinnen meine Mitspielerinnen unterstütze, so dass alle als Team mitgenommen werden. Denn man kann im Handball nur als Mannschaft erfolgreich sein. Daraus ist entstanden, dass es mir schon immer Spaß gemacht hat, Kinder durch Sport zu beschäftigen, sie zu bewegen, dafür zu sorgen, dass sie Spaß am Handball haben. Wenn es dann später um Leistungssport ging, war es mir immer wichtig, den Spielerinnen näherzubringen, welch tolle Erlebnisse man als Mannschaft im Sport haben kann. Man gewinnt zusammen, man verliert zusammen, besucht Turniere. Insbesondere seit ich als Spielerin aufgehört habe, ist es mir wichtig, meine eigenen Erfahrungen weiterzugeben und die Erlebnisse, die mir der Sport ermöglicht hat, auch anderen zu ermöglichen. Was ist dir besonders wichtig im Umgang mit deinen Spielerinnen? Dass wir Spaß haben. Das ist die wichtigste Grundlage für alles weitere. Denn wir stehen fast jeden Tag zusammen in der Halle, manchmal zwei Mal am Tag. Außerdem gehören für mich Ehrlichkeit und eine transparente Kommunikation unbedingt dazu. Auch wenn man mal unterschiedlicher Meinung ist, sollte man damit nicht hinterm Berg halten. Alle im Team sollten immer wissen, woran sie sind. Das versuche ich vorzuleben und erwarte es auch von meinen Spielerinnen und vom Staff. Grundsätzlich gilt bei mir im Spiel und im Training: Fehler sind erlaubt, daraus lernen wir. Leider wird heutzutage auf der Welt an zu vielen Stellen vorgelebt, dass man perfekt sein muss. Du hast in deiner Karriere auch Erfahrungen als Trainerin einer Männer-Mannschaft gesammelt. Was war anders? Bei Männern ist es einfacher, im Training oder Spiel mal ein bisschen deutlicher in der Ansprache zu werden. Sie nehmen das nicht so schnell persönlich wie Frauen. Natürlich haben Männer andere körperliche Voraussetzungen. Aber es ist auch Handball. Am Anfang gab es einige, die dachten: Was will die s Renee Verschuren sagt: „Alle im Team sollten immer wissen, woran sie sind. Das versuche ich vorzuleben.“ Foto: hansepixx
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