WERDER MAGAZIN Nr. 364

MAGAZIN WERDER MAGAZIN 364 45 s Patrice Covic (Foto li.) und Karim Coulibaly (Foto re.) schafften bereits den Sprung aus Werders Leistungszentrum in die Bundesliga, weitere Talente sollen folgen. Wichtig ist zudem, dass die Nachwuchsspieler, die nicht Teil des Top-Talente-Programms sind, ebenfalls eine sehr gute Chance haben, den Sprung in den Profibereich zu schaffen. Der Unterschied: „Bei den Top-Talenten haben wir den Eindruck, dass sie es sehr früh schaffen können“, erklärt Schierenbeck und vergleicht diesen Sprung mit dem Überspringen einer Klasse in der Schule. Nicht zu vergessen: Die jungen Menschen, um die es in diesem Programm geht, sind überwiegend erst 17 oder 18 Jahre alt. Viele von ihnen stehen vor großen persönlichen Veränderungen. Sie machen in dieser Zeit ihren Schulabschluss, suchen zum ersten Mal eine eigene Wohnung oder werden volljährig. „In dieser Phase brauchen sie jemanden, der den Überblick behält und ihnen Sicherheit gibt – gerade, weil die Eltern oft nicht vor Ort sind“, erklärt Schierenbeck. Genau deswegen ist die Betreuung der Spieler bewusst breit gefächert, denn sportliche Förderung, psychologische Unterstützung und individuelle Begleitung gehen Hand in Hand. „Wichtig ist, das richtige Maß zu finden“, weiß Schierenbeck. „Die Jungs dürfen nicht überrollt werden. Sie müssen das bekommen, was sie in der jeweiligen Situation benötigen. Individuell auf jeden eingehen zu können, ist von enormer Bedeutung.“ Ob das Programm erfolgreich ist, lässt sich nicht an einem einzelnen Bundesliga-Einsatz festmachen. Björn Schierenbeck legt einen anderen Maßstab an: „Wenn ein Spieler 50 BundesligaSpiele absolviert hat, dann ist er richtig im Profifußball angekommen.“ Es gehe dabei um den langfristigen Erfolg und nicht um eine Momentaufnahme. Spieler wie Nick Woltemade oder Mio Backhaus zeigen, wohin es gehen kann. Das sind die Ziele, die der SVW mit allen Talenten verfolgt, die in das Programm aufgenommen werden. Aktuell sind es elf Feldspieler und zwei Torhüter, um die sich vor allem die beiden Torwart-Trainer Christian Vander und Manuel Klon kümmern. Zwei von ihnen hatten in der vergangenen Saison nicht nur einen großen Anteil am Gewinn des DFB-Junioren-Pokals mit der U19 der Grün-Weißen, sondern haben mittlerweile auch die ersten Schritte im Profifußball gemacht: Patrice Covic und Karim Coulibaly durften in der laufenden Spielzeit nicht nur ihr Bundesliga-Debüt feiern. Sie standen sogar bereits in der Startelf. „Wir müssen jungen Spielern Vertrauen schenken und dürfen ihnen dieses nicht bei der ersten Schwächephase nehmen“, betonte Cheftrainer Horst Steffen nach dem turbulenten 3:3 gegen Bayer Leverkusen, das Karim Coulibaly mit seinem Last-Minute-Treffer sicherte. Das Top-Talente-Programm ist nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich von großer Bedeutung für den SV Werder. Das Ziel: Mit Spielern aus der eigenen Jugend, die sich in der Bundesliga etablieren, Werte zu schaffen. „Dabei ist es egal, ob ein Spieler später verkauft wird und der Verein von dem Transfererlös profitiert, oder ob er viele Jahre erfolgreich für Werder in der Bundesliga spielt – beides ist ein Gewinn für uns“, unterstreicht Björn Schierenbeck. Regelmäßige Evaluationen sollen zeigen, welche Maßnahmen des Top-Talente-Programms den Spielern helfen und in welchen Bereichen Anpassungen nötig sind. Dafür ist es wichtig, dass sich die Verantwortlichen mit den Talenten austauschen und überprüfen, was gut und was weniger gut lief. Gleichzeitig soll die Kommunikation zwischen Nachwuchs- und Profibereich weiter gestärkt werden, unter anderem auch durch gezielte Kaderplanung, bei der bewusst Plätze für Talente im Profitraining freigehalten werden. Langfristig will der SV Werder seine Rolle und seinen sehr guten Ruf als Ausbildungsverein festigen und ausbauen. Die aktuelle Generation rund um Patrice Covic, Karim Coulibaly oder andere hoffnungsvolle Talente zeigt, dass das Programm Früchte trägt. „Am Ende zählt, dass wir die Jungs nicht nur in die Bundesliga führen, sondern dass sie sich dort auch etablieren“, sagt Schierenbeck. „Dann haben wir unsere Arbeit gut gemacht.“ Tineke Ruchel

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