WERDER MAGAZIN Nr. 365

WERDER MITGLIEDER-MAGAZIN www.werder.de Nr. 365 Dezember 2025 H6788 WERDERFRAUEN IN DER ERFOLGSSPUR In Liga und Pokal:

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Wir können auf ein intensives und erfolgreiches Werder-Jahr 2025 mit außergewöhnlichen Erlebnissen und wichtigen Weichenstellungen zurückblicken! Unsere U19-Fußballer holten durch den Gewinn des DFB-Pokals der Junioren einen bedeutenden Titel an die Weser. Um in den kommenden Jahren auch ihre potenziellen Nachfolger auf höchstem Niveau ausbilden zu können, investieren wir auf unserem Gelände in der Pauliner Marsch, unweit des Weserstadions, in die Errichtung einer modernen Infrastruktur. Hier sind wir in diesem Jahr entscheidend vorangekommen. Unsere Aushängeschilder, die Bundesliga-Fußballer und die WERDERFRAUEN, schlossen nicht nur die Spielzeit 2024/2025 mit guten Platzierungen ab, sondern schafften im Sommer auch den Wechsel hin zu einem neuen Cheftrainer beziehungsweise einer neuen Cheftrainerin. Dass der Weg der WERDERFRAUEN dabei in den vergangenen Wochen bis auf Rang drei der Google Pixel Frauen-Bundesliga führte, ist eindrucksvoll und ein Beleg dafür, wie schnell Trainerin Fritzy Kromp ihrem neuen Team bereits wichtige Impulse geben konnte. Auch die Handschrift von Horst Steffen ist in den ersten Monaten seiner Arbeit bereits sehr deutlich geworden. In welchem Tempo sich zum Beispiel Karim Coulibaly vom U19-Pokalsieger zum regelmäßigen Startelf-Spieler in der Bundesliga entwickelt hat, ist ebenfalls eindrucksvoll und gibt den Weg, den wir in den kommenden Jahren gehen wollen, vor. Dass auf eine Serie von fünf Spielen in Folge ohne Niederlage, davon drei Heimsiege, ein etwas schwächerer Dezember folgte, unterstreicht wieder einmal den intensiven Wettbewerb in der Bundesliga, in dem wir nur bestehen und eine gute Rolle spielen können, wenn wir stets am Limit arbeiten. Im Sport-Verein haben die Wahlen bei der Mitgliederversammlung in zwei bedeutenden Gremien den Grundstein für die Arbeit der kommenden Jahre gelegt. Dass dabei fünf der neun zukünftigen Ehrenratsmitglieder weiblich sind, unterstreicht unseren angestrebten Weg hin zu einer Geschlechterparität in allen Gremien. Festzustellen ist jedoch auch, dass wir diese im Aufsichtsrat noch nicht erreichen. Mit Prof. Christina Reuter gehört zumindest eine Frau zu den vier Kandidatinnen und Kandidaten, die sich durchgesetzt haben und zu Beginn des nächsten Jahres bei der Hauptversammlung der Kapitalgesellschaft noch final in ihr Amt gewählt werden müssen. Daniela Schmidt und Lene Knoll stehen zudem als Ersatzkandidatinnen bereit. Die genannten Weichenstellungen lassen uns voller Zuversicht ins neue Jahr gehen. Die hervorragende Arbeit in den zurückliegenden Monaten lässt dabei auf einige sportliche Erfolge hoffen. Die WERDERFRAUEN ‚überwintern‘ im DFB-Pokal und wollen im Viertelfinale mit einem Sieg bei Ligakonkurrent SGS Essen den Traum vom zweiten Finaleinzug in Folge am Leben erhalten. In der Tischtennis-Bundesliga hat sich unser Team als derzeit Tabellenzweiter eine sehr gute Ausgangsposition für den Einzug in die Play-Offs erarbeitet. Diese beiden Beispiele stehen stellvertretend dafür, dass das Zusammenspiel von Profifußball und den weiteren Sportabteilungen, von KG und eV, ausgezeichnet funktioniert und unseren SV Werder Bremen weiterhin trägt. Wir wünschen allen einen friedvollen Ausklang des Jahres und schon jetzt ein gutes, gesundes und erfolgreiches 2026 mit vielen unvergesslichen grün-weißen Momenten! Dr. Hubertus Hess-Grunewald Claudia Lasch Axel Plaat Geschäftsführendes Präsidium des Sport-Verein „Werder“ von 1899 e. V. Foto: C. Heidmann Schatzmeister Axel Plaat, Vize-Präsidentin Claudia Lasch und Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald (v. li.). LIEBE WERDERANERINNEN, LIEBE WERDERANER! EDITORIAL WERDER MAGAZIN 365 3

THE LINES OF OUR CITY TRIKOT HOME 2025/26 OUT NOW

INHALT WERDER MAGAZIN 365 5 IMPRESSIONEN DANKE, MAX!..................................................................................6 WERDERFRAUEN: Packender Pokal-Krimi .............................8 Bundesliga: Chefsache .................................................................10 Weihnachtsparty im Weserstadion ...........................................12 INTERVIEW Dr. Hubertus Hess-Grunewald:: „Werder trägt mich von klein auf“ ...............................................14 Christian Vander: „Der Keeper ist ein Feldspieler mit Handschuhen“...................22 Sportliche Vielfalt ..........................................................................30 WERDERFRAUEN Björn Bremermann: : Ein „Mosaikbrocken“ für die WERDERFRAUEN .....................38 VEREIN Dr. Oliver Höpfner: Stratege und Gestalter im Hintergrund ...................................44 Fares Baahmed: Zwischen Training, Reisen und Entwicklung .............................52 Leichtathletik: Besonderer Ort, besonderer Lauf...................56 Fußball: Einsatz, Leidenschaft und Gemeinschaft.................60 Werder-Jugend ...............................................................................63 Aktuelles ...........................................................................................65 MITGLIEDER Werderliebe?! And the winner is .............................................68 Sieben Jahrzehnte Werder: Klaus-Dieter Fischer geehrt ..70 Zwei Neue für Werders Aufsichtsrat .....................................73 Andreas Ehlers übernimmt Vorsitz im Ehrenrat..................75 Meisterehrung 2025: „Stolz, dass ihr ein Teil von uns seid“ ......................................77 Deine Mitgliedschaft ................................................................81 WERDER KOMPAKT Kontakt, Impressum .................................................................82 Titelfoto: SV Werder Bremen Diese Ausgabe wurde am 11.12.2025 redaktionell abgeschlossen. Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald blickt auf die Mitgliederversammlung zurück und erklärt seine lebenslange Werder-Liebe. 22 Christian Vander spricht im großen Interview über 20 Jahre Werder und seine aktuelle Arbeit als Torwart-Trainer. WERDERFRAUEN: Björn Bremermann im Porträt. 38 70 Mitgliederversammlung 2025: Manfred Jacobi erhält JosephLutter-Wanderpreis für außerordentliche Verdienste. 14 44 Vorsitzender der Abteilung Schach: Dr. Oliver Höpfner.

MAX LORENZ 1939 – 2025 IN EHRENDEM GEDENKEN DEINE WERDER-FAMILIE

8 WERDER MAGAZIN 365 PACKENDER POKAL-KRIMI Der Traum vom erneuten Einzug ins DFB-Pokalfinale lebt! Im Achtelfinale gewannen die WERDERFRAUEN bei RB Leipzig mit 6:5 nach Elfmeterschießen. Sowohl nach 90 als auch nach 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden. Chiara D‘Angelo, Michelle Ulbrich, Juliane Wirtz, Larissa Mühlhaus und Hanna Nemeth verwandelten ihre Elfmeter. Werder-Torhüterin Mariella El Sherif parierte zweimal und ließ ihre Mannschaft über den Einzug in die Runde der besten Acht jubeln.

IMPRESSIONEN WERDER MAGAZIN 365 9

Foto: nordphoto

IMPRESSIONEN CHEFSACHE Mit einem wuchtigen Kopfball traf Werder-Kapitän Marco Friedl (Mitte, umringt von den Teamkollegen) im Heimspiel gegen den 1. FC Köln zur 1:0-Führung. Es war der dritte Torerfolg des Österreichers beim 168. Einsatz im Fußball-Oberhaus. Dass die Grün-Weißen in der Nachspielzeit noch den 1:1-Ausgleich kassierten, trübte allerdings die Freude über diesen Treffer. Auch eine Woche später im Nordderby beim Hamburger SV reichte die 1:0-Führung nicht für etwas Zählbares. Zum Jahresausklang verstärkte sich somit das Gefühl, dass im bisherigen Saisonverlauf durchaus mehr möglich gewesen wäre... WERDER MAGAZIN 365 11

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IMPRESSIONEN WEIHNACHTSPARTY IM WESERSTADION Rund 600 Werder-Anhänger feierten in diesem Jahr im Weserstadion mit den Bundesliga-Profis und den WERDERFRAUEN die traditionelle Werder-FanclubWeihnachtsfeier. Selfies, Autogramme, Mitmachstationen, Talkrunden, Snacks und Getränke sorgten für einen unvergesslichen grün-weißen Nachmittag. WERDER MAGAZIN 365 13

Foto: M. Rospek

Werder-Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald ordnet die diesjährige Mitgliederversammlung ein, blickt auf die Entwicklungen in der Fußball-Bundesliga und erklärt seine Werder-Liebe und seine Entscheidung, sich bereits als junger Mensch politisch zu engagieren. WERDER MAGAZIN 365 15 „WERDER TRÄGT MICH VON KLEIN AUF“ s INTERVIEW

Über die diesjährige Mitgliederversammlung sagt Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald: „Es war eine sehr geordnete Veranstaltung, mit fundierten kritischen Beiträgen, jederzeit respektvoll und sachlich.“ WERDER MAGAZIN: Hubertus, wie groß war die Anspannung vor der diesjährigen Mitgliederversammlung? DR. HUBERTUS HESS-GRUNEWALD: Eine solche Mitgliederversammlung wird nie zur Routine, auch nach vielen Jahren nicht. Es ist immer eine gewisse Anspannung da. Schließlich bin ich als Leiter der Versammlung verantwortlich für den reibungslosen Ablauf. Die Konzentration ist daher schon einige Tage vorher sehr hoch. Wie hast du die Versammlung in diesem Jahr erlebt? Es war eine sehr geordnete Veranstaltung, mit fundierten kritischen Beiträgen, jederzeit respektvoll und sachlich. Diese Außendarstellung hat uns als Verein sehr gutgetan. Es war allerdings kein Zufall. Bereits die Versammlung im Jahr 2021, als zuletzt Wahlen zum Aufsichtsrat und zum Ehrenrat stattfanden, war sehr geordnet – und das in einer damals hoch emotionalen Situation mit Abstieg und Corona-Pandemie. Zu Beginn der Versammlung waren gut 350 stimmberechtigte Mitglieder anwesend. Warum kamen nicht mehr? Aus meiner Sicht haben hier mehrere Aspekte einen Einfluss. Es ist eine gesellschaftliche Entwicklung, dass grundsätzlich weniger Menschen an solchen Veranstaltungen teilnehmen. Das zeigt auch die Erfahrung anderer Vereine. Dieser Trend macht vor Werder Bremen nicht Halt. Außerdem sind Mitgliederversammlungen meist dann sehr gut besucht, wenn es ausgesprochen kritische Themen oder eine große Unzufriedenheit der Mitglieder gibt. Dies war demnach nicht der Fall. Dennoch: Das Stimmrecht ist ein ganz wesentlicher Aspekt einer Vereinsmitgliedschaft… … und daher werden wir uns – gerade, wenn es darum geht, die gewählten Gremienvertreter bestmöglich zu legitimieren – Gedanken darüber machen, wie wir es schaffen, dass mehr Mitglieder an den Mitgliederversammlungen teilnehmen. Schließlich sind wir mittlerweile fast 70.000. Wenn davon nur knapp 400 erscheinen, muss man sich immer der Frage stellen, ob die Gewählten den Rückhalt der gesamten Mitgliedschaft haben. Bereits vor der Versammlung gab es Kritik an der Auswahl der Kandidatinnen und Kandidaten für den Aufsichtsrat. Konntest du diese Kritik nachvollziehen? Bei engagierten Vereinsmitgliedern herrschte eine gewisse Überraschung darüber, dass zwei aktuelle Aufsichtsratsmitglieder vom Wahlausschuss nicht zur Wahl zugelassen wurden. Daraus entstand der Wunsch einer Erklärung und Transparenz. Das ist nachvollziehbar und im Rahmen der Mitgliederversammlung auch so zum Ausdruck gekommen. Manfred Jacobi als Vorsitzender des Wahlausschusses hat diese Fragen ausführlich beantwortet. Eine allumfassende Transparenz ist dabei allerdings nicht möglich. Warum? Es können nicht alle Namen, die dazugehörigen Bewertungen, Stärken und Schwächen öffentlich genannt werden. Denn es gilt, alle Personen, die sich diesem Auswahlprozess gestellt haben, zu schützen. Die Filterfunktion des Wahlausschusses entspricht unserer Satzung und ist auch in den Lizenzierungsrichtlinien vorgegeben. Insgesamt wurden gut 40 Kandidatinnen und Kandidaten geprüft, darunter alle vier Aufsichtsräte, die 2021 durch die Mitgliederversammlung gewählt wurden. Und entscheidend ist, dass der Wahlausschuss im direkten Austausch mit den Kandidatinnen und Kandidaten allen die Möglichkeit gegeben hat, in einem persönlichen Gespräch Transparenz herzustellen. Was können die beiden neu Gewählten zukünftig in die Arbeit des Aufsichtsrats einbringen? Mit Prof. Christina Reuter und Dr. Julian Deutz haben sich zwei spannende Menschen mit ganz unterschiedlichen Profilen durchgesetzt. Christina Reuter hatte bisher keinen emotionalen Wer16 WERDER MAGAZIN 365 s

INTERVIEW s WERDER MAGAZIN 365 17 der-Bezug und hat in ihrer Vorstellung deutlich gemacht, dass genau das eine Stärke sein kann, die Werder zugutekommt, weil sie einen Blick von außen einbringt. Das Wahlergebnis hat gezeigt, dass die anwesenden Mitglieder diese Ansicht teilten. Julian Deutz hat dagegen sehr authentisch seine hohe emotionale Bindung zu Werder beschrieben. Er war schon immer WerderFan, die Kandidatur für den Aufsichtsrat hatte für ihn eine große Bedeutung, da er gerne etwas zurückgeben und seine Expertise einbringen möchte. Mit den weiteren Aufsichtsratsmitgliedern ergibt das eine erfrischende Mischung und wird das Gremium beleben. Manfred Jacobi hat sich nun aus seinen Ämtern zurückgezogen. Wie schwer ist es, immer wieder langjährige Funktionsträger zu ersetzen und Nachfolgerinnen oder Nachfolger zu entwickeln? Manfred Jacobi war mehr als 40 Jahre bei Werder aktiv, im Abteilungsvorstand, im Gesamtpräsidium, im Ehrenrat – mit großer Sachlichkeit, Besonnenheit und einem klaren Wertekompass. Er hat uns in vielen Situationen sehr geholfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Immer wieder personelle Kontinuität sicherzustellen, ist für alle größeren Organisationen eine Herausforderung. Uns ist das glücklicherweise bisher immer wieder gelungen. Aber es wird sicher zukünftig noch schwieriger. Denn es braucht dafür Menschen, die mit großer persönlicher Motivation bereit sind, sich auf eine solche Aufgabe einzulassen. In Positionen, bei denen man nicht immer ganz vorne oder im Mittelpunkt steht, aber gleichwohl eine sehr wichtige Rolle und eine entscheidende Möglichkeit der Mitgestaltung hat. Wie bewertest du die Arbeit der Geschäftsführung im zurückliegenden Geschäftsjahr? Ich habe der gesamten Geschäftsführung mit Klaus Filbry, Tarek Brauer, Clemens Fritz und Anne-Kathrin Laufmann bereits in der Versammlung meinen Dank und meine Anerkennung ausgesprochen. Wir befinden uns, was den Wettbewerb und die Entwicklung von Werder angeht, in herausfordernden Zeiten. Unsere Geschäftsführung arbeitet dabei visionär, kompetent und mit großem Engagement – sportlich, finanziell, infrastrukturell, organisatorisch und im Hinblick auf unsere gesellschaftliche Verantwortung. Und sie macht auf mich als Team einen sehr homogenen und geschlossenen Eindruck. Finanziell stand in der Kapitalgesellschaft zum 30. Juni 2025 ein Minus in Höhe von gut sieben Millionen Euro zu Buche… … das die Geschäftsführung verkündet hat, weil sie im operativen Geschäft dafür verantwortlich ist. Aber: Dieses negative Ergebnis hat sich im Lauf des Geschäftsjahres angedeutet, und der Aufsichtsrat hat diesen Prozess eng begleitet. Uns war klar, dass wir diese Verantwortung gemeinsam tragen. Wir wollten nicht um jeden Preis Transfers möglicher Leistungsträger tätigen. Wenn man unter finanziellem Druck steht, ist das häufig nicht zu einem marktgerechten Preis möglich und hätte uns daher nicht nur sportlich geschwächt, sondern zugleich finanziell nicht den nötigen Rückhalt gegeben. Klar ist aber auch: Im laufenden Geschäftsjahr wollen wir kein negatives Ergebnis ausweisen – das ist das gemeinsame Ziel von Geschäftsführung und Aufsichtsrat. Bewegend: Ehrenpräsident Klaus-Dieter Fischer (2. v. li.) wurde vom Geschäftsführenden Präsidium mit Axel Plaat, Claudia Lasch und Dr. Hubertus Hess-Grunewald (v. li.) für 70 Jahre Vereinsmitgliedschaft geehrt. Foto: M. Rospek

An der Modernisierung und Neugestaltung der sportlichen In- frastruktur in der Pauliner Marsch beteiligt sich der eV mit einer erheblichen Summe. Was bedeutet das für die finanzielle Situation des Sport-Vereins? Zunächst einmal: Diese Arbeiten sind ein Kraftakt für Werder insgesamt. Zukünftig soll weiterhin eine gemeinsame Nutzung dieser Infrastruktur durch KG und eV sichergestellt sein. Daher ist klar, dass sich der eV an der Finanzierung beteiligt. Wir haben in den vergangenen Jahren positive Ergebnisse erreicht und eine Summe aufgebaut, die wir nun genau für diesen vereinseigenen Zweck im Rahmen der Sportinfrastruktur einbringen können. Wir müssen kein Darlehen aufnehmen, sondern können die insgesamt sieben Millionen Euro aus eigener Liquidität aufbringen. Unser Schatzmeister Axel Plaat hat es bei der Mitgliederversammlung deutlich gemacht: Wir plündern unsere Konten, aber wir werden nicht zahlungsunfähig. Erfreulicherweise hat sich die Zahl der Vereinsmitglieder so entwickelt, dass die Erlöse aus Mitgliedsbeiträgen eine signifikante Steigerung erfahren haben. Wie beurteilst du die aktuelle Mitgliederentwicklung? Ich freue mich darüber, dass die vor einigen Jahren von mir ausgerufene Vision von 100.000 Mitgliedern, für die ich nicht nur Zuspruch bekommen habe, schrittweise Realität werden könnte. Es war immer klar, dass wir dieses Ziel nicht über Nacht erreichen. Vielmehr ist es wichtig, dass wir weiterhin gesund und nachhaltig wachsen und nicht durch kurzzeitige Effekte, die genauso schnell wieder verpuffen. Ich möchte betonen, dass es mir auch persönlich eine Herzensangelegenheit ist, dass sich noch mehr Menschen mit ihrer Mitgliedschaft zu Werder und zu ihrer Werder-Liebe bekennen. Das macht uns noch stärker, es spielt mitt18 WERDER MAGAZIN 365 lerweile auch bei der Verteilung der Vermarktungserlöse durch die DFL eine Rolle. Die Strahlkraft unseres Vereins ist größer, je mehr Menschen sich auf diese Weise zu uns bekennen. Welche Überlegungen gibt es derzeit zur Veräußerung weiterer Anteile an der Kapitalgesellschaft? Wir haben im Gesamtpräsidium des eV vor einiger Zeit den Beschluss gefasst, dass wir bereit sind, bis zu 25 Prozent der Anteile zu veräußern. 18 Prozent haben wir bereits an das regionale Bündnis veräußert. Nun geht es um die Frage, ob es im Rahmen des regionalen Bündnisses weitere Menschen gibt, die gerne diesen besonderen Werder-Weg mitgehen möchten, also bei einem entsprechenden finanziellen Engagement kein Renditeinteresse haben, langfristige Haltefristen akzeptieren, keinen Einfluss auf das operative Geschäft nehmen und sich durch eine hohe Identifikation mit den Werder-Werten auszeichnen. Ein Motto der aktuellen Mitgliederkampagne lautet – bezogen auf die ganz besondere Werder-Liebe – ‚Kannste nich erklären‘. Deine Werder-Liebe begann bekanntlich, als du ein Kind warst. Kannst du versuchen, sie zu erklären? Ehrlicherweise nimmt sie bei mir auch manchmal irrationale Züge an und ist nicht richtig zu erklären… (lacht) Dieser Werder-Virus packt einen einfach irgendwann. Und man spürt, wie viel Kraft man daraus ziehen kann, ein Teil dieses Ganzen zu sein. Wenn wir Heimsiege, Erfolge, Titel feiern, dann ist das ein emotionales Erlebnis, das beinahe wie eine Droge wirkt. Man möchte es immer wieder erleben. Andererseits haben wir auch schon gemeinsam geweint, haben Spiele dramatisch verloren, sind abgestiegen, haben Corona überstanden. Auch das waren s Foto: hansepixx

INTERVIEW WERDER MAGAZIN 365 19 Emotionen. Ich hatte Werder als Kind sehr früh in mir. Und es hat mich seit 60 Jahren nicht einmal losgelassen. Werder trägt mich von klein auf! Du hast den Abstieg 2021 erwähnt. Mittlerweile befinden wir uns in der vierten Spielzeit nach dem Wiederaufstieg. Das heißt: Werder darf sich wieder als festes Mitglied der Bundesliga fühlen? Mit unserer Historie und der enormen Strahlkraft müssen wir den Anspruch haben, immer Bundesligist zu sein. Und das mit einer gewissen Ambition, auch mal wieder international zu spielen. Seit dem Wiederaufstieg ging die sportliche Entwicklung kontinuierlich nach oben. Aber wir wissen auch, dass sich der Wettbewerb in den vergangenen Jahren so verändert hat, dass das Erreichen des internationalen Geschäfts ein riesiger Erfolg wäre, auch wenn wir zuletzt bereits zweimal knapp daran vorbeigeschrammt sind. Du bist sehr lange dabei, kennst das Geschäft ‚Fußball-Bundesliga‘ bestens. Was hat sich seit Beginn dieses Jahrtausends besonders gravierend verändert? Der Wettbewerb ist immer intensiver geworden. Die Schere zwischen den Clubs, die international spielen, insbesondere in der Champions League, und beziehungsweise oder Geld durch Gesellschafter im Rücken haben, das andere Clubs nicht haben, und den anderen hat sich verfestigt. Wir gehören zu denen, die mit vergleichbaren Vereinen wie Gladbach, Köln, Mainz oder anderen versuchen, in diesem Geschäft zu bestehen. Es gibt immer wieder Clubs, die zeigen, dass es auch unter diesen Bedingungen gelingen kann, sich international zu qualifizieren und eine wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung anzustoßen. Diese sollten wir uns zum Vorbild nehmen. Gibt es weitere gravierende Veränderungen? Die Bundesliga ist viel aufgeregter geworden, das mediale Umfeld hat sich stark verändert. Vieles wird sehr schnell skandalisiert, dann genau so schnell wieder vergessen. Es ist unsere Aufgabe in der Vereinsführung, immer den sachlichen Blick zu behalten. Stichwort ‚Blick‘: Aus deinem Büro schaust du in den Innenraum des Weserstadions. Mit welchen Gedanken? Insbesondere wenn die Mannschaft im Stadion trainiert, schaue ich gerne mal ein paar Minuten zu. Ich sehe dann mit großer Freude, dass wir junge Spieler aus unseren Reihen haben, die nicht nur mitspielen, sondern Akzente setzen. Ich hoffe, dass wir diesen Weg – insbesondere mit der neuen modernen Infrastruktur – in den nächsten Jahren weitergehen werden und auch zukünftig junge Spieler haben, die uns viel Freude bereiten. Ein Büro im Stadion wird für mich immer etwas Besonderes bleiben. Ich weiß das sehr zu schätzen. Es ist unglaublich motivierend, im Weserstadion, der emotionalsten Immobilie Bremens, zu arbeiten. Du engagierst dich seit deiner Jugend politisch. Was hat dich dazu motiviert? Ich wurde nicht in Verhältnisse geboren, in denen alles selbstverständlich war, sondern komme aus einem Elternhaus, in dem wir als Kinder davon profitiert haben, dass Herkunft und Geldbeutel nicht mehr unbedingt über einen gesellschaftlichen und berufs Immer nah dran an den Mitgliedern, Sportlerinnen und Sportlern: Dr. Hubertus Hess-Grunewald bei der Ehrung der WERDERFRAUEN im Bremer Rathaus (Foto li.), beim Zweitliga-Handball in der Klaus- Dieter-Fischer-Halle und bei den Bremer Landesspielen von Special Olympics (kleines Foto). Foto: hansepixx

DIE SAISON GEHÖRT DIR DIE SAISON GEHÖRT DIR DIE SAISON GE DIE SAISON GEHÖRT DIR DIE SAISON GEHÖRT DIR DIE S sky.de BREMEN, DIE SAISON GEH RT DIR My Matchday Dein interaktives Bundesliga-Erlebnis Re-Live: Alle Bundesliga-Spiele inkl. der Sonntagsspiele direkt nach Abpfiff in voller Länge in der Wiederholung. Multiview: Verfolge alle Bundesliga-Parallelspiele in einer Ansicht zeitgleich live. Match-Alarm: Übernimm die Kontrolle und verpasse keine Schlüsselmomente am Samstagnachmittag. Sky Deutschland Fernsehen GmbH & Co. KG, Medienallee 26, 85774 Unterföhring. Fotos: © 2025 DFL

INTERVIEW Dr. Hubertus Hess-Grunewald mit Willi Lemke im Jahr 2013 – Werders Präsident setzt sich dafür ein, dass das Wirken des verstorbenen früheren Managers und Aufsichtsratsvorsitzenden dauerhaft gewürdigt wird, so wie zuvor bereits andere verdiente Persönlichkeiten der Grün-Weißen. s WERDER MAGAZIN 365 21 lichen Aufstieg entschieden haben. Ich habe selbst erfahren, was es bedeutet, durch soziale Chancengleichheit auch eine persönliche Entwicklung zu nehmen. Dafür bin ich sehr dankbar. Das hat mich in meiner Wahrnehmung der Welt geprägt und mir deutlich gemacht, dass es gerechter ist, auch auf die Menschen zu schauen, die leistungswillig und leistungsfähig sind, denen aber die materiellen Voraussetzungen fehlen. Es gehört zu den staatlichen Aufgaben, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen und dieses Aufstiegsversprechen sicherzustellen. Hat sich Deutschland diesbezüglich zurückentwickelt? Es gibt zweifellos eine gewisse Stagnation. Der Staat versucht, durch öffentliche Mittel und eine sehr ausgeweitete Verschuldung, Infrastruktur zu modernisieren. Der Anteil von Menschen mit Migrationshistorie hat zugenommen. Die geopolitische Lage ist fragiler geworden. Wir haben nicht weit von Deutschland entfernt eine kriegerische Auseinandersetzung. Dadurch haben sich die Spielräume des Staates, die genannten Rahmenbedingungen zu schaffen, verändert. Es gibt Verteilungskämpfe, und das macht es schwierig. Du bekleidest als Werder-Präsident und als Politiker öffentliche Ämter, in denen man immer wieder auch Anfeindungen ausgesetzt ist. Was machen solch persönliche Angriff mit dir? Man muss immer anschauen, woher diese Anfeindungen kommen. Ich bewege mich nicht in den sozialen Medien. Das schützt. Ansonsten ist es für mich wichtig, mit mir selbst im Reinen zu sein. Ich habe Fehler gemacht, Dinge gesagt und getan, die ich rückblickend heute so nicht mehr sagen oder machen würde. Aber es gibt auch Dinge, die ich aus Überzeugung getan habe und noch immer für richtig halte. Da halte ich dann auch die Kritik aus. Öffentlich diskutiert wird eine Würdigung des verstorbenen Willi Lemke im Bremer Stadtbild. Was ist aus deiner Sicht dabei wichtig? Willi Lemke gehörte zu den großen prägenden Persönlichkeiten des SV Werder. Wir wollen die Erinnerung an ihn und an die Identität, die er unserem Verein über Jahre gegeben hat, wachhalten. Auch andere Persönlichkeiten haben wir bereits gewürdigt, mit der Franz-Böhmert-Straße, der Klaus-Dieter-Fischer-Halle, dem Alfred-Ries-Platz. Am Ende ist es nicht entscheidend, welchen Weg wir gehen. Aber wenn es uns gelingt, im Stadion oder in der Pauliner Marsch etwas Bleibendes zu schaffen, das dauerhaft an Willi Lemke und sein Wirken erinnert, dann tut es Werder, der Stadt und sicher auch der Familie Lemke gut. Interview: Martin Lange Foto: nordphoto Foto: M. Rospek

Christian Vander feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum beim SV Werder. 2005 von den Grün-Weißen als Torhüter verpflichtet, arbeitet der heute 45-Jährige mittlerweile seit 2014 als Trainer mit den Keepern der Bundesliga-Mannschaft. Im Interview spricht ‚Kiki‘ über Spiele gegen Real Madrid und den FC Bayern, die Entwicklung von Mio Backhaus und Teamgeist bei Torhütern. WERDER MAGAZIN 365 23 „DER KEEPER IST EIN FELDSPIELER MIT HANDSCHUHEN“ s INTERVIEW

WERDER MAGAZIN: Christian, zunächst einmal: Wie lange hörst du schon auf deinen Spitznamen ‚Kiki‘? CHRISTIAN VANDER: Den hat Peter Neururer erfunden, als ich in Bochum gespielt habe. Und als ich hier zum ersten Gespräch bei Werder war, kannte Thomas Schaaf ihn auch schon (lacht). Das ist mittlerweile 20 Jahre her. Was bedeutet dieses Jubiläum für dich? Es war in den ersten Jahren sicher nicht abzusehen, dass ich 2025 immer noch hier bin. Ich war damals zunächst ausgeliehen und wusste nach dem ersten halben Jahr nicht, wie es weitergeht. Ich musste lange warten und war im Urlaub, als die Info kam, dass ich hierbleiben kann. Anschließend stellte sich regelmäßig die Frage: Bleibe ich, obwohl ich nur die Nummer zwei bin? Oder will ich nochmal etwas anderes machen? Der Ball ist stetig gerollt und letztlich immer auf der Bahn ‚Werder‘ geblieben (lacht). Wie kam es damals zur Leihe und damit zu deinem Wechsel vom VfL Bochum zu Werder? Wir waren mit dem VfL aus der ersten Liga abgestiegen. Meine Leistungen waren durchwachsen gewesen. Mal war ich ‚SuperVander‘, dann ‚Flatter-Vander‘. Mir waren diese medialen Bewertungen teilweise zu viel. Ich wollte nicht mehr so im Bundesliga-Fokus stehen. Daher hatte ich mich dazu entschieden, einen Schritt zurückzugehen, ins Ausland oder in die 3. Liga zu wechseln, um den Spaß am Fußball und das nötige Selbstvertrauen wiederzufinden. Also habe ich mich bei Holstein Kiel, wo damals Frank Neubarth Trainer war, vorgestellt. Der Club hat sich sehr um mich bemüht. Ich hatte einen guten Eindruck und hätte mir einen Wechsel vorstellen können. Auf der Rückfahrt aus Kiel rief allerdings Klaus Allofs bei meinem Berater an und sagte: ‚Haltet doch nochmal kurz in Bremen‘: Also habe ich hier spontan mit Klaus Allofs und Thomas Schaaf zusammengesessen. Wie konnten sie dich von Werder überzeugen? Sie waren sehr gut vorbereitet, hatten ein klares Bild von mir. Ich habe gespürt: Trotz des Abstiegs mit dem VfL interessieren sich die Verantwortlichen von Werder für mich. Letztlich habe ich die Entscheidung bis heute nicht bereut und bin Thomas Schaaf noch immer dankbar, dass er mir damals das Vertrauen geschenkt hat. Ich wusste, dass ich nicht als Nummer eins kam. Trotzdem: Werder war ein Champions-League-Club, kurz zuvor Deutscher Meister geworden. Die Strahlkraft war so groß, dass mir klar war: Das muss ich machen. Warum hast du Werder seitdem stets die Treue gehalten, obwohl du eben nicht die Nummer eins warst? Ich habe früh zu schätzen gelernt, was Werder ausmacht. Dass in Bremen alles etwas ruhiger zugeht, passt zu mir. Die Menschen haben mich hier unglaublich wohlwollend und mit offenen Armen empfangen. Das hat mir schnell das Gefühl gegeben: Hier möchte ich bleiben. Ich hatte immer wieder gute Angebote – von Clubs, die mir deutlich gemacht haben, dass sie mich als Nummer eins brauchen. Aber ich habe jedes Mal gute Gründe gefunden, um bei Werder zu bleiben (lacht). Meine Familie hat sich in Bremen immer wohlgefühlt. Ich wollte das, was ich hier hatte, nicht aufgeben. Wie bist du einst als junger Fußballer im Tor gelandet? Man sagt ja immer: Die Großen und die Dicken gehen irgendwann ins Tor… Du warst damals schon groß? Nee, etwas fülliger (lacht). Dadurch konnte ich im Feld irgendwann nicht mehr mithalten. Also habe ich mich ins Tor gestellt. Das hat gut geklappt und mich schon nach kurzer Zeit richtig gepackt. Es hat mir Spaß gemacht, dem Ball hinterher zu hechten, mich in den Dreck zu werfen. 24 WERDER MAGAZIN 365 Seit mehr als zehn Jahren ist Torwart-Trainer Christian Vander fester Bestandteil des Trainer-Teams der Bundesliga-Mannschaft. Auch vom aktuellen Cheftrainer Horst Steffen (kleines Foto, li.) wird seine Expertise hochgeschätzt. s Foto: nordphoto

INTERVIEW s WERDER MAGAZIN 365 25 Für Werder hast du später unter anderem beim historischen 3:2-Erfolg gegen Real Madrid in der Champions League im Tor gestanden. Wie hast du diese Partie im Weserstadion erlebt? Ich erinnere mich daran, dass ich vor dem Anpfiff ein richtig gutes Gefühl hatte. Ich konnte mich auf Spiele wie gegen Real oder auch AC Mailand gut fokussieren, auch wenn ich vorher kaum Spielpraxis hatte. Den größten Druck vor einem Spiel habe ich übrigens 2008 am letzten Spieltag in Leverkusen erlebt… Warum? Es ging damals um die Qualifikation für die Champions League. Wir mussten mindestens Unentschieden spielen, um das zu schaffen. Klaus Allofs hatte uns in der Woche davor mehrfach gesagt, wie viele Millionen auf dem Spiel stehen. Das hat mir nicht gerade geholfen. Ich hatte aber so viel Unterstützung im Team, im Umfeld, dass ich letztlich mit breiter Brust und mit Selbstvertrauen in dieses Spiel gegangen bin. Du konntest deinen Kasten sauber halten, und am Ende stand ein 1:0-Erfolg in Leverkusen. Auch das 0:0 gegen den FC Bayern im Februar 2009 wird immer wieder genannt, wenn es um deine Einsätze für Werder geht… …weil es insgesamt wohl mein bestes Spiel hier war. Ich kam von der ersten Minute an in einen Flow, war im berühmten Tunnel. Ich weiß noch, dass ich nach dem Abpfiff vor den Fans in der Ostkurve stand. Und gefühlt war ich erst dann wieder richtig da. An dieses Spiel gegen Bayern erinnere mich tatsächlich ganz besonders, weil ich einfach alles gehalten habe. Wie fiel die Entscheidung, deine Karriere als Spieler zu beenden? 2010 hatte ich eine Leistenoperation und wollte danach unbedingt so schnell wie möglich wieder auf den Platz. Ich habe hier im Weserstadion ein Europa-League-Spiel gegen Twente Enschede gemacht, drei Wochen nach der Operation, was einfach zu früh war. Daraus entstand eine Schambeinentzündung, mit der ich elf Monate lang ausfiel. In dieser Zeit habe ich unter anderem das Gespräch mit Klaus Allofs gesucht. Er sagte mir, dass er sich durchaus vorstellen kann, dass ich bei Werder als TorwartTrainer arbeite. Manuel Klon (heute Torwart-Trainer der U23 beim SV Werder, Anm. d. Red.), der damals an der Sporthochschule in Köln studierte, und ich haben daraufhin ein Torwart-Konzept für Werder entwickelt. Das haben wir Klaus Allofs und Thomas Schaaf vorgestellt. Ich war dann noch ein Jahr die Nummer drei im Tor der Bundesliga-Mannschaft. Parallel dazu habe ich bereits im Nachwuchsbereich das Torwart-Training übernommen. Welche sind die wertvollsten Erfahrungen deiner Karriere als Spieler, die du heute für deine Arbeit als Torwart-Trainer nutzt? Neben dem Umgang mit Drucksituationen möchte ich auf jeden Fall Demut und Dankbarkeit, für das, was wir machen dürfen, weitergeben. Auch der Teamgedanke bei Torhütern ist mir sehr wichtig. Denn wir haben uns alle dafür entschieden, Fußball zu spielen, weil es ein Teamsport ist. Nach Erfolgen zusammen zu feiern, nach Misserfolgen nicht allein zu sein – das ist bei mir aus meiner Zeit als Spieler hängengeblieben. Wie ist in einem Torwart-Team der Spagat zwischen Konkurrenz und Teamgedanke möglich? Ich hatte bei Werder bisher noch kein Torwart-Team, bei dem ich das Gefühl hatte, dass wir uns nicht gut verstanden haben. Wichtig ist, dass die Rollen zu Beginn klar sind. Jeder Torwart bekommt von mir ein ehrliches Feedback und kennt seine Rolle. Wir besprechen die Analysen der einzelnen Keeper häufig in der großen Gruppe, damit jeder transparent erfährt, welche Rückmeldung auch die anderen bekommen. Letztlich liegt es an jedem selbst, alles dafür zu tun, um seinen Status zu verbessern. Karl Hein wusste zum Beispiel, als er zu uns kam, ganz genau, dass er der Herausforderer ist. Mio Backhaus wusste nach dem Weggang von Michael Zetterer, dass er die Nummer eins ist. Markus Kolke ist der Backup. Und Stefan Smarkalev holt sich in der U23 seine Spielzeiten und seine Erfahrung. Er ist bei uns der junge Spieler, der noch lernen muss und sich etwas abgucken kann. Christian Vander beim Aufwärmen mit Werders Nummer eins Mio Backhaus (großes Foto) und mit Herausforderer Karl Hein während des Bundesliga-Spiels gegen den FC St. Pauli. Foto: nordphoto

Karl Hein hat in dieser Saison bereits zwei starke Spiele gemacht… … die noch nicht gereicht haben, um die Rollen grundlegend zu verändern. Mio weiß allerdings, dass er in jedem Training seinen Status verteidigen muss. Wir haben uns für Karl entschieden, weil er besser werden will, die anderen pusht. Er ist 23 Jahre alt, hat vergangene Saison in Spanien 30 Spiele gemacht, spielt jedes Mal in der estnischen Nationalmannschaft und weiß, auch wenn er bei uns nicht zum Einsatz kommt, wofür er trainiert. Was ist das Wichtigste, worauf du bei einem Torwart schaust? Mir ist wichtig, dass auch Fußballlaien den Torhüter auf dem Platz als Typ wahrnehmen. Er sollte beidfüßig kicken können, eine starke Präsenz, eine Ausstrahlung haben, bei der auch jemand, der nicht so viel Fußball guckt, sagt: Der ist aber gut. Und wenn er in seinen Bewegungen geschmeidig ist, dann ist in der Werkzeugkiste schon sehr viel drin, woraus man einen guten Torwart machen kann. Wie bewertest du die bisherigen Leistungen von Mio Backhaus in der Bundesliga? Man muss bedenken, dass er mit gerade 21 Jahren noch jung ist und derzeit die ersten Erfahrungen in der Bundesliga sammelt. Ich finde, dass er bereits eine großartige Entwicklung genommen hat. Zum Beispiel erinnere mich an das Spiel in Mainz: Da waren viele schwierige Entscheidungen zu treffen. Es gab viel Druck des Gegners im Anlaufen. Er stand in den letzten Minuten des Spiels vor der gegnerischen Kurve, es kam eine Flanke nach der anderen reingeflogen. Und Mio hat im richtigen Moment gezeigt: Ich habe alles im Griff, bleibe auch mal etwas länger auf dem Ball liegen. Mio lernt Woche für Woche dazu. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, steht ihm ganz viel offen. 26 WERDER MAGAZIN 365 Wie früh kann man erkennen, ob in einem jungen Spieler das Potenzial eines guten Torwarts steckt? Einfach gesagt: Wenn jemand einen Purzelbaum beherrscht, sich abrollen kann, Lust hat, nicht nur im Tor zu stehen, sondern auch mal im Feld zu spielen, dann ist das eine gute Grundlage. Und irgendwann werden der Charakter und das Wesen eines jungen s Fotos: nordphoto

WERDER MAGAZIN 365 27 Spielers zeigen, ob er Spaß daran hat, sich mit den Eigenheiten des Torwart-Spiels auseinanderzusetzen. In jungen Jahren kann man häufig noch gar nicht abschätzen, welche Verantwortung die Rolle als Torwart mit sich bringt. Du verfolgst den Weg von Mio Backhaus, seit er im Alter von 14 Jahren zu Werder kam. Wie war damals dein erster Eindruck? Unser Scout Frank Ordenewitz hat Mio als Erster auf dem Zettel gehabt und war auch federführend, dass wir ihn zu uns holen konnten. Er hat geschwärmt und war sich damals sicher, dass aus Mio etwas werden kann. Denn Mio war schon immer sehr wissbegierig, sehr genau in seinem Training, hatte ein ganz klares Ziel, was er hier bei Werder in den jeweiligen Saisons erreichen möchte. Dass er die nötigen körperlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten mitbringt, konnte man von Anfang an sehen. Dadurch dass wir ein starkes Vertrauensverhältnis haben, wusste Mio stets, dass mit ihm gut gearbeitet wird, dass er hier am richtigen Ort ist. Unser Vier-Jahres-Plan, den wir damals gemeinsam entwickelt haben und der unter anderem auch eine Leihe als möglichen Zwischenschritt beinhaltete, ist voll aufgegangen. Welche Rolle spielt bei einem Torhüter aus deiner Sicht die Körpergröße? Statistisch sind 1,90 Meter sicher eine Größe, die auf höchstem Niveau hilft. Aber man sollte sich nicht von vornherein limitieren. Auch Michael Zetterer war früher nicht der Größte. Aber man hat schon immer gesehen: Er hat ein besonderes Bewegungstalent, kann mit beiden Füßen kicken, daraus kann ein Bundesliga-Torwart werden. Bei vielen Vereinen wäre er allerdings durchs Raster gefallen, weil er vermeintlich nicht groß genug war. Du hast bei Werder verschiedene Cheftrainer erlebt. Wie sehr ist deine Arbeit davon abhängig? Jeder Trainer bringt seine Gedanken zum Anforderungsprofil eines Torhüters mit. Außerdem muss ich mich inhaltlich mit der jeweiligen Spielidee auseinandersetzen. Und natürlich gibt es immer Unterschiede in der Kommunikation, im täglichen Arbeitsablauf, im Ausmaß der Eigenverantwortung, die ich als Torwart-Trainer habe. Bisher hat es mit jedem Cheftrainer sehr gut geklappt. Darf die Distanz zwischen Torwart-Trainer und Torhütern geringer sein als zwischen dem Cheftrainer und den Spielern? Ich bin Individualtrainer und daher für alle meine Torhüter mehr als ein Fußballtrainer. Das kann ein Cheftrainer, der für eine viel größere Gruppe verantwortlich ist, gar nicht leisten. s Zwischen 2005 und 2013 stand Christian Vander zwischen den Pfosten der Grün-Weißen und spielte an der Seite von außergewöhnlichen Fußballern und Werder-Idolen wie Frank Baumann, Naldo, Per Mertesacker, Patrick Owomoyela, Clemens Fritz, Torsten Frings und Diego. INTERVIEW Fotos: nordphoto

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INTERVIEW Christian Vander sagt über seine Arbeit als Torwart-Trainer des SV Werder: „Ich komme jeden Tag gut gelaunt zum Weserstadion und weiß, dass es ein großer Luxus ist, dass ich diese Aufgabe ausfüllen darf.“ s WERDER MAGAZIN 365 29 Welche Entwicklungen im Fußball beeinflussen derzeit besonders dein Training mit den Torhütern? Durch das Mann-gegen-Mann-Verteidigen in der Bundesliga ist der Torwart häufig der freie Spieler im Team. Wenn man – wie wir – einen geordneten Spielaufbau haben möchte, dann ist der Keeper bei Ballbesitz ein Feldspieler mit Handschuhen. Die Spieleröffnung nimmt daher im Training einen großen Raum ein. Du hast Stefan Smarkalev bereits erwähnt. Er war vergangene Saison DFB-Pokalsieger mit der U19 und kam 2004 mit 17 Jahren aus Bulgarien nach Bremen. Ein großer Schritt für einen jungen Spieler… Wir haben ihn als Top-Talent geholt und mit ihm – ähnlich wie bei Mio – eine Vier-Jahres-Planung gemacht. Denn wir sehen sehr großes Potenzial in ihm. Er hat ein tolles Bewegungstalent, ist beidfüßig. In den nächsten Jahren muss er sich körperlich weiterentwickeln und auf dem Spielfeld präsenter werden. Dafür sind Einsätze mit der U23 in der Regionalliga die richtige Aufgabe. Letztlich liegt es an jedem Torwart selbst, was er aus seinen Möglichkeiten macht. Ich kann alle nur bestmöglich begleiten. Wie wichtig ist der Austausch mit den anderen Torwart-Trainern im Verein? Es gibt einen wöchentlichen Jour Fixe mit allen Torwart-Trainern, bei dem wir uns die Analysen der Nachwuchskeeper anschauen. Außerdem organisieren wir regelmäßig Demo-Trainingseinheiten. Wir tauschen uns darüber aus, wie das Torhüter-Spiel bei Werder sein soll. Es ist eine sehr gute Runde, unter anderem mit Sebastian Mielitz, Michael Jürgen, Felix Wiedwald, also sehr erfahrenen Torhütern. Auch Hendrik Lemke, Torwart-Trainer der WERDERFRAUEN, ist dabei und bereichert diese Runde. Auf wen hast du als jugendlicher Torhüter geschaut? Ich war riesengroßer Fan von Borussia Mönchengladbach. Dort stand damals Uwe Kamps im Tor, und ich fand ihn sehr cool (lacht), mit seinem bunten Trikot, seinen bunten Handschuhen, wie er die Fans in der Nordkurve auf dem Bökelberg angepeitscht hat. Er ist übrigens erheblich kleiner als 1,90 Meter… Mit 45 Jahren bist du in einem Alter, in dem weitere 20 Jahre bei Werder möglich erscheinen… (lacht) Das kann ich heute genau so wenig vorhersehen, wie damals. Klar ist aber: Ich komme jeden Tag gut gelaunt zum Weserstadion, freue mich auf meine Arbeit. Und ich weiß, dass es ein großer Luxus ist, dass ich diese Aufgabe ausfüllen darf. Interview: Martin Lange

WERDER MAGAZIN 365 31 s Foto: S. Knief INTERVIEW SPORTLICHE VIELFALT Sport und Bewegung für alle zu ermöglichen – das ist eine wichtige Leitlinie des SV Werder Bremen. Egal, welches Alter, welche Herkunft, ob mit oder ohne Beeinträchtigung. Vier Sportlerinnen und Sportler der Grün-Weißen berichten über ihr Training und ihre schönsten Erlebnisse im Fußball, Handball, Tischtennis und in der Leichtathletik.

Werders Tischtennis-Spielerin Anika Huskamp arbeitet im Büro für leichte Sprache der Lebenshilfe Bremen und engagiert sich als Frauenbeauftragte für die Bewohnerinnen. WERDER MAGAZIN: Moin, ihr vier! Stellt euch gerne kurz vor. Wie alt seid ihr? Und welchen Sport betreibt ihr bei Werder? ANIKA HUSKAMP: Ich bin 39 Jahre alt. Ich spiele Tischtennis. Das Training ist jeden Freitag von 17.00 bis 18.00 Uhr in der Werder-Halle Hemelinger Straße. Wir sind eine Inklusionsgruppe mit meistens ungefähr acht Leuten. Und wir trainieren zusammen mit der Parkinson-Gruppe. STEPHANIE MILONE-RASPINO: Ich bin seit kurzem 42. Ich bin bei der Leichtathletik von Werder. Das Training ist immer dienstags von 16.30 bis 17.30 Uhr. Manchmal sind wir draußen, wenn es hell genug ist. Im Moment trainieren wir in der LeichtathletikHalle im Weserstadion. HILKO GERDES: Ich bin 27 Jahre alt und spiele Fußball bei den Werder Youngstars. Wir sind im Moment in der Bolzerei. Am Donnerstag zwischen 17.00 und 20.00 Uhr trainieren verschiedene Gruppen. Erst die Spaßmannschaften, dann die Leistungsmannschaften. JOHANNES MACHA: Ich bin 36 und gehe jeden Samstag von 9.00 bis 11.00 Uhr zum Handballtraining in der Werder-Halle Hemelinger Straße. Wie bist du zu Werder gekommen? JOHANNES MACHA: Ich habe vorher Fußball gespielt. Als es dann Handball bei Werder gab, wollte ich das auch ausprobieren. Unsere Mannschaft gibt es seit 2013. Ich bin seit Anfang an dabei. Mir macht das sehr viel Spaß. Wann habt ihr bei Werder begonnen? HILKO GERDES: Ich bin auch schon seit der Gründung der Werder Youngstars dabei. Das ist seit 2014. Meine Mutter hat das damals auf der Website gelesen. Sie hat dann bei Werder nachgefragt und mich angemeldet. Ich finde es gut, dass bei uns Menschen, egal mit welcher Behinderung, und Menschen ohne Behinderung zusammenkommen und Fußball spielen. Das ist etwas ganz Besonderes. STEPHANIE MILONE-RASPINO: Zwei Freundinnen haben mich gefragt, ob ich beim Leichtathletik-Training mitmachen will. Beide waren schon länger dabei. Ich habe am 2. April 2019 angefangen. Wir laufen viel, machen coole Übungen. Das macht Spaß. Auch wenn ich manchmal danach Muskelkater habe… ANIKA HUSKAMP: Ich habe bei der Lebenshilfe Bremen einen Schnupperkurs im Tischtennis mitgemacht. Ein Bekannter hat mich dann etwas später zum Training bei Werder mitgenommen. Seit 2023 spiele ich bei Werder Tischtennis. Mir macht besonders viel Spaß, dass ich hier mit verschiedenen Leuten spielen kann. Was war bisher euer schönstes Erlebnis? ANIKA HUSKAMP: Dass ich in Hannover meine erste Bronzemedaille gewonnen habe. Und in Bremen habe ich bei den Landesspielen schon eine Goldmedaille gewonnen. STEPHANIE MILONE-RASPINO: Ich war 2024 das Bild von den Landesspielen in Bremen. Das war wunderbar. Da war ich total berühmt (lacht). Viele Leute haben mich darauf angesprochen, das war witzig. Beim Fußball und beim Handball seid ihr jeweils mit Mannschaften unterwegs. Was war für euch das Beste bisher? 32 WERDER MAGAZIN 365 Fotos: S. Knief

s WERDER MAGAZIN 365 33 JOHANNES MACHA: Ich war schon in Hannover, Düsseldorf, Kiel und Berlin. Einmal bin ich mit meiner Mannschaft Erster geworden. Da haben wir uns sehr gefreut. Das waren tolle Reisen, weil wir mal was anderes erlebt haben als hier in Bremen. HILKO GERDES: Mir macht bei Werder ganz besonders der Zusammenhalt in der Mannschaft Spaß. Dass alle gleichbehandelt werden und dass wir Inklusion wirklich leben. Natürlich waren auch die Reisen für mich ein ganz tolles Erlebnis. Wo bist du bereits gewesen? HILKO GERDES: Zum Beispiel in St. Gallen und in Lissabon. Und in diesem Jahr waren wir in Houston in den USA. Allein, also ohne Werder und den Sport, hätten viele von uns nicht die Möglichkeit gehabt, so weit zu reisen… ANIKA HUSKAMP: Als ich gelesen habe, dass ihr in den USA wart, fand ich das richtig cool. Hut ab! Warum ist Sport grundsätzlich wichtig für euch? ANIKA HUSKAMP: Weil ich gerne fit bleiben möchte. Außerdem ist der Sport sehr wichtig für mich, um unter Leute zu kommen. STEPHANIE MILONE-RASPINO: Sport ist auf jeden Fall sehr gesund. JOHANNES MACHA: Mit macht Handball sehr viel Spaß. Ich will nicht immer nur zu Hause rumsitzen und vor dem Fernseher hängen. HILKO GERDES: Sport ist mein Leben. Als ich sieben Jahre alt war, habe ich angefangen. Seitdem bin ich dabei. Was macht ihr außer eurem Sport? JOHANNES MACHA: Ich gucke mir gerne andere Handballspiele Fußball ist seit der Kindheit seine Leidenschaft: Mit den Werder Youngstars reiste Hilko Gerdes unter anderem in diesem Jahr zu einem Turnier in Houston (USA). INTERVIEW Foto: S. Knief

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WERDER MAGAZIN 365 35 an, um zu sehen, wie die so spielen, zum Beispiel die Frauen oder die B-Jugend von Werder. Manchmal helfe ich auch als Wischer bei den Spielen. Und gibt es auch noch etwas anderes als Handball und Werder? JOHANNES MACHA: Ja, ich bin auch bei den Johannitern. Da helfen wir den Leuten. Wir sind zum Beispiel bei Fußballspielen, beim Freimarkt, bei der Osterwiese, beim Bremer Marathon. Ich habe dafür erst einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht und dann den B2-Kurs. Mir macht es Spaß, anderen zu helfen. STEPHANIE MILONE-RASPINO: Ich gehe gerne viel Spazieren – am liebsten mit meinen Freundinnen. Ich arbeite bei der Lebenshilfe in Buntentor in der Hauswirtschaft. Das macht mir Spaß. Welcher Arbeit geht ihr beide nach? ANIKA HUSKAMP: Ich arbeite bei der Lebenshilfe Bremen im Büro für leichte Sprache, als Prüferin. Außerdem bin ich Frauenbeauftragte im Wohnbereich der Lebenshilfe. Wir machen gerade ein Schutzkonzept gegen Gewalt, das ist Pflicht in den Wohneinrichtungen. Ansonsten veranstalten wir zum Beispiel Frauencafés und verschiedene Schulungen für Frauen. HILKO GERDES: Ich arbeite als Schulbegleiter an einer privaten Grundschule. Ich helfe einem Schüler beim Alltag in der Schule. Außerdem bin ich bei Special Olympics Bremen als Athletensprecher aktiv. Ich setze mich da für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung ein. Im Moment sind wir dabei, einen Jugendrat zu gründen. Denn ich möchte, dass sich auch jüngere Menschen im Sport entfalten können. Was wünscht ihr euch in der Zukunft für euren Sport bei Werder? JOHANNES MACHA: Ich möchte möglichst oft gegen andere Mannschaften spielen. Und mir macht es Spaß, wenn wir mit unserer Mannschaft auch andere Sachen machen als Training, zum Beispiel unsere Weihnachtsfeier. ANIKA HUSKAMP: Ich möchte viele Turniere mitmachen. Und ich möchte noch mehr Medaillen gewinnen. s Die Landesspiele Bremen 2024 von Special Olympics waren für Werders Leichtathletin Stephanie Milone-Raspino ein echtes Highlight. s INTERVIEW Foto: S. Knief Foto: S. Knief

WERDER MAGAZIN 365 37 STEPHANIE MILONE-RASPINO: Ich wünsche mir, dass alles so bleibt. Denn ich bin sehr zufrieden. Hilko, was wünschst du dir? HILKO GERDES: Dass die Inklusion weiter Fortschritte macht und dass Inklusion weiter bei Werder gelebt wird. Dass die Spieler unabhängig von Alter und Art der Behinderung weiterhin die Förderung bekommen, die ich bei den Youngstars bekommen habe, als ich angefangen habe. Das hat mir viel gegeben, ich konnte beim Fußball aus mir herauskommen. Ich finde es auch wichtig, dass die Inklusionsarbeit, die Werder macht, noch mehr nach außen getragen wird und mehr Leute erreicht. Und dass man irgendwann sagen kann: Wir leben wirklich alle zusammen, jeder hat dieselben Rechte. Interessiert ihr euch auch für den Bundesliga-Fußball bei Werder? ANIKA HUSKAMP: Na klar, ich gucke mir jedes Spiel an, wenn ich Zeit habe. Am liebsten in der Kneipe. STEPHANIE MILONE-RASPINO: Ich höre fast jeden Tag Radio. Da kann ich das verfolgen und weiß nach einem Spiel immer, wie das Ergebnis war. JOHANNES MACHA: Ich gucke die Spiele oft bei einem Kumpel im Fernsehen. HILKO GERDES: Ich bin regelmäßig im Weserstadion. Das liegt daran, dass ich als Volunteer unterstütze. Wir helfen dabei, die VIP-Bändchen zu verteilen. Dadurch habe ich die Möglichkeit, dann auch die Spiele zu sehen. Ich versuche aber auch mal mit Freunden oder Familie ins Stadion zu gehen. Das macht noch mehr Spaß. Wollt ihr zum Abschluss noch etwas Werbung für euren Sport und eure Trainingsgruppen bei Werder machen? ANIKA HUSKAMP: Klar, kommt alle vorbei! Tischtennis macht einfach Spaß. Unser Trainer bringt uns immer etwas Neues bei. Wir können viel lernen. STEPHANIE MILONE-RASPINO: Wer zu uns zur Leichtathletik kommt, lernt verschiedene Übungen, kann sich viel bewegen und laufen. Das macht sehr viel Spaß. JOHANNES MACHA: Wir müssen zwar jeden Samstag früh aufstehen, weil das Training schon um 9.00 Uhr anfängt. Aber das lohnt sich. Handball macht einfach sehr viel Spaß. HILKO GERDES: Bei uns kann donnerstags ab 17.00 Uhr jeder dazukommen, der Lust hat, ein bisschen zu kicken. Und wer sogar Lust auf ein bisschen Leistung hat, kann ab 18.30 Uhr trainieren. Wir spielen in unterschiedlichen Altersklassen und gucken bei jedem, wo er am besten reinpasst. Interview: Martin Lange Handball-Torwart Johannes Macha spielt seit 2013 beim SV Werder und nahm mit seinem Team bereits mehrfach an den Nationalen Spielen von Special Olympics teil. s INTERVIEW Fotos: S. Knief

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