Über die diesjährige Mitgliederversammlung sagt Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald: „Es war eine sehr geordnete Veranstaltung, mit fundierten kritischen Beiträgen, jederzeit respektvoll und sachlich.“ WERDER MAGAZIN: Hubertus, wie groß war die Anspannung vor der diesjährigen Mitgliederversammlung? DR. HUBERTUS HESS-GRUNEWALD: Eine solche Mitgliederversammlung wird nie zur Routine, auch nach vielen Jahren nicht. Es ist immer eine gewisse Anspannung da. Schließlich bin ich als Leiter der Versammlung verantwortlich für den reibungslosen Ablauf. Die Konzentration ist daher schon einige Tage vorher sehr hoch. Wie hast du die Versammlung in diesem Jahr erlebt? Es war eine sehr geordnete Veranstaltung, mit fundierten kritischen Beiträgen, jederzeit respektvoll und sachlich. Diese Außendarstellung hat uns als Verein sehr gutgetan. Es war allerdings kein Zufall. Bereits die Versammlung im Jahr 2021, als zuletzt Wahlen zum Aufsichtsrat und zum Ehrenrat stattfanden, war sehr geordnet – und das in einer damals hoch emotionalen Situation mit Abstieg und Corona-Pandemie. Zu Beginn der Versammlung waren gut 350 stimmberechtigte Mitglieder anwesend. Warum kamen nicht mehr? Aus meiner Sicht haben hier mehrere Aspekte einen Einfluss. Es ist eine gesellschaftliche Entwicklung, dass grundsätzlich weniger Menschen an solchen Veranstaltungen teilnehmen. Das zeigt auch die Erfahrung anderer Vereine. Dieser Trend macht vor Werder Bremen nicht Halt. Außerdem sind Mitgliederversammlungen meist dann sehr gut besucht, wenn es ausgesprochen kritische Themen oder eine große Unzufriedenheit der Mitglieder gibt. Dies war demnach nicht der Fall. Dennoch: Das Stimmrecht ist ein ganz wesentlicher Aspekt einer Vereinsmitgliedschaft… … und daher werden wir uns – gerade, wenn es darum geht, die gewählten Gremienvertreter bestmöglich zu legitimieren – Gedanken darüber machen, wie wir es schaffen, dass mehr Mitglieder an den Mitgliederversammlungen teilnehmen. Schließlich sind wir mittlerweile fast 70.000. Wenn davon nur knapp 400 erscheinen, muss man sich immer der Frage stellen, ob die Gewählten den Rückhalt der gesamten Mitgliedschaft haben. Bereits vor der Versammlung gab es Kritik an der Auswahl der Kandidatinnen und Kandidaten für den Aufsichtsrat. Konntest du diese Kritik nachvollziehen? Bei engagierten Vereinsmitgliedern herrschte eine gewisse Überraschung darüber, dass zwei aktuelle Aufsichtsratsmitglieder vom Wahlausschuss nicht zur Wahl zugelassen wurden. Daraus entstand der Wunsch einer Erklärung und Transparenz. Das ist nachvollziehbar und im Rahmen der Mitgliederversammlung auch so zum Ausdruck gekommen. Manfred Jacobi als Vorsitzender des Wahlausschusses hat diese Fragen ausführlich beantwortet. Eine allumfassende Transparenz ist dabei allerdings nicht möglich. Warum? Es können nicht alle Namen, die dazugehörigen Bewertungen, Stärken und Schwächen öffentlich genannt werden. Denn es gilt, alle Personen, die sich diesem Auswahlprozess gestellt haben, zu schützen. Die Filterfunktion des Wahlausschusses entspricht unserer Satzung und ist auch in den Lizenzierungsrichtlinien vorgegeben. Insgesamt wurden gut 40 Kandidatinnen und Kandidaten geprüft, darunter alle vier Aufsichtsräte, die 2021 durch die Mitgliederversammlung gewählt wurden. Und entscheidend ist, dass der Wahlausschuss im direkten Austausch mit den Kandidatinnen und Kandidaten allen die Möglichkeit gegeben hat, in einem persönlichen Gespräch Transparenz herzustellen. Was können die beiden neu Gewählten zukünftig in die Arbeit des Aufsichtsrats einbringen? Mit Prof. Christina Reuter und Dr. Julian Deutz haben sich zwei spannende Menschen mit ganz unterschiedlichen Profilen durchgesetzt. Christina Reuter hatte bisher keinen emotionalen Wer16 WERDER MAGAZIN 365 s
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