WERDER MAGAZIN Nr. 365

INTERVIEW Dr. Hubertus Hess-Grunewald mit Willi Lemke im Jahr 2013 – Werders Präsident setzt sich dafür ein, dass das Wirken des verstorbenen früheren Managers und Aufsichtsratsvorsitzenden dauerhaft gewürdigt wird, so wie zuvor bereits andere verdiente Persönlichkeiten der Grün-Weißen. s WERDER MAGAZIN 365 21 lichen Aufstieg entschieden haben. Ich habe selbst erfahren, was es bedeutet, durch soziale Chancengleichheit auch eine persönliche Entwicklung zu nehmen. Dafür bin ich sehr dankbar. Das hat mich in meiner Wahrnehmung der Welt geprägt und mir deutlich gemacht, dass es gerechter ist, auch auf die Menschen zu schauen, die leistungswillig und leistungsfähig sind, denen aber die materiellen Voraussetzungen fehlen. Es gehört zu den staatlichen Aufgaben, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen und dieses Aufstiegsversprechen sicherzustellen. Hat sich Deutschland diesbezüglich zurückentwickelt? Es gibt zweifellos eine gewisse Stagnation. Der Staat versucht, durch öffentliche Mittel und eine sehr ausgeweitete Verschuldung, Infrastruktur zu modernisieren. Der Anteil von Menschen mit Migrationshistorie hat zugenommen. Die geopolitische Lage ist fragiler geworden. Wir haben nicht weit von Deutschland entfernt eine kriegerische Auseinandersetzung. Dadurch haben sich die Spielräume des Staates, die genannten Rahmenbedingungen zu schaffen, verändert. Es gibt Verteilungskämpfe, und das macht es schwierig. Du bekleidest als Werder-Präsident und als Politiker öffentliche Ämter, in denen man immer wieder auch Anfeindungen ausgesetzt ist. Was machen solch persönliche Angriff mit dir? Man muss immer anschauen, woher diese Anfeindungen kommen. Ich bewege mich nicht in den sozialen Medien. Das schützt. Ansonsten ist es für mich wichtig, mit mir selbst im Reinen zu sein. Ich habe Fehler gemacht, Dinge gesagt und getan, die ich rückblickend heute so nicht mehr sagen oder machen würde. Aber es gibt auch Dinge, die ich aus Überzeugung getan habe und noch immer für richtig halte. Da halte ich dann auch die Kritik aus. Öffentlich diskutiert wird eine Würdigung des verstorbenen Willi Lemke im Bremer Stadtbild. Was ist aus deiner Sicht dabei wichtig? Willi Lemke gehörte zu den großen prägenden Persönlichkeiten des SV Werder. Wir wollen die Erinnerung an ihn und an die Identität, die er unserem Verein über Jahre gegeben hat, wachhalten. Auch andere Persönlichkeiten haben wir bereits gewürdigt, mit der Franz-Böhmert-Straße, der Klaus-Dieter-Fischer-Halle, dem Alfred-Ries-Platz. Am Ende ist es nicht entscheidend, welchen Weg wir gehen. Aber wenn es uns gelingt, im Stadion oder in der Pauliner Marsch etwas Bleibendes zu schaffen, das dauerhaft an Willi Lemke und sein Wirken erinnert, dann tut es Werder, der Stadt und sicher auch der Familie Lemke gut. Interview: Martin Lange Foto: nordphoto Foto: M. Rospek

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=