WERDER MAGAZIN Nr. 365

SCHACH WERDER MAGAZIN 365 51 arbeit mit der Universität Bremen, die federführend war, und der Bildungsbehörde wurde schulbegleitend untersucht, welche Förderwirkung Schach-Arbeitsgemeinschaften entfalten. Mit der Projektleitung wurde der frisch promovierte Dr. Oliver Höpfner betraut. „Das war eine sehr spannende Zeit. Ich habe mehrere Lehrveranstaltungen zu diesem Thema gehalten und viel mit Studenten gearbeitet“, erinnert er sich. Nach zehn Jahren als Schriftführer suchte Höpfner eine neue Aufgabe im Abteilungsvorstand. „Irgendwann hatte ich keinen Bock mehr auf Protokolle. Es steht ja immer mehr oder weniger dasselbe drin“, so der Werderaner augenzwinkernd. Er wollte nach der Promotion aber auch weiterhin an der Uni arbeiten. Da bot sich die Vakanz als stellvertretender Abteilungsvorsitzender an – eine Aufgabe mit überschaubarem Aufwand. Die Freude währte aber nur kurz. Dr. Till Schelz-Brandenburg hatte sich mit Werders Vereinsführung überworfen – und trat zurück. Nach kontroverser Debatte über die inhaltliche Ausrichtung der Abteilung wurde Dr. Oliver Höpfner bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Jahr 2009 als neuer Vorsitzender gewählt. „Ich hatte großen Respekt vor der Aufgabe, zumal ich ein Jahr zuvor auch den Vorsitz des Landesschachbundes übernommen hatte. Mein Vater hat mich damals für verrückt erklärt, dass ich beides gleichzeitig mache“, sagt er rückblickend. Höpfners Herzensangelegenheit ist und bleibt das Jugend- und Schulschach. Schon mit 25 Jahren hatte er eine Schach-AG an der Grundschule am Baumschulenweg übernommen. Heute betreut er Schach-AGs an fünf Bremer Grundschulen. An zwei Tagen in der Woche gibt er zudem Training für die Anfänger unter den Kindern und Jugendlichen, von denen viele aus seinen Schach-AGs zu Werder kommen. „Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt noch Abteilungsvorsitzender wäre, wenn ich diese Arbeit nicht mehr hätte“, so Höpfner nachdenklich. Auch der Strategiewechsel der Schachabteilung 2012 ist von der Jugendarbeit geprägt. „Wir haben über die Jahre eine Entfremdung des Bundesliga-Teams von der weiteren Abteilung wahrgenommen. Denn wir hatten ja nur noch ‚Legionäre‘ an den Brettern“, erinnert sich Höpfner. Das neue Konzept sah 50 Prozent Profis sowie 50 Prozent eigene Nachwuchsspieler und Amateure aus der Region vor. Auf die Frage, was ihn in seiner Amtszeit bisher besonders bewegt hat, kommt Höpfner auf den Ukraine-Krieg zu sprechen. Im Februar 2022 war nicht nur die gesamte Abteilung Schach, sondern auch viele weitere Menschen im Verein, sehr besorgt um das Leben der drei ukrainischen Werder-Profis. Lange Zeit konnte kein Kontakt zu ihnen hergestellt werden. „Wir haben damals viel mit unserem Mannschaftsführer Gennadij Fish, der selbst aus der Ukraine stammt, gesprochen, wie wir als Sportverein ein starkes Zeichen setzen können. Ich habe damals deutlich gesagt, dass Schweigen keine Option ist“, betont Höpfner. Für die kommenden beiden Spieltage vereinbarte er mit den gegnerischen Mannschaften aus Baden-Baden und Deizisau, zwei Bretter symbolisch mit zwei Ukrainern zu besetzen, diese aber nicht in die Wertung des Spiels einzubeziehen. Auch den Deutschen Schachbund konnte er von dieser – etlichen Regeln widersprechenden – Aktion überzeugen. Sogar das ZDF berichtete darüber. Höpfners Verbundenheit zu Werder Bremen drückt sich besonders in seinen Erinnerungen an Werders Trainer-Legende CD Meyer aus. „Ich war fasziniert, als ich 1994 in den Verein kam. Sein Training war systematisch und thematisch strukturiert. Er hat sehr, sehr akribisch gearbeitet. Er war im positiven Sinne ein Schachverrückter“, schwärmt Höpfner über den 2020 Verstorbenen. CD habe zudem den Gedanken des Leistungssports in Werders Schachabteilung erst entwickelt. Davor sei die Schachabteilung eher bekannt gewesen dafür, dass sie schöne Feste feiere, habe Werders damaliger Präsident Klaus-Dieter Fischer einmal zum Besten gegeben. „CD war für die ganze Entwicklung der Schachabteilung enorm wichtig. Ohne ihn würde der Verein jetzt anders aussehen“, so Höpfner. Heute führt er dieses Erbe als Vorsitzender der Abteilung fort. Jens Kardoeus s Erfahrener Funktionär: Dr. Oliver Höpfner übernahm im Jahr 2009 den Vorsitz der Abteilung Schach des SV Werder Bremen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=