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Ärztekammer Nordrhein Kammerversammlung
Telematik: Ein neuer Anfang ist gemacht
Zum Tagesordnungspunkt Telematik berichtete dieVorsitzendedesVorstands-Ausschusses„E-Health“, Dr. Christiane Groß. Sie erinnerte an den Beschluss der Kammerversammlung vom 20. März 2010
(siehe auch Rheinisches Ärzteblatt April 2010; verfüg-bar im Internet unter www.aekno.de) . Danach be-steht innerhalb der Ärzteschaft ein Bedürfnis nach einer stärkeren Vernetzung, die Möglichkeiten der elektronischen Kommunikation können nach Auf-fassung der Kammer hierbei dienlich sein. „Wir ha-ben deutlich gemacht, dass bei jeder elektronischen Vernetzung die Wahrung des Arztgeheimnisses, die Freiwilligkeit der Anwendungen, deren Praktika-bilität und der Nutzen für die Patientenversorgung unbedingt garantiert sein müssen. Sonst macht es keinen Sinn“, sagte Groß.
Sie berichtete auch von der Arbeit des „ärztlichen Beirats zur Begleitung des Aufbaus einer Telematik-Infrastruktur“, in dem Groß gemeinsam mit einem westfälischen Kollegen den Vorsitz führt. Dieser Beirat sei das bundesweit erste Gremium seiner Art. Er bringe den Sachverstand der Ärztinnen und Ärzte aus Praxis und Krankenhaus ein, und zwar bei den anstehenden Tests zu einer elektronischen Vernetzung des Gesundheitswesens in der Region Bochum/Essen und bei vielen weiteren telemati-schen und telemedizinischen Projekten in NRW. Zunächst habe sich der ärztliche Beirat intensiv mit dem Arztbrief befasst. „Wir haben ärztliche Kriteri-en entwickelt, die auch unabhängig von der Technik der Übermittlung gelten, die aber eben auch umzu-setzen sind, wenn ein Arztbrief elektronisch erstellt und übermittelt wird“, sagte Groß. Der Beirat forde-re, dass nicht ärztliches Handeln sich der Informa-tionstechnologie beugt, sondern dass die Informa- tionstechnologie in der Patientenversorgung ledig-lich als Werkzeug eingesetzt werden soll.
Groß stellte fest, dass in Teilen der Kollegenschaft weiterhin Misstrauen gegen eine bundesweite Tele-matik-Infrastruktur vorhanden ist. Diese Bedenken seien ausführlich zu diskutieren. Ohne Zweifel sei dies wegen des politisch motivierten Zeitdrucks und wegen der anfänglichen Techniklastigkeit des Pro-jektes in der Vergangenheit zu kurz gekommen.
„Ich habe den Eindruck, dass diese Fehler, die ja massive Kritik geradezu provoziert haben, gründlich analysiert worden sind, und dass es nun vernünf-tiger laufen könnte.“ Die vom Bundesgesundheits-minister verlangte und inzwischen abgeschlossene Bestandsaufnahme des Telematik-Projektes habe zu neuen inhaltlichen Schwerpunkten und zu neu ver-teilten Verantwortlichkeiten geführt. Groß sprach sich dafür aus, „nicht nur über die Risiken der Tele-matik zu sprechen, sondern auch über die daraus erwachsenden Chancen“.
Dr. Ludger Wollring (Essen) sagte, dass der ärztliche Sachverstand bereits viel früher in die Telematik-Entwicklung hätte einbezogen werden sollen. Er forderte eine besonders sorgfältige Ab-wägung vor der elektronischen Übermittlung soge- nannter prädiktiver und transindividueller sowie möglicherweise stigmatisierender Diagnosen, deren Bekanntwerden konkrete Nachteile für den Patien-ten nach sich ziehen können. Martin Grauduszus (Erkrath) kritisierte eine Entscheidung des Ge-setzgebers, nach der ein Online-Abgleich der Ver-sicherten-Stammdaten in den Praxen erfolgen soll. Darüber hinaus übe der Gesetzgeber Druck auf die Kassen aus, die elektronische Gesundheitskarte einzuführen. Grauduszus warnte auch davor, Pati-entendaten in einer elektronischen Akte auf zentra-len Servern abzuspeichern. Professor Dr. Reinhard Griebenow (Köln) unterstrich im Hinblick auf den elektronischen Arztbrief: „Das Ärztliche muss sich in der technischen Umsetzung wiederfinden.“ Er wies darauf hin, dass in der derzeitigen Situation häufig mit sensiblen Patientendaten unter Verstoß gegen die Datensicherheit „vollkommen undifferen-ziert“ umgegangen werde und plädierte deshalb für eine Weiterentwicklung der Telematik. „Was wir brauchen, ist eine sichere Punkt-zu-Punkt-Kommu-nikation zwischen Ärzten“, sagte Dr. Lothar Rütz (Köln), „und dazu brauchen wir nicht unbedingt diese großartige Telematik-Infrastruktur, sondern dazu brauchen wir vor allen Dingen den elektroni-schen Heilberufeausweis zur Verschlüsselung, Iden-tifizierung und Authentifizierung.“
Ein ausführlicher Bericht über die Kammerversammlung fndet sich im Rheinischen Ärzteblatt Dezember 2010, verfügbar auch unter www.aekno.de/RhAe-Archiv.
Dr. Christiane Groß M. A., Vorsitzende des Ausschusses „E-Health“ der Ärzte- kammer Nordrhein: Nicht nur über die Risiken der Telematik sprechen, sondern auch über die Chancen.
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