Rheinisches Ärzteblatt 4/2024

10 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 4 / 2024 Magazin – Studium und Berufseinstieg Ärztemangel Sinkender Versorgungsgrad Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) hat berechnet, dass in Deutschland jährlich im ambulanten Sektor knapp 2.500 ärztliche Nachbesetzungen fehlen, um das derzeitige Versorgungniveau bis 2040 zu halten. Ohne zusätzliche Ärztinnen und Ärzte würde der vertragsärztliche Versorgungsgrad auf 74 Prozent des heutigen Niveaus ab- sinken, warnt das ZI. Die erwarteten Engpässe in der medizinischen Versorgung seien durch ein erhöhtes Studienangebot nicht mehr aufzuhalten. Selbst wenn die Studienplatzkapazitäten kurzfristig deutlich erhöht würden, kämen die Auswirkungen wegen der Ausbildungslänge erst nach etwa 15 Jahren in der ambulanten haus- und fachärztlichen Versorgung an, so das ZI. bre Bonn Hilfe für Eltern bei Studienorientierung Die Universität Bonn bietet eine Veranstaltung für Eltern an, deren Kinder vor der Entscheidung stehen, welches Studium aufgenommen werden soll. „Studienorientierung informiert begleiten“ ist der Titel des Seminars der Zentralen Studienberatung. Eltern bekommen einen Überblick über grundlegende studienbezogene Begriffe und einen Einblick in das Studienangebot der Bonner Universität. Auch werden Möglichkeiten der Studienorientierung vorgestellt. Die Veranstaltung findet am Dienstag, 23. April 2024 von 18.30 bis 20 Uhr statt. Die Anmeldung erfolgt über www.uni-bonn.de/informiertbegleiten. bre Diese Semesterferien bin ich gemeinsam mit zwei Freundinnen in eine etwas andere Famulatur gestartet. Nach einer aufregenden Anreise, die insgesamt vier Tage gedauert hat, sind wir im Litembo Hospital in Tansania angekommen. Die Stadt Litembo liegt im südlichen Hochland des ostafrikanischen Staates. Die Gründung des Krankenhauses geht auf Brüder des Benediktinerordens zurück, die 1914 eine Missionsstation in Litembo aufgebaut hatten. 1961 kam die deutsche Ärztin Dr. Irmel Weyer mit einigen Krankenschwestern nach Litembo und übernahm die Leitung. Bis 1996 ließ sie das Krankenhaus ausbauen und vergrößern. Mittlerweile gibt es hier Stationen für Pädiatrie, Gynäkologie, Chirurgie, Innere Medizin, HIV-Patientnen, einige Ambulanzräume (auch für Augenheilkunde, Mental Health und Zahnmedizin), einen großen Operationssaal, ein EKG-Gerät, ein Röntgengerät, ein Ultraschallgerät sowie ein Labor. Bei einer Bettenanzahl von rund 320 arbeiten hier elf Ärztinnen und Ärzte sowie sieben „Interns“, die mit unseren Studierenden im Praktischen Jahr vergleichbar sind. Die Eindrücke und Erlebnisse hier sind bereits nach zwei Wochen zahlreich. Es ist beeindruckend zu sehen wie mit den im Vergleich zu Deutschland sehr begrenzten Mitteln nach bestem Wissen und Gewissen behandelt wird. Gleichzeitig ist es sehr bedrückend, manche Umstände und Geschichten zu hören und die Grenzen des hier Möglichen so direkt zu erfahren. So ist das System von staatlich finanzierten Krankenkassen noch lange nicht flächen- deckend verbreitet, sodass manche Behandlungen schlichtweg an mangelnden finanziellen Mitteln scheitern. Das fachliche und praktische Lernen ist auf jeden Fall ein Teil der Famulatur hier, aber vielmehr sind es für uns auch die Menschen vor Ort, die ihre Erfahrungen und Geschichten mit uns teilen und uns einen ganz anderen Einblick in Land, Kultur und Leute gewähren. Wir empfinden es als großes Privileg, daran teilhaben zu dürfen und beschäftigen uns viel mit der Frage, welche Rolle wir als weiße Europäerinnen, vor allem unter Berücksichtigung des geschichtlichen Kontextes, hier einnehmen. Es sind viele ethische Fragen, die wir gemeinsam mit den anderen Famulantinnen und Famulanten, aber auch mit den tansanischen Ärzten diskutieren. Der Austausch mit ihnen ist schon jetzt eine große Bereicherung für uns. Wie erlebt Ihr das Studium der Humanmedizin? Schreibt mir an medizinstudium@ aekno.de. Witten/Herdecke Das Leben als Landarzt testen Im Rahmen des Projekts „Localhero“ bekommen Medizinstudentinnen und -studenten der Universität Witten/Herdecke regelmäßig einen Einblick in das berufliche Leben von Hausärztinnen und Hausärzten in ländlichen Regionen. Das fünftägige Praktikum soll dazu beitragen, langfristig die Versorgungssituation im ländlichen Raum zu verbessern, so die Privatuniversität. Die Studenten lernen den Arbeitsalltag in Hausarztpraxen auf dem Land kennen. „Die Studierenden sind jedes Mal von der Woche begeistert und berichten aus der Praxis sowie von den Kreisen nur Gutes“, sagte Dr. Lucas Bisplinghoff, der das Projekt seitens des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität betreut. An „Localhero“ sind auch die nordrheinischen Universitäten Duisburg-Essen, die Heinrich-­ Heine-Universität Düsseldorf und die Universität Bochum beteiligt. bre Drei Famulantinnen vor dem Eingang des Litembo Hospitals: (v.l.n.r.): Lotta Klaßen, Anna Sailer und die Kolumnistin Hannah Stamm Foto: privat Litembo Mail aus Litembo

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