puncto 02/17

13 Service also ganz sicher sein, dass man wirklich spenden wird. 14 Tage vor der Stammzell- spende erfolgte noch eine eingehende körperliche Untersuchung durch eine Ärz- tin, die die Stammzellenspende bei mir betreut hat. puncto: Das klingt nach einer großen Verantwortung. Wie lief dann die eigentliche Spende ab? SH: Fünf Tage vor dem festgelegten Termin habe ich begonnen, mir täglich einen körpereigenen Stoff zu spritzen, der bewirkt, dass sich die Produktion von Stammzellen im Körper erhöht und ins Blut übergeht. Das war ein kleiner Pikser täglich. Als einzige Nebenwirkung hatte ich einige Tage etwas Gliederschmerzen wie bei einer Grippe, aber nicht wirk- lich schlimm. Am Vortag der Spende bin ich nach Ratingen gefahren, sodass ich am nächsten Tag früh in der Klinik sein konnte. Dort gab es zur Sicherheit noch einmal einen kurzen medizinischen Check, und dann wurden in einer Art Dialyse die Stammzellen aus meinem Blut gewaschen. Das hat etwa vier Stunden gedauert. Währenddessen wurde ich wieder von dem medizinischen Team sehr gut betreut. Sofort nach der Entnahme wurden die Stammzellen dann mit einem Kurier in das Transplantationszentrum gebracht. Und ich konnte noch am gleichen Nach- mittag nach Hause fahren. puncto: Weißt du, wem du mit deiner Spende das Leben gerettet hast? SH: Ich weiß, dass der Empfänger ein Kleinkind ist. Genauere Informationen über den Empfänger darf man frühestens nach zwei Jahren erfahren, wenn beide das möchten. Bis dahin kann man nur anonymisierte Briefe schreiben. Nach der Transplantation der Stammzellen dauert es etwa drei Monate, bis die Spende als pri- mär erfolgreich angesehen werden kann. Dieser Zeitraum ist um, und ich weiß, dass das Kind inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen ist. puncto: Sind dir bei der ganzen Aktion eigentlich Kosten entstanden? SH: Nein, überhaupt nicht. Die Kosten für Anreise und Hotel hat die Stefan-Morsch- Stiftung voll übernommen und sie hätte auch meinen Tag Verdienstausfall gezahlt. Das war aber nicht nötig, weil mein Ar- beitgeber, die Continentale BKK, mir dafür Sonderurlaub gewährt hat. puncto: Wie betrachtest du jetzt, mit einigen Monaten Abstand deine Stammzellspende? SH: Ich bin froh, dass ich die Chance hatte, einem Menschen, noch dazu einem kleinen Kind, zu helfen, denn meine Frau und ich haben selbst drei Kinder und kön- nen uns vorstellen, was diese Erkrankung für eine Familie bedeutet. Ich würde es auf jeden Fall wieder machen. puncto: Stephan, vielen Dank für deinen Einsatz und dieses Gespräch. Der „genetische Zwilling“ Diplom-Biologe Dr. Marco Schäfer, Lei- ter des HLA-Labors der Stefan-Morsch- Stiftung, erläutert, warum fremde Stammzellspender so wichtig sind. Für eine Stammzelltransplantation sind die HLA-Merkmale (Human Leukozyten Antigene) entscheidend. Diese Gewebe- merkmale bilden aber nur einen kleinen Abschnitt der gesamten menschlichen DNA. Im besten Fall stimmen dann zehn von zehn dieser Merkmale überein. Bei der großen Vielfalt der Gewebemerkma- le in der Bevölkerung (es gibt theore- tisch mehr Kombinationsmöglichkeiten als Menschen auf dieser Erde) ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Merkmale bei zwei Menschen, die nicht verwandt sind, übereinstimmen, nicht sehr groß. Sie variiert je von 1:10.000 bis eins zu mehreren Millionen. Genetischer Zwilling ist also die vereinfachte Bezeichnung für einen Menschen, der in den entschei- denden Gewebemerkmalen mit dem Patienten übereinstimmt und daher als Stammzellspender infrage kommt. In Deutschland und weltweit gibt es zahlreiche Organisationen, die zum Thema Stammzellspende aktiv sind und informieren. Hier finden Sie eine kleine Auswahl. Stefan-Morsch-Stiftung: www.stefan-morsch-stiftung.com/ DKMS gemeinnützige GmbH: www.dkms.de/de Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland: www.knochenmarkspende- deutschland.de/ Zentrales Knochenmarkspender- Register Deutschland: www.zkrd.de/de/

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