Yolo 02/2018

SOCIAL MEDIA Unsere Expertin: Verena Weigand ist Vorsitzende des Vereins Programm- beratung für Eltern, der den FLIMMO herausgibt. 1. Wie werden Produkte indirekt auf YouTube vermarktet? Wenn YouTuber/innen Produkte empfehlen oder sie gezielt in die Videos einbinden, stecken oft kommerzielle Interessen und Verträge mit Unternehmen dahinter. So- lange dies als Produktplatzierung gekenn- zeichnet ist, dürfen sie das auch. Proble- matisch wird es, wenn die Vermarktung von Produkten nicht oder unzureichend gekennzeichnet ist, dann spricht man von Schleichwerbung. 2. Gibt es oft Schleichwerbung auf YouTube? Leider gab es in letzter Zeit immer häufiger ÜBER SCHLEICHWERBUNG UND GEFAHREN AUF YOUTUBE Drei Fragen an die Expertin: werden. Diese Meinung verwundert nicht. Verena Weigand erklärt: „Die YouTuber hören ihren Fans zu und kommunizieren mit ihnen über verschiedene Social-Media-Kanäle. Für viele Kinder und Jugendliche sind sie Vorbilder und üben großen Einfluss aus.“ Tatsächlich haben aber viele YouTuber so großen Erfolg mit ihren Videos und den Pro- duktvorstellungen, dass sie hauptberuflich davon leben. Influencer mit einer großen Zahl von Followern verdienen häufig an die 10.000 Euro im Monat oder mehr. Bibi (Bianca Hei- nicke, 25), die erfolgreichste deutsche Social- Media-Influencerin, kommt nach Einschätzung von Werbemanagern sogar auf 110.000 Euro monatlich, wenn man alle ihre Verdienste auf YouTube, Instagram und Snapchat zusammen- rechnet. Hättest du das gedacht? Fälle von unzulässiger Schleichwerbung. Deshalb bemühen sich die Landesmedien- anstalten, dass die Kennzeichnungspflicht von Produkten bei YouTube umgesetzt wird. 3. Wo sehen Sie die Gefahren dieser Plattformen? Aus Jugendschutzsicht gibt es bei YouTube einige problematische Punkte: Kinder und Jugendliche können plötzlich mit ungeeig- neten, gewalthaltigen oder sexualisierten Inhalten konfrontiert werden. Gerade wenn nach Ende des Videos automa- tisch der nächste Clip startet, auf dessen Auswahl sie keinen Einfluss haben, oder Videos an der Seitenleiste vorgeschlagen werden. Aber auch Beleidigungen und Anfeindungen in den Kommentarleisten können junge Nutzer verstören. Kritisch sehe ich die zunehmende Kommerziali- sierung der Plattform. Vermarktung von Produkten, Selbstinszenierung, gekauf- te Likes und Follower: Für Kinder und Jugendliche wird es zunehmend schwer, die Verflechtungen von YouTube-Stars und Werbeindustrie zu durchschauen und sich dem zu entziehen. Pick dir das Beste raus All das heißt aber nicht, dass du nicht auf You- Tube unterwegs sein solltest. Wichtig ist nur, dass du aufmerksam bleibst und bewusst ent- scheidest, was du wirklich kaufen willst, und auch, welche Videos du anschaust. Was das betrifft, bietet diese Plattform eine unglaub- lich breite Vielfalt an Themen an. Ob Gaming Kanal, Schminktipps oder Lern-Tutorials: Hier findet jeder, was ihn interessiert. Trotz der Ri- siken und Gefahren kann daher auch Expertin Verena Weigand YouTube etwas Positives ab- gewinnen: „Junge Nutzer finden auf YouTube kreative und gute Spartenformate, die im klas- sischen TV nicht möglich wären. Und bei Tuto- rials, Hausaufgabentipps oder Wissenskanälen kann man vielleicht noch etwas lernen.“ Eine kleine Auswahl an Beispielen findest du in un- serem Kasten (linke Seite). Viel Spaß! Fragen dich deine Eltern manchmal, was du täglich so lange auf YouTube machst? Sitzt du sogar lieber vor dem Smartphone als vor dem Fernseher? Vielleicht habt ihr zu Hause auch bestimmte Regeln, wie viel Zeit du auf Social-Media-Plattformen verbringen darfst? Fakt ist jedenfalls, dass sich diese Seiten zu einer festen Größe der Jugendkultur entwi- ckelt haben. Auf sein Smartphone mit ständi- gem Zugang zu Social Media will keiner mehr verzichten. Du bist die Zielgruppe Für dich bedeutet das erst einmal nur Spaß, Unterhaltung und sicher auch eine Möglich- keit, dich über Themen zu informieren, die dich interessieren. Doch für viele Firmen ist das ein Riesengeschäft. Bist du dir bewusst, dass du als Jugendlicher und junger Erwach- sener für die Wirtschaft unglaublich wichtig bist? Du bekommst vielleicht zwar „nur“ Ta- schengeld oder verdienst mit Schülerjobs dein erstes eigenes Geld. Aber zusammen mit dem Betrag, den deine Eltern für dich zum Beispiel für Klamotten, Unterhaltung, Sportartikel und Kosmetik ausgeben, hast du in den Augen der Industrie eine große Kauf- kraft. Werbung ist das Geschäftsmodell Genau hier kommt YouTube ins Spiel. Klare Sache, wo könnten Unternehmen dir ihre Pro- dukte besser präsentieren und für sich werben als dort, wo sich die Jugendlichen am meisten aufhalten? Das ist auch okay so, schließlich fi- nanziert sich YouTube durch Werbung. Verena Weigand, Expertin für Medienkompetenz und Jugendschutz der Bayerischen Landeszentra- le für neue Medien (BLM), erklärt aber: „Im Fernsehen muss Werbung ganz klar gekenn- zeichnet werden, zum Beispiel durch eine Ein- blendung wie: ‚Jetzt kommt Werbung‘. Auch bei YouTube muss Werbung gekennzeichnet sein. Doch die Werbeformen sind hier zum Teil viel subtiler und selbst für Erwachsene schwer zu durchschauen. Wenn ein bekann- ter YouTuber sein aktuelles Lieblingsprodukt empfiehlt, nehmen viele Jugendliche ihm das leicht ab: Sie fühlen sich ihrem Idol nahe und sehen ihn als Freund von nebenan, der diese Empfehlung ausspricht.“ Von Beruf YouTuber In einer Umfrage glaubten viele Mädchen und Jungen, dass die meisten Videos ganz selbst- los nur zum Spaß für die Fans hochgeladen 2/2018 11

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