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28 . Jul i – 05 . August 2012
TRABRENNBAHN MAR I ENDORF
www. BERl I NTRAB. DE
DERBy-SIEgER
2011
Deutsches
traber - derby
»Zur Not
kommt Björn«
I
m Hintergrund wirkt Dirk Hafer
bereits seit einiger Zeit erfolg-
reich für den Stall von Marion
Jauß. Seit dem Weggang von Micha-
el Larsen hat Hafer deutlich mehr in
den Vordergrund treten müssen, was
ihm gar nicht so schmeckt, also mus-
ste er sich auch der Traberwelt für ein
Interview zur Verfügung stellen.
TraberWelt:
Welche Chancen hat
der Stall von Marion Jauß in Berlin
dieses Jahr?
DIRK HAFER:
Nun ja, wir werden einige
Pferde am Start haben in den Derby-
Vorläufen, aber ich glaube, gerade
das offene Derby ist in diesem Jahr
sehr stark besetzt, stärker als in den
Vorjahren. Unsere besten Chancen
sind Enigma bei den Stuten und Glo-
bal challenger im „echten“ Derby.
Wie ist die Fahrerverteilung?
Das haben wir schon entschieden.
Michael Schmid fährt sowohl Enig-
ma als auch Global challenger. Er ist
ja zweimal in der Woche bei uns und
bereitet die Pferde mit vor. Michael
Nimczyk ist etwa für Haras du Pin
vorgesehen. What‘s going on muss
nun mal glattgehen, Stackato wird
nicht laufen aus gesundheitlichen
Gründen. Bei den Stuten sind noch
ein paar weitere, etwa Gentle Talk
und Simply the best, unter Order.
Und wenn alle ins Finale kommen?
Zur Not kommt Björn Goop (lacht).
Ich habe zwar schon mit ihm telefo-
niert, aber er ist ja aller Voraussicht
nach in den USA beim Hambletoni-
an, und wahrscheinlich werden wir
ihn ja nicht brauchen – leider.
Wie stark sind die besten Chan-
cen?
Enigma ist erste Wahl im Stuten-
Jahrgang, möchte aber nicht von ganz
innen ins Rennen, dann müssen wir
mit dem Zaum experimentieren, aber
das kriegen wir schon hin. Und Glo-
bal challenger ist mit Abstand unser
Bester. Das hat er im Buddenbrock
eindrucksvoll bewiesen.
Es war aber erst sein zweiter Sieg, das
Buddenbrock war auch ein besonderes
Rennen, sehr langsam unterwegs.
Sicher, aber er hatte mächtigen Speed,
mehr als zuvor. Generell ist er gereift,
er ist stärker geworden. Und er ist
besser gereist. Oft hatte er nicht aus-
gefressen während der Reisen oder
danach. Der Start in Mönchenglad-
bach war auch ein bisschen der Not
geschuldet. Ich muss auch klar sagen,
dass die Vorbereitung über den Win-
ter mit unseren Dreijährigen nicht so
gut verlief, wie wir uns das vorgestellt
hatten, aber manche Dinge sind halt
nicht zu ändern.
Jetzt gu-
cken wir nach
vorn.
Interview +
Foto: cb
Interview
Dirk Hafer
»Die Chancen stehen
fifty-fifty«
Interview
Jörg Schefe
J
örg Schefe hat sein Lot in toller Form, gilt
im Norden als der derzeit erfolgreichste
Trainer und setzt im zweiten Derbyvor-
lauf auf den bei vier Starts dreimal erfolg-
reichen New Generation.
TraberWelt:
Wie schätzen Sie Ihren Vorlauf
ein?
JÖRG SCHEFE:
Es ist sicher nicht der leichteste,
aber ich freue mich, dass wir mit Startplatz
drei bei der Auslosung immerhin ganz gut
weggekommen sind.
Was könnte sich daraus für Sie als optimaler
Rennverlauf entwickeln und wie groß sind
die Chancen auf eine Finalteilnahme?
Ideal wäre natürlich, wenn einer der Favoriten
in Front und wir dahinter an die Innenkannte
kämen. In diesem Fall sähe ich die Chancen
trotz der Topkonkurrenten bei 50:50!
Nach der Generalprobe mit einem hart er-
kämpften Sieg hörte man unterschiedliche
Meinungen von „enttäuschend“ bis „großar-
tig“.
Letzteres ist richtig. New Generation startete
in relativ hoher Klasse, das ursprünglich vor-
gesehene Rennen kam nicht zustande, und
darüber hatte ich ein anderes Pferd angege-
ben. Nach nicht einmal idealem Verlauf hat
er den ungemein starken My Name is Joe in
Schach gehalten, wir waren sehr zufrieden.
Man darf auch nicht vergessen, dass er wegen
einer Chip-OP beim Aufbau genau genom-
men zwei Monate später dran war als eigent-
lich geplant.
Und welches Gefühl haben Sie heute, fünf
Tage vor dem großen Rennen?
Der Eindruck ist nicht schlechter geworden,
der Hengst hat gerade in Bahrenfeld in Be-
gleitung des guten Harry’s Boy die Abschluss-
arbeit erhalten und dabei überzeugt.
Weniger überzeugend war allerdings der Auf-
tritt in Berlin vor fünf Wochen, als es die bis-
lang einzige Niederlage gab.
Das stimmt, aber das hatte Gründe. Schwüles
Wetter, Reisestress, all das kannte er noch
nicht. Eine leichte Infektion kam hinzu. Wir
sind diesmal einen Tag eher vor Ort, ich
denke, die Probleme werden sich nicht wie-
derholen.
Ist es Ihr erster Auftritt im Derby?
Nein, ich war früher schon einige Male in
Vorläufen dabei. In Dänemark konnte ich
mit Woman New das Stutenderby gewinnen.
Also keine Nervosität vor dem großen Auf-
tritt?
Nervosität schadet nur, dann häufen sich die
Fehler. Man muss versuchen, so ein Rennen
wie ein ganz normales anzugehen. Ich hoffe,
das wird mir gelingen.
Ihr Spitzname ist „Mücke“. Wird die Mücke
im Derby zum Elefanten?
Das wäre ja schön, aber so dick wollen wir lie-
ber nicht auftragen. Realistisch gesehen pei-
len wir ein Platzgeld
an, wenn
es zur Finalqua-
l i f i -
kation reicht,
wären wir
überglück-
lich. Das
w ü r d e
mich auch
für die vie-
len nord-
deutschen
Fans, die in
Berlin sein
w e r d e n ,
sehr freuen.
Interview+Foto:
mf
»Dream Magic BE ist wieder fit«
J
osef Franzl jr. War bis zum Buddenb-
rock-Rennen in der komfortablen Situ-
ation, mit Dream Magic BE einen der
klaren Derbyfavoriten im Stall zu haben.
Dann gab es die sensationelle Niederlage,
die im Nachhinein durch einen Infekt ihre
Erklärung fand. Jetzt werden die Karten
neu gemischt.
TraberWelt:
Wie ist der aktuelle Ge-
sundheitszustand von Dream Magic
BE?
JOSEF FRANZL JUN.:
Das Fieber ist ver-
klungen, die Blutwerte sind wieder
ok, bei einer nochmaligen Endosko-
pie war nichts mehr festzustellen.
Sonst hätten wir den Hengst auch
nicht als Starter angegeben.
Wie wurde durch die Erkrankung
der Trainingsplan beeinflusst?
Er konnte nach dem Budden-
brock-Rennen natürlich nicht
wie vorgesehen gearbeitet
werden. Montag habe ich ihn
einem leichten Test unter-
zogen, der mich zufriedengestellt hat. Der Hengst
ist wieder fit, aber ob er im Derbyvorlauf bei 100
Prozent sein wird, lässt sich nicht mit letzter Ver-
lässlichkeit sagen.
Ergibt sich daraus, dass Sie defensiv ins Rennen ge-
hen werden?
Nein, was ich mache, entscheidet sowieso das Pferd.
Dream Magic BE wird mir signalisieren, wie er
drauf ist, und danach werde ich agieren. Man kann
in einem Derbyvorlauf nicht geplant defensiv auf-
treten – und plötzlich hat man das Finale verpasst.
Wie beurteilen Sie Ihre Gegner?
Das Rennen scheint mir recht ausgeglichen besetzt
zu sein, unsere Startnummer 6 ist leider nicht die
günstigste. Ein Traumrennen wie in Gelsenkirchen,
als Dream Magic BE aus der Radfahrerlage Co-
meonhill problemlos bezwingen konnte, wird sich
wohl kaum ergeben. Die Hauptgegner sehe ich in
CC Rider und dem starken Schweden Bradley.
Sie mussten nach dem Buddenbrock-Rennen einige
Kritik hinnehmen. Erst hieß es, Sie seien taktisch
schlecht gefahren, dann wurde im Internet sogar ver-
einzelt behauptet, die festgestellte Infektion sei eine
Schutzbehauptung. Prallt so etwas an Ihnen ab oder
werden Sie gar nervös?
Ehrlich gesagt, das habe ich gar nicht verfolgt. Wa-
rum sollte ich mich davon auch beeinflussen lassen?
Nur wer täglich mit Pferden arbeitet, weiß über sie
Bescheid. Gerüchte und Unterstellungen bringen
da gar nichts, deshalb muss man auch nicht darauf
reagieren. Ich fahre sehr gelassen nach Berlin.
Im Stutenderby starten Sie mit Yuamour eine eben-
falls sehr aussichtsreiche Kandidatin.
Das stimmt, die Stute hat mir als Buddenbrock-
Dritte nach mehrwöchiger Pause sehr gut gefallen,
als sie außen herum bis zuletzt dabei war. Seitdem
hat sie sich sogar noch gesteigert. Sie kann gut ein-
treten, von Startplatz vier sollten wir eine Lage be-
kommen können und dann eine reelle Chance auf
das Finale besitzen.
Wie sieht die Reiseplanung Ihrer Pferde aus?
Die Sonnabend-Starter kommen am Freitag nach
Berlin und reisen nach dem Renntag zurück, bei
den Pferden, die am Sonntag laufen, verschiebt sich
die Vorgehensweise um 24 Stunden. Wir haben die
Starter gerne baldmöglichst wieder zurück in der
vertrauten heimischen Umgebung.
Interview+Foto: mf
Interview
Josef Franzl jun.