WERDER MAGAZIN Nr. 334

PORTRÄT 2014/2015 | U15 Cheftrainer Florian Kohfeldt (hinten re.): Die U15 – mit Torwart-Talent Luca Plogmann (vorne, 5. v. re.) – betreute er nur wenige Monate, dann wurde er als Co-Trainer ins Trainer-Team der Bundesliga-Mannschaft berufen. eben erleichtert wurde das durch die Tatsache, dass er als Kind ir- gendwann im Tor gelandet war – auf dem fast klassischen Karriere- weg: „Bei einem Turnier fehlte uns der Torhüter, also bin ich ins Tor gegangen.“ Er sagt diesen Satz nachdenklich und mit etwas Wehmut und schiebt nach: „Ich glaube, dass ich lieber Feldspieler gewesen wäre.“ Heute, so sagt er, „würde ich, wenn ich in der Freizeit kicke, nie auf die Idee kommen, ins Tor zu gehen“. Aber wie gelingt es jemandem, der nie selbst in den Räumen, die ein Fußballfeld so bietet, gestanden hat, der immer nur das Spiel vor sich hatte und Bälle und Gegenspieler auf sich zukommen sah, sich in die komplexe Taktik dieses Sports hineinzudenken? „Man kann sich vieles aneignen, indem man den richtigen Menschen zuhört, seine Schlüsse daraus zieht und für sich in die richtigen Zusammenhänge bringt“, sagt Kohfeldt. Dieses Mitdenken und das intensive Beschäf- tigen mit dem Fußball blieben auch den Verantwortlichen der Grün- Weißen nicht verborgen. Sie wussten schon bald: Hier ist jemand, der sich auch als Trainer hervorragend einbringen kann. Bei Florian Kohfeldt liefen sie damit offene Türen ein. Und so wurde er zur Sai- son 2006/2007 Co-Trainer der U-14-Mannschaft unter Chefcoach Harald Albrecht. Es war der Beginn einer Trainerkarriere, die in der Folgezeit gleich mehrfach turbulente Wendungen nehmen sollte. Man könnte aus heutiger Sicht sagen: Florian Kohfeldt machte von Beginn an einen exzellenten Job. Denn in der damaligen U14 beglei- tete er mit Niclas Füllkrug, Özkan Yildirim und Oliver Hüsing gleich drei Talente, die später den Weg in die Bundesliga schafften. Seiner Premierensaison als Trainer folgten drei Spielzeiten als Co-Trainer der U16, ehe 2010 ein Duo zusammenfand, das über Jahre ausgezeichnet harmonieren sollte. Kohfeldt wurde Co-Trainer von Viktor Skripnik in Werders U17, unter anderem mit Levent Aycicek, Julian von Haacke, Marcel Hilßner und Lukas Fröde, die heute ebenfalls Profis sind. Und am Ende der Saison stand gleich ein Riesenerfolg: Erst im Finale um die Deutsche Meisterschaft musste sich die U17 im Stadion ‚Platz 11‘ dem 1. FC Köln nach Verlängerung mit 2:3 geschlagen geben. Zwei weitere Spielzeiten betreuten Skripnik und Kohfeldt die U17. Jesper Verlaat, Ole Käuper und Maximilian Eggestein gehörten zu den Spielern, die in dieser Zeit diese Mannschaft durchliefen. „Die Zusammenarbeit von Viktor Skripnik und Florian Kohfeldt war für beide Gold wert“, findet Thomas Wolter, seit 2013 Sportlicher Leiter des WERDER Leistungszentrum. „Aber dann war es Zeit, dass Florian eigenverantwortlich eine Mannschaft übernimmt.“ Kohfeldt, der be- reits 2011 seine Fußball-A-Lizenz erwarb, hatte mit seiner bisherigen Arbeit nachhaltig Eindruck hinterlassen. Für die Verantwortlichen stand fest: Dieses Trainertalent muss weiter gefördert werden. Doch aus dem Plan, ihn behutsam und Schritt für Schritt an höhere Aufga- ben heranzuführen, wurde nichts. Denn von da an nahm Kohfeldts Trainerkarriere richtig Fahrt auf. „Er hat sich auf seinem Weg immer wieder selbst überholt“, lacht Wolter. Noch während Kohfeldts erster Saison als U-16-Trainer wurde ein neu- er Co-Trainer für die U23 gesucht, die mittlerweile von Viktor Skrip- nik verantwortet wurde. Und allen Beteiligten war klar, dass das er- folgreiche Duo Skripnik/Kohfeldt wieder zusammengeführt werden sollte. Allerdings galt diese Vereinbarung nur bis zum Ende der Sai- son. Zur Spielzeit 2014/2015 kehrte Kohfeldt wie vereinbart in den Nachwuchsbereich zurück und übernahm die U15. Eine komplette Saison wurde daraus aber wieder nicht. Denn im Oktober 2014 wur- de Skripnik zum Cheftrainer der Bundesliga-Mannschaft befördert und übernahm diese Aufgabe nicht nur mit Torsten Frings, den er zuvor bereits in der U23 als Co-Trainer an seiner Seite gehabt hatte. Sondern erneut gehörte auch Florian Kohfeldt zum Trainer-Team. Es war ein Schritt, den Kohfeldt heute zu den beiden größten seiner Trainerlaufbahn zählt: „Es war von heute auf morgen für mich die ers- te echte Berührung mit dem Profifußball. Auf einmal saß ich in der Ka- bine mit sehr vielen Leuten, die ich vorher nur im Vorbeigehen kannte.“ Zwei Jahre lang war er mittendrin, erwarb in dieser Zeit als Lehrgangs- bester seine Fußballlehrer-Lizenz. „Ich konnte an allem teilhaben und mitwirken und stand doch eher in der zweiten Reihe – ein Riesenprivi- leg.“ Auch dass diese Zeit im September 2016 mit der Freistellung des s s WERDER MAGAZIN 334 15

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