WERDER MAGAZIN Nr. 334

Besondere Beziehung: Florian Kohfeldt spielte in der U21 unter Trainer Viktor Skripnik (re.), war später drei Jahre lang sein Co-Trainer in der U17 und dann auch in der Bundesliga. Fotos: nordphoto Trainer-Teams endete, war eine neue Erfahrung für Kohfeldt, der heute sagt: „Nicht die Beurlaubung an sich war das Schlimme, denn dafür gab es nachvollziehbare Gründe, auch wenn ich immer noch davon überzeugt bin, dass wir die Wende geschafft hätten. Aber wehgetan hat, von heute auf morgen nicht mehr mit den Menschen zusammen zu sein, mit denen man vorher jeden Tag intensiv gearbeitet und zu denen man dadurch eine sehr enge Beziehung aufgebaut hatte.“ Es ist ihm deutlich anzumerken: Werder Bremen ist für Florian Koh- feldt mehr als ein Job. Und diese Einstellung versucht er allen, mit denen er arbeitet, zu vermitteln: „Wir können verdammt stolz dar- auf sein, wer und was wir sind. Wir sind einer der traditionsreichs- ten Vereine der Bundesliga. Wir haben überragende Fans. Wir spie- len in einer wunderschönen Stadt. Und wenn jemand Werder nur als Durchgangsstation oder Mittel zum Zweck begreift, dann kann ich damit nichts anfangen. Jeder muss wissen, dass es etwas Beson- deres ist, hier zu spielen.“ Kein Wunder, dass Florian Kohfeldt nur wenige Wochen nach seiner Freistellung als Bundesliga-Co-Trainer wieder eine Aufgabe bei ‚sei- nem‘ SV Werder übertragen wurde und er als Cheftrainer die U23 in der 3. Liga übernahm – nach eigener Aussage der zweite sehr große Schritt seiner Trainerlaufbahn. „Die 3. Liga ist eine Profi-Li- ga, die oftmals unterschätzt wird“, betont er. „Alles, was ich mir in meiner bisherigen Trainerzeit überlegt und erarbeitet hatte, mit Jugend-Mannschaften ausprobieren konnte, musste jetzt funktio- nieren. Der Klassenerhalt mit der U23 und dazu die Tatsache, wie sich in der Zeit Spieler wie zum Beispiel Maxi Eggestein entwickelt haben, waren daher richtig große Schritte für mich als Trainer.“ Und in ihm reifte der Wunsch, wenn es denn irgendwann die Chance gebe, sie zu ergreifen und wieder in die Bundesliga zu- rückzukehren. Wer seinen Weg verfolgt hat, der könnte meinen, Florian Kohfeldt habe von Anfang an sehr ehrgeizig und zielstrebig darauf hingearbeitet, als Trainer irgend- wann ‚ganz oben‘ anzukommen. Doch dem wider- spricht der 35-Jährige energisch: „Wie vermessen muss man sein, um sich vorzunehmen, Bundesliga-Trainer zu werden?“ Schließlich können nur 18 Menschen gleichzeitig diesen Traumjob ausüben. Aber: „Ich habe daran gearbeitet, besser zu werden, mehr über Fuß- ball zu wissen, für alles Lösungen zu haben“, verrät er. „Das treibt mich an. Ich stehe heute auf dem Platz und weiß viel mehr über Fußball als vor zehn Jahren, vor fünf Jahren, vor drei Jahren. Und das bringt mich auch heute noch jeden Tag dazu, neue Dinge aufzunehmen.“ Für Geschäftsführer Frank Baumann war im vergange- nen Jahr schnell klar, dass Florian Kohfeldt der rich- tige Mann sein würde, um die Nachfolge von Alex- ander Nouri als Cheftrainer der Bundesliga-Mannschaft anzutreten. „Florian ist ein sehr angenehmer Mensch, wissbegierig, er schaut sowohl im Sport als auch außerhalb über den Tellerrand hinaus, will sich als Mensch und als Trainer ständig weiterentwickeln. Und ob- wohl er noch jung ist, bringt er mittlerweile Erfahrung mit und hat in vielen Bereichen seiner Arbeit bereits ein sehr hohes Niveau er- reicht. Er hat eine klare Idee, wie seine Mannschaft spielen soll, und kann diese auch vermitteln. Er ist in der Lage, sowohl einzelne Spie- ler als auch die gesamte Mannschaft besser zu machen, hat einen guten Draht zu den Spielern und eine starke Autorität.“ Baumann und Kohfeldt, das sportliche Führungsduo der Grün-Weißen, eint der Ehrgeiz, das Bestmögliche zu erreichen, nie zufrieden zu sein. Sie haben die gleiche Vorstellung davon, wie der Werder-Fußball aussehen soll. Zudem gebe es eine persönliche Sympathie, so Kohfeldt, die „für die gemeinsame Arbeit sehr wichtig ist“. Er schätzt die Offenheit des gegenseitigen Aus- tauschs, die Klarheit Baumanns und hat „sehr großes Vertrauen in sei- ne Arbeit“. Unbestritten dürfte auch sein, dass beide für eine ausgespro- chene Bodenständigkeit s 16 WERDER MAGAZIN 334

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