WERDER MAGAZIN Nr. 334

Bei Werder ist es üblich, dass sich die fünften Mannschaften aus Kindern zweier Geburtsjahrgänge zusammensetzen. Zu Beginn der Saison kennt sich dann häufig ein Teil der Kinder bereits aus der Vor- saison, manchmal kennt man sich auch vom Sehen, von gemeinsa- men Aktivitäten im Werder-Kids-Club oder bei Ferien-Fußballcamps. Wirklich zusammengespielt haben die Mannschaften aber noch nicht, so dass für die Trainer eine zentrale Aufgabe darin besteht, ein Team zu formen. Die 5. E-Jugend setzt sich in dieser Saison aus 13 Kindern zusammen, vier aus dem älteren und neun aus dem jüngeren Jahrgang. Vom ers- ten Tag an war in dieser Mannschaft eine große Konzentration auf den Fußball zu spüren. Die Trainingsbeteiligung ist hoch, auch bei Regen, Sturm und Minusgraden, egal ob Ferien- oder extra Wochen- endtraining. Der Umgang der Kinder untereinander ist vorbildlich, sie motivieren sich gegenseitig, sind füreinander da, wenn mal et- was misslingt, und reißen Teamkameraden mit, wenn diese mal die Konzentration auf das Spiel verlieren (auch für E-Jugend-Spieler sind große Flugzeuge oder das Torwart-Training auf dem Nachbarplatz ab und an Anlass für Ablenkung). Dennoch wurde in der Winterrunde der Großteil der Pflichtspiele verloren. Jedes Mal eine andere Posi- tion spielen zu müssen, mit einem noch relativ unbekannten Team, stellt an die Kinder hohe Ansprüche. Das Herauskitzeln der Intuition begann mit einem Versuch im Trai- ning an einem trüben November-Nachmittag. Die Kinder hatten eine genaue Vorstellung davon, auf welcher Position sie das Abschluss- spiel gerne bestreiten wollten. Von Beginn der Saison an hatte jeder Spieler jede Position bereits erlernen und spielen müssen, sowohl im Training als auch in Punkt- und Freundschaftsspielen. Dennoch hat natürlich jeder eine Lieblingsposition. Die Trainerin entschied sich für einen Versuch, um besagte Intuition zu testen: „Wir spielen heu- te mal ohne feste Positionen.“ Stille. Ungläubige, fragende Gesichter, die einem begeisterten Jubel wichen, als die Jungs realisierten, dass jeder auf seiner gewünschten Position spielen konnte. Schon in der Erwartung, nun eine Traube von elf Kindern hinter dem Ball herjagen zu sehen, wurde die Trainerin jedoch positiv über- rascht. Die gewonnene Freiheit führte dazu, dass jeder Spieler mehr Verantwortung übernahm und die Kommunikation auf dem Platz zunahm. Es wurden Absprachen getroffen, jeder kämpfte für jeden. In den nächsten Trainingseinheiten wurde die Spielweise beibehal- ten und auch in einem Freundschaftsspiel gegen den SC Weyhe ge- probt, das souverän gewonnen wurde. Die 5. E-Jugend hat also Gefallen gefunden an ihrem eigenverant- wortlichen Spiel. „Es erinnert mich manchmal an einen Vogel- schwarm“, erzählt die Trainerin. „Wenn bei einem die Kräfte schwinden, lässt er sich zurückfallen, und der Nächste springt ein. So spielen die Kinder ein dauerhaftes Pressing, das für die Zuschau- er eine reine Freude ist.“ Das Vertrauen in das eigene Können, aber auch in das der Mannschaftskameraden nimmt in jedem Training zu. Anfang Januar spielte die Mannschaft ein Freundschaftsturnier beim VfL Stenum und gewann dort fünf von sechs Spielen. Und als die Trainerin fragte, wie die Spieler bei der Hallenpunktrunde und beim Futsal-Cup spielen wollen, da war die einstimmige Antwort: Na klar, ohne feste Positionen. Stefan Mann Die 5. E-Jugend als Einlaufkids vor einem Spiel im Stadion ‚Platz 11‘ (Foto li.) und nach einer mit vollem Einsatz geführten Trainingseinheit. WERDER MAGAZIN 334 45

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