WERDER MAGAZIN Nr. 334

WERDER MAGAZIN 334 63 Küper schiebt nach: „Früher habe ich den Pokal oftmals zum Gra- veur gebracht, um die Namen der neuen Preisträger eintragen zu lassen“, unternimmt er einen bescheidenen Versuch, von sich ein bisschen abzulenken. Dennoch beschreibt diese Anekdote das Wesen des Rentners so wie ein Schweizer Uhrwerk die Tageszeit preisgibt, nämlich exakt. Das Leben von Peter Sztuka dreht sich um Werder und die Raute und nach seinem Selbstverständnis gewiss nicht um ihn. Da erscheint es schon fast kurios, dass der 13 Jahre alte Peter einst aus denkbar ego- istischen Gründen im D-Jugend-Alter an den Osterdeich wechselte: „Mein Vater hat mich erstmal in Hastedt angemeldet, das hat auch Spaß gemacht. Aber ich hatte einen Schulkumpel bei Werder. Außer- dem haben wir immer gegen Werder verloren, und ich wollte nicht mehr verlieren, deswegen wollte ich auch bei Werder spielen. Dann habe ich mit meinen Eltern gesprochen, und dann bin ich rüber“, er- innert sich der ehemalige Libero mit einem verschmitzten Grinsen. Der Kalender schrieb zu diesem Zeitpunkt das Jahr 1956. Nachdem das heutige Ehrenmitglied die grün-weißen Jugend-Mannschaften durchlief, wo er schlussendlich in den damaligen ‚Jungmannen‘ (heute A-Jugend) an der Seite von Klaus-Dieter-Fischer auflief, tra- fen er und seine Teamkollegen eine denkwürdige Entscheidung: „Uns war ziemlich schnell klar, dass wir nicht das Zeug für die erste Mannschaft in der Oberliga haben. Wir waren zwar ganz gut, aber mehr auch nicht. Uns war wichtig, weiter zusammenzuspielen. Also wurde aus unserer Jugend-Mannschaft die siebte Herren-Mann- schaft. Wir haben in der untersten Liga angefangen“, verrät Sztuka. Gleich in den ersten zwei Jahren mischte der eingeschworene Haufen den Bremer Amateurfußball auf: „Wir sind direkt zweimal aufge- stiegen.“ Während seiner knapp 20-jährigen aktiven Laufbahn stach ein Ereignis ganz besonders heraus. „Wir haben in der Liga einmal gegen Bremen 1860 gespielt, das Hinspiel lief ganz schlecht. Zwei- stellig haben wir verloren. Wir waren so sauer, dass wir geschworen haben, uns zu revanchieren, und haben einen Extratrainingstag pro Woche eingelegt. Im Rückspiel haben wir 9:0 gewonnen“, erzählt Sztuka. Es klingt durch: Die heutige ‚gute Seele‘ aus Werders Fußballabtei- lung trägt auch eine gute Portion Ehrgeiz in sich. Eine Eigenschaft, die für seine äußerst erfolgreiche Trainerlaufbahn im Nachwuchs- bereich der Grün-Weißen unverzichtbar war. Schon als er 17 war, entflammte in Sztuka die Leidenschaft für die Trainertätigkeit. Zu- nächst übernahm der spätere Meistertrainer die siebte C-Jugend, ein Jahr später stieg er in die Fünfte auf, wieder eine Saison danach in die Dritte. Eine steile Karriere im Jugendfußball des SVW bahn- te sich an, und so kam es dann auch. Nachdem der ambitionierte Übungsleiter in der Saison 1972/1973 einen gewissen, gerade von BBV Union zu Werder gewechselten, Thomas Schaaf als D-Jugend- trainer unter seinen Fittichen hatte, lagen die größten Erfolge von Peter Sztuka noch vor ihm. 1986 und 1987 gingen die Norddeutschen Meistertitel der C-Jugend an die Weser: „An das Finalspiel der zweiten Meisterschaft erinne- re ich mich noch ganz genau. Wir spielten gegen den HSV, hier in Bremen. Viele Zuschauer kamen, und wir gewannen mit 2:1. Die letzten Minuten, bevor der Schiri abgepfiffen hat, schlug mein Herz schon ziemlich schnell, es ging ja schließlich um die Norddeutsche Meisterschaft“, so der Ur-Bremer. Neben 20 Jahren als Spieler und 32 Spielzeiten als Trainer ist Sztuka seit mittlerweile gar 35 Jahren mit Leib und Seele Sportwart der Fußballabteilung. Hier kümmert sich der Werderaner mit Hinga- be vor allem um die Ausrüstung der insgesamt 26 Mannschaften. Trainingsanzüge, Bälle, Trikots, Beflockungen. Wie es dazu kam? „Mein Vorgänger hat das schon ganz gut gemacht, aber ich dachte mir, ich kann das noch ein bisschen besser“, schmunzelt er. „Ich hab mich schon vorher um einige organisatorische Dinge gekümmert und bin dann 1982 in dieses Amt gewählt worden.“ Bei einem gro- ßen Verein wie Werder Bremen kommt dabei selbstredend einiges an Arbeit zusammen, und unweigerlich stellt sich die Frage nach der Motivation. Wieder scheint dem eingefleischten Werderaner die Nachfrage an sich schon unangenehm zu sein, der Blick geht ein bisschen nach unten, Sztuka atmet tief durch: „Der Zuspruch im Verein, das ist schon etwas sehr Schönes“, wird der Sportwart fast schon überraschend emotional und führt dann wieder sehr un- aufgeregt aus: „Klar ist das manchmal stressig, aber das sind eben die Aufgaben eines Sportwartes, und die mache ich gerne. Und ich möchte das fortführen, bis ich nicht mehr kann“, ist Sztuka in kei- nerlei Hinsicht amtsmüde. Zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Sportwart hat der Joseph-Lutter-Wan- derpreisträger auch ein Faible für Fußballtennis. Jeden Donnerstag zur Mittagszeit fungiert Sztuka als Schiedsrichter der 60-Plus-Trai- ningsgruppe in der Werder-Halle Hemelinger Straße. Für ihn auch immer eine gute Gelegenheit, um mit liebgewonnenen Weggefähr- ten einen ausführlichen „Schnack“ abzuhalten. Doch das ist immer noch längst nicht alles: „Ich bin auch jeden Montag beim Boules spie- len am Weser-Stadion, das macht richtig Spaß. Und die Bundesliga- Spiele der Profis gucke ich natürlich auch im Stadion und im Fern- sehen. Ich hoffe, dass wir dieses Jahr nicht bis zum letzten Spieltag zittern müssen.“ Keinesfalls zittern müssen alle Werderaner in der Fußballabteilung um die rechtzeitige und korrekte Versorgung mit Spiel- und Trai- ningsausrüstung – jedenfalls nicht, solange es Peter Sztuka gibt. Niklas Behrend

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