WERDER MAGAZIN Nr. 336

Was ist das Ziel für die Saison 2018/2019? KOHFELDT: Wir sind der Meinung, dass wir uns am Standort Bremen mit dem tradi- tionsreichen SV Werder grundsätzlich am- bitionierte Ziele setzen sollten. Wir sollten nicht zu schnell zufrieden sein, wollen lieber eine selbstgesteckte Marke knapp verpassen, wenn wir vorher alles ‚reingeworfen‘ haben. Nach den vergangenen Monaten muss es unser Anspruch sein, unsere starken Leis- tungen bestätigen zu wollen. Wir wollen zudem das Gefühl rund um das Team und die Aussagen der Spieler aufnehmen und sie auch in die Pflicht nehmen. Wenn wir das alles zusammen betrachten, halte ich es für nachvollziehbar, dass wir einen Startplatz für die europäischen Wettbewerbe anpeilen. Wir brauchen dafür die totale Fokussierung, um dann zur Stelle zu sein, wenn sich die- se Chance in der Saison bietet, weil stärkere Konkurrenten ihre Ziele verfehlen. Sie fordern von der Mannschaft eine mutige Spielweise. Wie wird das sichtbar werden? KOHFELDT: Wir wollen nicht zuerst den Ge- danken haben: Wie zerstören wir das Spiel des Gegners? Sondern der erste Gedanke soll sein: Wie bringen wir unser Spiel durch – und das unabhängig davon, gegen wen wir spielen. Wir wollen einen Fußball spielen, mit dem sich die Fans identifizieren. Dazu gehö- ren für mich Tempoaktionen, eine erkennba- re Idee. Ich bin mir sicher, dass wir das auf den Platz bringen werden. Und am Ende ge- hört natürlich auch Erfolg dazu. Was erwarten Sie insgesamt von der neuen Bundesliga-Saison? BAUMANN: Ich bin selbst gespannt. Es gab bei einigen Mannschaften einen Umbruch, mehrere neue Trainer, gerade bei den Teams im vorderen Drittel der Tabelle wie Bayern München, Borussia Dortmund, RB Leipzig, Eintracht Frankfurt. Ich denke, dass es Mann- schaften geben wird, die den Bayern wesent- lich näherrücken werden als zuletzt und den Titelkampf wieder spannender gestalten. Hin- ter der Spitzengruppe ist dann sowieso wieder sehr viel möglich. Florian, Ihr klares Bekenntnis zu Werder hat in der Öffentlichkeit große Beachtung gefun- den… KOHFELDT: …was mich doch überrascht hat. Ich habe mir vorher nicht vorgenommen, dass das etwas ganz Großes sein soll. Ich fin- de: Als Trainer hat man eine sehr verantwor- tungsvolle Position, bei der der Verein eine gewisse Verlässlichkeit haben sollte, über mehrere Jahre hinweg planen und etwas aufbauen zu können. Ich habe für drei Jah- re unterschrieben. Und dieses Wort, das ich gegeben habe, steht und wird auch nicht ins Wanken kommen. Also gibt es einen klaren langfristigen Plan? KOHFELDT: Ich kann noch nicht sagen, wie unser Kader übernächste Saison aussieht und was wir an einem bestimmten Tag im Trai- ning machen (lacht) . Aber wir haben eine kla- re Idee davon, wo wir in zwei Jahren stehen wollen und wo in drei. Da geht es für mich als Trainer in erster Linie um Inhalte auf dem Platz, die Frage, wohin wir uns als Mann- schaft entwickeln wollen. Aber natürlich auch, wo der gesamte Verein stehen soll. Werder wird während der Saison 120 Jahre alt. Was bedeutet diese lange Tradition für Ihre Arbeit? BAUMANN: Es ist nicht täglich präsent, aber ich bin mir sehr bewusst, welche Tradition der Verein hat. Das macht ihn so spannend und facettenreich. Es ist ein riesiger Gewinn, dass man sich hier mit großen erfolgreichen Spielern aus ganz verschiedenen Fußballzei- ten austauschen kann. Das ist etwas Beson- deres, das wir pflegen wollen. Aber trotzdem wollen wir immer wieder innovativ und offen für Neues und für Entwicklungen sein. Partner sieht und gemeinsam etwas gestal- ten möchte. Wenn es um inhaltliche Dinge geht, diskutieren wir auf Augenhöhe. Und wenn es um Taktik und Aufstellungen geht, ist Florian sowieso der klare Chef, der die Entscheidungen trifft. KOHFELDT: Es wäre falsch, das in die tägli- che Arbeit mit der Mannschaft einfließen zu lassen. Aber man merkt immer wieder, dass die Spieler davon beeinflusst sind. Wenn zum Beispiel Niklas Moisander, der für Ajax Amsterdam und in Italien gespielt und viel erlebt hat, sagt, dass Werder ein großer Ver- ein für ihn ist, dann meint er es auch so und weiß, wovon er spricht. Das liegt nicht an den letzten fünf Jahren, sondern an unserer langen Historie. Man spürt einfach an vielen Stellen das besondere Flair des SV Werder. Interview: Martin Lange WERDER MAGAZIN SPEZIAL 336 11 Werders Trainerteam beim Autogramme schreiben am ‚Tag der Fans‘: Cheftrainer Florian Kohfeldt, Co-Trainer Thomas Horsch, Torwart-Trainer Christian Vander und Athletiktrainer Günther Stoxreiter (v. li.). Es fehlt Co-Trainer Tim Borowski. Fotos: nordphoto

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