WERDER MAGAZIN Nr. 338

WERDER MAGAZIN 338 31 U23 Du kanntest Otto Rehhagel bereits aus deiner Dortmunder Zeit. Bist du aufgrund deiner Erfahrungen, die du in Dortmund mit ihm gemacht hast, zu Werder gewechselt? Natürlich war die Tatsache, dass Otto bei Werder Trainer war, ein Grund dafür, dass ich hergekommen bin. Aber es war auch das Heimweh, das ich verspürte. Obwohl ich gerne in Madrid gelebt habe und eine tolle Zeit dort verbringen durfte, wollte ich wieder zurück nach Deutschland. Dass ich nach Bremen gewechselt bin, lag auch daran, dass mich tolle Mitspieler erwartet haben. Ihr wart tatsächlich eine sehr gute Mannschaft… Wir hatten zum Beispiel Benno Möhlmann, Michael Kutzop oder Bruno Pezzey in der Mannschaft. Später kamen noch Jungs wie Karl- Heinz Riedle oder Andreas Herzog dazu. Wir waren wirklich gut besetzt. Musstest du dich trotz deiner Erfahrung als Neuzugang erstmal durch- setzen? Auf jeden Fall. Ich war ja kein junger Spieler mehr, als ich 1985 ge- kommen bin. Da musste ich im Training schon richtig dagegenhal- ten, weil die Etablierten ihren Platz nicht einfach abgeben wollten. Ich wurde im Training ab und zu gut bearbeitet (lacht) . Konntest du dir bei deinem Wechsel vorstellen, dass du am Ende deiner Karriere auf 481 Pflichtspiele im Werder-Trikot zurückblicken würdest? Eigentlich nicht. Zu Beginn meiner Zeit bei Werder lief mein Vertrag über mehrere Jahre. Später habe ich dann immer nur für ein Jahr verlängert, da man nie wissen konnte, wie lange es körperlich noch geht. Dass es bis 40 klappt, war nicht geplant. Ich hatte das Glück, dass ich kaum verletzt war und fit geblieben bin. War es schwieriger, den guten Fitnesszustand zu halten, je älter du wurdest? Nein, da ich mein Leben immer nach dem Sport ausgerichtet habe, war das kein Problem. Entscheidend war aber vor allem, dass ich auf dem Platz meine Leistung gebracht habe. Und das ist mir eben auch mit 40 Jahren noch gelungen. Zweikämpfen bin ich nie aus dem Weg gegangen (lacht) . Du bist mit Werder Deutscher Meister ge- worden, hast den DFB-Pokal und den Europa- pokal der Pokalsieger gewonnen. Was war dein schönster Titel? Und was war dein schönstes Spiel? In den vielen Jahren haben wir wirklich jede Menge Highlights gehabt. Es gab Spiele, die wir noch gedreht haben, womit keiner gerechnet hat. Allein das Spiel gegen den RSC Anderlecht, als wir 0:3 hinten gelegen haben. Ich habe mir die Partie später noch- mal auf Video angeschaut und dachte nur: ‚Wann fällt denn endlich der erste Treffer für uns?‘ Das war dann in der 66. Minute, und wir haben uns danach in einen Rausch gespielt. Das hat schon Spaß gemacht. Aber natürlich waren die Meistertitel und Pokalsiege das, was mir in Erinnerung geblieben ist und was uns damals als Team zusammengeschweißt hat. Das Finale in Berlin zu spielen, war sicher etwas Besonderes? Das gehört zum Besten, was man als Fußballer erleben kann. Wenn man einmal im DFB-Pokal-Finale stand, will man immer wieder hin. Hat man diese Atmosphäre erlebt, geht man Pokalspiele ganz anders an. Wir waren nicht umsonst dreimal hintereinander im Endspiel. Nach deiner aktiven Laufbahn bist du Trainer geworden. Hattest du ein Vorbild? Bei so vielen Trainern, die ich hatte, ist es natürlich schwierig. Aber ich denke, dass man von jeder Person, der man begegnet, etwas ab- schauen kann. Man muss offen sein für andere Sichtweisen. Ob man es am Ende für sich nutzt, muss jeder selbst wissen. Das gilt übri- gens auch für jeden Spieler. Gemeinsam mit Trainer Sven Hübscher, Co-Trainer Tobias Hellwig, Torwart-Trainer Manuel Klon und Athletiktrainer Marcel Abanoz bildet Co-Trainer Mirko Votava den Trainer- stab der U23 und gibt seinen riesigen Erfahrungsschatz an die jungen Spieler weiter. Mirko Votava im Weser-Stadion, wo er so lange als Spieler aktiv war, wie nur wenige andere. Er sagt: „Dass es bis 40 klappt, war nicht geplant. Ich hatte das Glück, dass ich kaum verletzt war und fit geblieben bin.“ s

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