WERDER MAGAZIN Nr. 338

WERDER MAGAZIN 338 47 HANDBALL Engel entstammt einer Handball-Familie, begann 2010 bei den Minis des Hagener SV und kam über die HG Bremerhaven zu den Grün-Weißen. Ebenfalls bereits seit den Minis jagt Naomi Conze dem Ball nach. „Ich hatte 2006 mit meinem Opa die Fußball-WM in Deutschland geguckt und wollte unbedingt zum Fußball“, verrät sie. „Allerdings gab es in der Nähe keine Mädchen-Mannschaft. Also bin ich einfach zum Handball gegangen.“ Später kickte sie dann doch noch einige Jahre beim VfL Stenum, entschied sich letztlich aber für den Hand- ball, wechselte erst aus Bookholzberg zur TSG Hatten-Sandkrug und schließlich zum SV Werder. Mittlerweile kam Naomi Conze im Januar in der Schweiz zu ihren ersten Länderspiel-Einsätzen und war dabei „sehr aufgeregt“, denn: „Erst beim Aufwärmen habe ich richtig realisiert, dass ich für Deutschland spiele und gleich das ers- te Länderspiel habe“, erinnert sich die großgewachsene Rückraum- spielerin, die schon vor einiger Zeit ins Blickfeld des DHB gerückt war, sich dann aber ausgerechnet bei einem Auswahl-Lehrgang ei- nen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Conzes Stärke ist zweifellos die enorme Wurfkraft aus der zweiten Reihe. Sie kommt als Spielerin des älteren B-Jugend-Jahrgangs nicht mehr in ihrer eigentlichen Altersklasse zum Einsatz, sondern bereits in der A-Jugend und auch in der 2. Frauen-Mannschaft in der Oberliga Nordsee. Gleiches gilt für die wie Conze 16 Jahre alte Hanna Ferber- Rahnhöfer, die nicht nur in den Werder-Teams, sondern auch in der Nationalmannschaft eine feste Größe am Kreis ist. „Hannas Stärken sind ihre Dynamik und ihr Durchsetzungsvermögen“, lobt Buttig. Zwar ist Ferber-Rahnhöfer beim DHB fast schon ein ‚alter Hase‘, ihre ersten Länderspiele liegen bereits einige Zeit zurück, aber: „Es ist eine große Ehre für Deutschland zu spielen, ich habe jedes Mal wie- der Gänsehaut.“ Als einzige Spielerin des talentierten Trios begann Hanna Ferber- Rahnhöfer beim SV Werder mit dem Handball – in der E-Jugend, durch eine Schulaktion der Grün-Weißen. „Ich habe damals schon Leichtathletik bei Werder gemacht, aber ich brauchte dringend noch mehr Bewegung“, erinnert sie sich. „Also bin ich wie meine Schwes- ter zum Handball gegangen. Das war etwas körperlicher und hat mir gut gefallen.“ Mittlerweile besucht sie wie Conze die Sportbetonte Oberschule an der Ronzelenstraße und kommt dort zusätzlich zum Vereinstraining in den Genuss von zwei Frühtrainingseinheiten pro Woche, ebenfalls geleitet von Werder-Coach Dominic Buttig. Der hat dadurch gewissermaßen den kompletten Überblick über sei- ne Spielerinnen. Zumal der SV Werder seit einigen Monaten auch DHB-Stützpunkt und Buttig für diese Stützpunkt-Einheiten ver- antwortlich ist. Nicht nur die Handballerinnen der Grün-Weißen, sondern auch weitere Top-Talente aus der Region kommen dabei in Bremen zusammen. „Wir sehen uns als Ausbildungsverein, haben dafür sukzessive Strukturen aufgebaut und wollen diese weiter aus- bauen und optimieren“, sagt Patrice Giron, Koordinator Leistungs- sport der Abteilung Handball. „Mit unseren Jugend-Oberliga-Teams sowie der ersten und zweiten Frauen-Mannschaft können wir sehr gute Bedingungen für leistungsstarke Spielerinnen bieten. Dass wir DHB-Stützpunkt geworden sind, ist Zeugnis der guten Arbeit unse- rer Trainerinnen und Trainer und zeigt das Vertrauen in die struktu- relle Arbeitsweise unserer Abteilung.“ Welche Bedeutung gute, möglichst professionelle Strukturen haben, wird auch durch die große Belastung, der die Top-Talente ausge- setzt sind, deutlich. Während Hanna Ferber-Rahnhöfer das Privi- leg genießt, mit dem Fahrrad in kürzester Zeit zur Schule und zum Training zu kommen, nehmen Naomi Conze aus Bookholzberg und Nina Engel aus Hagen im Bremischen weite Wege für ihre Handball- karriere beim SV Werder auf sich: 5.45 Uhr Aufstehen, um 6.30 Uhr zum Zug, um um 7.45 Uhr in der Schule zu sein – das ist zum Bei- spiel der Start in den Tag für Naomi Conze, deren Zug abends nach dem Training um 22.45 Uhr wieder in Bookholzberg ankommt. „Ganz schön stressig“, gibt sie zu. „Aber wenn man so viel unter- wegs ist, schätzt man die Zeit mit der Familie noch mehr.“ Auch Nina Engel kommt mit der täglichen Belastung nach eigener Aussage „gut klar“. Dennoch: „Um zwischen Schule, täglichem Training, Spielen am Wochenende und Lehrgangsmaßnahmen noch Zeit für Familie und Freunde zu haben, bedarf es einer sehr guten Organisation“, weiß Patrice Giron. „Die sportliche und mentale Belastung ist hoch. Diese Belastung sinnvoll zu steuern, Regenera- tionstage einzuhalten, aufeinander aufbauende Trainingsinhalte zu gewährleisten – das ist die große Herausforderung und erfordert viel Kommunikation zwischen den Trainerinnen und Trainern in Verein, Verband und DHB sowie den Spielerinnen und Eltern.“ Naomi Conze, Nina Engel und Hanna Ferber-Rahnhöfer beklagen sich nicht. Vielmehr machen sie deutlich, dass sie in ihrer Karriere noch einiges vorhaben. Und die Voraussetzungen dafür sind gut: „Alle drei sind sehr lernwillig und zeigen, dass sie sich auf ihrem Talent oder dem bisher Erreichten nicht ausruhen wollen“, sagt Dominic Buttig. Der Lohn: In der nächsten Saison werden die Spielerinnen noch näher an den Kader der ersten Frauen-Mannschaft heranrü- cken. Die freie Zeit könnte dann noch weniger werden. Für Hanna Ferber-Rahnhöfer ist das kein Problem, denn: „Meine Freundinnen treffe ich ja jeden Tag in der Halle.“ Martin Lange Hanna Ferber-Rahnhöfer und Naomi Conze (re.) im Trikot der deutschen U17-Nationalmannschaft.

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