Ärztekammer
Nordrhein
Jahresbericht 2012
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Medizinische Grundsatzfragen
ein Interventionsprogramm speziell für abhängig-
keitskranke Ärzte entwickelt und vom Vorstand der
Ärztekammer Nordrhein verabschiedet, um die be-
troffenen Kolleginnen und Kollegen bei der Über-
windung des Suchtproblems zu unterstützen.
Betroffene Kolleginnen und Kollegen, Angehöri-
ge, Patienten, ärztliche Kollegen und Mitarbeiter/
-
innen können sich, auch anonym, entweder an
einen Vertrauensarzt oder an die Kontaktstelle der
Kammer wenden, um Informationen über Abhän-
gigkeitsproblematiken und mögliche Hilfen zu er-
halten. Die Vertrauensärzte und die Kontaktstelle
sind mit Telefonnummer und E-Mail-Adresse auf
der Homepage der Ärztekammer Nordrhein publi-
ziert.
Die Kontaktstelle der Ärztekammer Nordrhein
Die Kontaktstelle Abhängigkeitskranke Ärzte
der Ärztekammer Nordrhein wird von Dr. med.
Johanna Leclerc-Springer geleitet, die Arbeit der
Kontaktstelle wird unterstützt von Dörte Schulz,
die ihre bisherigen Aufgaben im ärztlichen Hilfs-
werk der Ärztekammer Nordrhein weiterführt. Die
Kontaktstelle prüft die Glaubwürdigkeit und Plau-
sibilität der Meldung einer Abhängigkeitserkran-
kung und lädt zu einem persönlichen Gespräch. Sie
informiert über Hilfsangebote und unterstützt bei
der Beantragung von Leistungen der Krankenkasse
und der Rentenversicherungsträger. Weitere Maß-
nahmen können vereinbart werden, eine Suchtver-
einbarung zwischen Kammermitglied und Kam-
mer kann Absprachen zu Behandlung, Nachsorge
und Begleitung über ein Jahr, Durchführung von
Abstinenzkontrollen und Hinweise zum Umgang
mit den Approbationsbehörden enthalten. Bera-
tung und Begleitung sind für die Betroffenen kos-
tenfrei.
Von Juni 2008 bis Februar 2012 wurden der
Kontaktstelle insgesamt 98 Kollegen gemeldet, da-
von 75 Männer und 23 Frauen. Das Durchschnitts-
alter betrug 49 Jahre. Der Verdacht auf eine Al-
koholkrankheit wurde in 79 Fällen geäußert, der
Verdacht auf einen Medikamentenmissbrauch in
23,
der Verdacht auf Drogenmissbrauch in 16 Fäl-
len. Der Verdacht auf eine manifeste Abhängigkeits-
erkrankung wurde in neun Fällen nicht bestätigt.
Die Vertrauensärzte erhielten im ersten Jahr ihrer
Tätigkeit insgesamt neun Anfragen/Meldungen,
davon wurden vier Kollegen persönlich beraten.
Substitutionstherapie Opiatabhängiger
(
Hotline 0211 4302-2214)
Die Beratungskommission für die substitutions-
gestützte Behandlung Opiatabhängiger berät Kol-
legen in Klinik und Praxis. Neben den regelmäßig
substituierenden niedergelassenen Ärzten erkundi-
gen sich auch Kollegen im Krankenhaus, die akut
Patienten versorgen müssen, bei denen in Folge der
Opiatabhängigkeit eine Substitution erforderlich
ist. Die schnelle Abrufbarkeit dieser speziellen Ex-
pertise per Hotline (0211/4302-2214) wird von den
substituierenden Kollegen geschätzt. Die Kommis-
sion bittet regelmäßig Kollegen zum Gespräch, bei
denen Zweifel geäußert wurden, ob die Substitution
immer gemäß der strengen Richtlinien der Bundes-
ärztekammer durchgeführt wurde.
Versorgung psychisch Kranker
Die Umgestaltung und insbesondere die Deregu-
lierung sozialer Sicherungssysteme und die Ökono-
misierung der Gesundheitsversorgung widerspre-
chen dem Konzept der gemeindenahen Psychiatrie.
Dieser problematischen Entwicklung Vorschub
geleistet hat auch die Einführung der Klinik-Fall-
pauschalen und der damit einhergegangene Trend
zur Spezialisierung. Der Ausschuss „Psychiatrie,
Psychotherapie, Psychosomatik“, setzt sich – unter
Vorsitz von Birgit Löber-Kraemer – für eine Ent-
stigmatisierung Psychisch Kranker ein. Berufs-
politischwirktderAusschussdaraufhin,Wissenund
Fertigkeiten über die Zusammenhänge zwischen
Körper und Psyche verstärkt Bestandteil aller ärzt-
lichen Fachrichtungen werden zu lassen. Ziel ist es,
die Berücksichtigung der Psyche des Patienten als
Bestandteil jeder ärztlichen Intervention zu stärken
und dem Trend einer Trennung der Behandlung von
Körper und Geist entgegenzuwirken. Auch dem Er-
satz ärztlicher Kompetenzen durch andere Berufs-
gruppen – beispielsweise bei der Betreuung anKrebs
erkrankter Patienten im Rahmen der Psychoonko-
logie – wird kritisch-konstruktiv entgegengewirkt.
Mobbing-Beratung
Die Beratung von Ärztinnen und Ärzten bei Mob-
bing gehört zur Sorge für ein gedeihliches Verhält-
nis der Kammerangehörigen untereinander.
Seit 1998 führen Ansprechpartnerinnen für Ärz-
tinnen und Ärzte bei Mobbing Frau Dr. med. B.
Hefer (0211 4302-2204) und Frau Dr. med. M. Levartz
(0211 4302-2750)
Beratungsgespräche durch.
Ansprechpartnerin als
Leiterin der Kontaktstelle in der
Ärztekammer Nordrhein sind
Dr. Johanna Leclerc-Springer
,
Tel: 0211 4302-2214
sowie die
ehrenamtlich tätigen Vertrau-
ensärzte.
Liste:
abhaengigkeitskranke_aerzte