Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2021

Ärztekammer Nordrhein Jahresbericht 2021 | 37 Allgemeine Fragen der Gesundheits-, Sozial- und Berufspolitik Im Workshop „Ärzte in Sozialen Medien“ sprach TV-Arzt Heinz-Wilhelm Esser, besser bekannt als Doc Esser, über die Schwierigkeiten und Chancen, die sich in den digitalen Medien für Ärztinnen und Ärzte ergeben (siehe Kasten „Empfehlung für Soziale Medien“ auf Seite 38) . Seine persönliche Erfahrung mit der Medienlandschaft begann vor knapp sieben Jahren beim WDR: „Das Format #gesund suchte nach einem etwas anderen Fernseharzt, der sich von Brinkmann und Co. unterschied. Die Verantwort- lichen beim Sender waren aber schon ziemlich auf- geregt vor meiner ersten Sendung. Ich war tätowiert – keiner war sich sicher, wie ich auftreten würde.“ Esser will mit der Arbeit fürs Fernsehen und seinen Auftritten in den SozialenMedien vor allem den Pati- entinnen und Patienten ein besseres Verständnis von Medizin und Gesundheit vermitteln. Die Krux mit der Öffentlichkeit „Es gab selten ein Jahr wie 2020, in dem Ärzte ent- weder hochgelobt oder übelst beschimpft wurden“, so Esser. Ärztinnen und Ärzte, die in der Öffentlich- keit stehen, erfüllten aktuell eine sehr spannende, aber auch schwierige Aufgabe. Er selbst versuche, die Pandemie so gut es geht für die Allgemeinheit verständlich herunterzubrechen. Auch er habe sei- ne Ansichten dazu variieren müssen, weil die Wis- senschaft ständig neue Erkenntnisse liefere. Zur Medienarbeit und Positionierung der Ärzteschaft in der Öffentlichkeit sagt der TV-Doc: „Meine Meinung kann Zuschauer und Follower auf eine gewisse Wei- se steuern. Dieser Verantwortung muss ich mir be- wusst sein. Ich bin auch nicht immer mit der Politik einer Meinung, aber gerade bei Corona waren wir in eine Art Müdigkeit geraten, da musste gehandelt wer- den“. Als Arzt in der Öffentlichkeit müsse man in der Lage sein, auch mit Gegenreaktionen klarzukom- men, so Esser. Diese seien nicht selten beleidigend, vulgär und unter der Gürtellinie. Viele Menschen ur- teilten einfach zu schnell und ohne sich wirklich mit der Materie auseinanderzusetzen. Das mache ihn oft unheimlich wütend. „Ein guter Freund sagte zu mir: ,Wir hatten 80 Millionen Bundestrainer, jetzt haben wir 80 Millionen Virologen in Deutschland.‘ Es ist wirklich verrückt. Ich fahre ja auch nicht mit mei- nemAuto zumMechaniker und gebe noch eben mein vermeintliches Wissen zu den anderen Autos ab, die da stehen. Man sollte die Arbeit schon den Exper- ten überlassen. Natürlich darf und sollte man Dinge immer kritisch hinterfragen, aber das geht auch in einem höf lichen Ton.“ Auf die Frage, wie Ärztinnen und Ärzte mit „Bashing“ umgehen sollten, antwor- tete er: „Wenn ich als Arzt eine Situation einordne, ist das erstmal gar kein Problem. Sobald ich aber meine Meinung äußere, die ja nun mal nicht im- mer auf Fakten basiert beziehungsweise anfechtbar ist, muss ich mir der Konsequenzen bewusst sein“. Er versuche neutral aufzuklären, sehe dies auch als Pf licht den Patienten gegenüber. Bewertungen über Bereiche abzugeben, in denen er sich nicht auskenne, empfinde er als anmaßend. Hasskommentare und Der 4. Beratungstag der Ärztekammer Nordrhein fand aufgrund der Corona- pandemie virtuell statt. Interessierte konnten von zu Hause aus an den Workshops teilnehmen.

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