Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2022

16 | Jahresbericht 2022 Ärztekammer Nordrhein Kammerversammlung „Die Situation ist einmal mehr sehr kritisch“, sagte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, gleich zu Beginn der Kammerversammlung in seinem Bericht zur Lage. Die vierte Coronawelle treffe Deutschland heftig, wie auch andere europäische Länder, in denen die Impfquote hinter den erhofften Zielen zurückgeblieben sei. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums lag die Quote der vollständig geimpften Personen im November bundesweit über alle Altersgruppen hinweg bei 67,4 Prozent, in Nordrhein-Westfalen (NRW) bei 70,9. In der Altersgruppe ab 60 Jahre waren 85,6 Prozent der Menschen vollständig geimpft (NRW: 88,5 Prozent). Die Kammerversammlung richtete deshalb einen eindringlichen Appell an die Bürgerinnen und Bürger im Rheinland, alle empfohlenen Impfungen gegen COVID-19 so zeitnah wie möglich wahrzunehmen. Nur die konsequente Durchimpfung einschließlich gebotener Boosterimpfungen könne die aktuell exponentielle Verbreitung der Erkrankung bremsen und eine Überlastung des Gesundheitswesens verhindern, heißt es in einem Beschluss, dem die Kammerversammlung mit großer Mehrheit zustimmte. Kammerpräsident Henke warnte, mit steigender Inzidenz stiegen linear, wenn auch mit einem anderen Faktor als vor der Verfügbarkeit von Impfungen, nicht nur die Hospitalisierungsrate und die Auslastung der Intensivstationen. Es steige auch die Zahl der Todesopfer. Er bezeichnete es als schockierend, dass die Uniklinik Düsseldorf Anfang November wegen erschöpfter Kapazitäten die stationäre Aufnahme von Intensivpatienten stoppen musste. Auch aus anderen Bundesländern wie Bayern oder Sachsen werde berichtet, dass die Intensivbetten wieder knapp würden, unter anderem weil es an Pf legepersonal fehle. „Das trifft dann nicht nur Coronapatienten, das trifft Patientinnen und Pa- tienten mit anderen schweren Erkrankungen genauso“, erklärte Henke. Ärztinnen und Ärzte sowie das Pf legepersonal auf den Intensivstationen arbeiteten seit knapp zwei Jahren im Dauerstress. „Ich glaube, wir können uns alle ausmalen, dass die Abwanderungstendenzen gerade in der so wichtigen Intensivpf lege weiter steigen werden, wenn wir nicht als Gesellschaft glaubhaft alles dafür tun, für Entlastung zu sorgen“, sagte der Kammerpräsident. Nach seiner Auffassung ist es wichtig, dass sich Ärztinnen und Ärzte weiter um diejenigen bemühen, die etwa aus Angst den Schritt zur Impfung nicht wagen. „Nicht drohen, sondern überzeugen sollte das Motto sein“, so Henke. Ein Positivbeispiel sei hier die Initiative der Universität Düsseldorf und der Kreisstelle Düsseldorf der Kassenärztlichen Vereinigung, die eine Spezialsprechstunde für Allergiker anbieten, die sich aus Sorge vor schweren Impfreaktionen nicht impfen lassen wollen, aber generell nicht impfunwillig sind. Das Sprechstundenangebot der Uniklinik, das neben der Beratung auch eine AllergieDiagnostik umfasse, räume hier Sorgen aus und schaffe nötiges Vertrauen. Eindringlicher Appell zum Impfen Im Spätherbst 2021 verzeichnete die 7-Tage-Inzidenz der Coronainfektionen Höchstwerte. Angesichts dieser Entwicklung wendete sich die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein am 13. November mit einem eindringlichen Appell an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Neben der Pandemie prägten aber auch allgemeine gesundheitspolitische Themen die Debatte, darunter die Krankenhausreform und die Digitalisierung. Nach zwei reinen OnlineSitzungen im November 2020 und im März 2021 tagte die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein am 13. November 2021 zum ersten Mal wieder in Präsenz.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=