Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2022

74 | Jahresbericht 2022 Ärztekammer Nordrhein Medizinische Grundsatzfragen Der stufenweise Rollout soll von der gematik begleitet werden, um technische Probleme zeitnah zu beheben. Sofern alle definierten Qualitätskriterien in der ersten Stufe erfüllt sind, könnten frühestens ab 1. Dezember 2022 sechs weitere Regionen mit der eRezept-Einführung beginnen. Für den offiziel- len Start der Stufe 2 ist vorab ein Beschluss der Gesellschafter der gematik notwendig. Sollte auch die 2. Stufe erfolgreich durchlaufen werden, startet das eRezept in den restlichen Regionen. Freiwillige Anwendungen 1. Notfalldatenmanagement Bis heute wurden nur bei wenigen Patienten Notfalldaten (circa 500.000 bundesweit) auf ihrer elektronischen Gesundheitskarte (eGK) gespeichert. Durch Informationskampagnen plant die gematik das Thema offensiver zu bewerben. 2. Elektronischer Medikationsplan Die Nutzung eines elektronischen Medikationsplans (eMP) ist für Patienten freiwillig. Bei mindestens drei dauerhaften verschreibungspf lichtigen Medikamenten haben Patienten einen gesetzlichen Anspruch auf die Erstellung eines Medikationsplans. Vertragsärzte sind seit dem 1. April 2021 dazu verpf lichtet, auf Wunsch einen eMP für Patienten zu erstellen. 3. Elektronischer Arztbrief Ärztinnen und Ärzte können aus ihrem Praxisverwaltungssystem elektronische Arztbriefe verschicken oder empfangen. Durch den Kommunikationsdienst KIM (Kommunikation im Medizinwesen) werden die Nachrichten über eine Ende- zu-Ende Verschlüsselung sicher übermittelt. Ab- sender und Empfänger der Nachrichten sind im Gegensatz zu gewöhnlichen E-Mails eindeutig identifizierbar. Probleme bei der Einführung Die bisherige E-Health-Strategie der deutschen Gesundheitspolitik stellt für viele Arztpraxen und Krankenhäuser bis heute eine Herausforderung dar. Ein hohes Maß an Geduld und Verständnis wurde Ärztinnen und Ärzten sowie auch demmedizinischen Personal abverlangt. So waren Ärztinnen und Ärzte im ambulanten Bereich beispielsweise mit elektrostatischen Entladungen bei der Einführung der eGK in das Kartenlesegerät oder Datenschutzproblemen bei Log-Dateien des KonnektorModells „Einbox-Konnektor“ der Firma Secunet konfrontiert. Nun hat die gematik zudem einen aus Sicherheitsgründen in naher Zukunft zwingend erforderlichen sukzessiven Austausch von Konnektoren angekündigt. Der Grund ist, dass die Geräte für eine reguläre Nutzungszeit bis lediglich fünf Jahre vorgesehen sind. Dieser Fakt war der gematik bereits bei f lächendeckender Ausrollung der Konnektoren bekannt. Seinerzeit ging man davon aus, dass noch vor Ablauf der Nutzungszeit der Konnektoren Praxen und Krankenhäuser bereits in eine hardwarefreie „TI 2.0“ überführt sein würden. Wenige Monate vor Ablauf der Nutzungszeit der ersten Konnektoren ist jedoch absehbar, dass eine Überführung in die TI 2.0 frühestens in zwei oder drei Jahren beginnen kann. Eine tech- nische Verlängerung durch ein Software-Update wäre für nur maximal zwei Jahre möglich gewesen. Ein Konnektor-Austausch wäre also nur verschoben worden, aber unvermeidbar geblieben. Die ersten seinerzeit ausgerollten Konnektoren in Praxen werden sich im Herbst abschalten und müssen folglich rechtzeitig durch ein neues Gerät ersetzt werden. Diese auch aus ökologischer Sicht für die Ärzteschaft unpopuläre Lösung strapaziert die Abläufe in den Arztpraxen. Verbesserte Rahmenbedingungen für die Ärzteschaft Neben den vorgenannten Herausforderungen gab es jedoch auch erfreuliche Entwicklungen für Ärztinnen und Ärzte, die sich positiv auf den Fortschritt der Digitalisierung im Gesundheitswesen auswirken dürften. Im April 2022 entschied das Bundesschiedsamt eine Anpassung der TI-Erstattungspauschalen. Zuvor war die Kassenärztliche Bundesvereinigung mit ihrer Forderung vom GKV-Spitzenverband abgewiesen worden. Die Erstattungsbeträge für Kartenlesegeräte, KIM-Dienste und weitere Anwendungen der TI wurden angehoben und neue Pauschalen eingeführt. Nähere Informationen finden sich unter www.kvno.de/aktuelles/ aktuelles-detail/nachricht/erstattungsbetraege-fuer-ti-erhoeht Die telemedizinische Videosprechstunde erlebte in den vergangen Jahren einen Aufschwung, der ohne die kurzfristigen aufgrund der Coronapandemie umgesetzten Sonderregularien der Regierung höchstwahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre. Viele Ärzte nutzen die neuen Rahmenbedingungen dafür, um ihren Patienten eine Online-Sprech-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=