Rheinisches Ärzteblatt 01/2023

10 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 1 / 2023 Magazin – Studium und Berufseinstieg Statistik Rückgang bei Studierenden Im laufenden Wintersemester 2022/2023 sind an den Hochschulen in Nordrhein-­ Westfalen rund 743.400 Studierende eingeschrieben. Das sind 1,7 Prozent weniger als im Vergleichssemester vor einem Jahr. Das teilte das statistische Landesamt NRW kürzlich mit. Auch die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger sei im Jahresvergleich geringfügig um 500 auf rund 88.900 gesunken. Das bedeutet ein Minus um 0,6 Prozent. Bei den 16 Universitäten in NRW fiel der Rückgang der Studierenden um rund 10.750 auf 473.475 oder 2,2 Prozent höher aus als im Gesamtdurchschnitt. Die Zahl der universitären Studienanfänger fiel um knapp 390 auf aktuell 48.724. Auch hier ist der Rückgang mit 0,8 Prozent etwas deutlicher als im Vergleich zu allen Hochschulen im Lande. Der Rückgang der Studierenden ist bei allen fünf nordrheinischen Universitäten mit einer medizinischen Fakultät zu beobachten. Einzig die Universität Köln konnte bei den Erstsemestern einen leichten Zuwachs von knapp 120 verzeichnen, was einer Zunahme von 2,4 Prozent im Jahresvergleich entspricht. Dennoch ist die Zahl der insgesamt in Köln eingeschriebenen Studierenden im aktuellen Wintersemester auf unter 50.000 gesunken. Ungeachtet dessen bleibt die Uni der Dommetropole mit knapp 49.650 Studierenden die größte Präsenzhochschule in NRW, gefolgt von der Rheinisch-­ Westfälischen Technischen Hochschule Aachen mit derzeit knapp 47.100 Studierenden. bre Die größten Durchbrüche der Medizin in den letzten Jahrzehnten sind das Ergebnis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse. DieMedizin erfordert seit jeher Fähigkeiten, die wir als empirischeMethoden kennen: Ärztinnenund Ärzte sammelnBeobachtungen, zeichnen ihre Ergebnisse auf, formulieren Hypothesen und führen Experimente durch, um ihre Theorien zu überprüfen. Mit Blick auf die – sicherlich berechtigte – klinisch-praktische Ausbildung im Studium sollte deshalb die wissenschaftliche Komponente nicht zu kurz kommen. Denn nur wenn esÄrztengelingt, BrückenzwischenForschung und Klinik zu bauen und evidenzbasierte Medizin in ihrer Praxis zu leben, können Patientinnen und Patienten von einer besseren Versorgung profitieren. Dafür sollten die Grundlagen bereits während des Studiums gelegt werden, beispielsweise durch Kurse zum wissenschaftlichen Arbeiten, Journal Clubs oder durch forschungsorientierte Famulaturen in Wissenschaftsorganisationen. Um akademische Nachwuchskräfte für dieWissenschaft zu gewinnen und zu begeistern, bedarf es nicht nur finanzieller Ressourcen, sondern auch Möglichkeiten desMentorings und der persönlichen Förderung. Nur so kann sichergestellt werden, dass Deutschland als Forschungsland in der Medizin attraktiv und kompetitiv bleibt. Wie erlebt Ihr das Studium der Humanmedizin? Schreibt mir anmedizinstudium@ aekno.de. Hartmannbund Junge Mediziner in Sorge um das Gesundheitssystem Die JungenÄrztinnenundÄrzte imHartmannbund fordern von der Politik eine ehrliche Debatteüber die zukünftigeLeistungsfähigkeit des Gesundheitssystems. Sie warnen davor, leere Zukunftsversprechen zu machen. Der Anlass für die Kritik ist, dass Bundesgesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach Leistungskürzungen in der gesetzlichenKrankenversicherung im Zusammenhang mit der Verabschiedung des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes eine kategorische Absage er- teilt hatte. Dazu sagte Dr. Moritz Völker, Vorsitzender der Jungen Ärztinnen und Ärzte im Hartmannbund: „Vor dem Hintergrund eines 17-Milliarden-Euro-Defizits im kommenden Jahr und voraussichtlich weiteren 20 Milliarden im Jahr 2024 unterstreicht diese Aussage das unverantwortliche politische Denken im Rhythmus von Legislaturperioden“. Solche Versprechenwürden auf den Schultern der künftigen Generationen ausgetragen, weil dahinter eine langfristige Perspektive fehle. „Wer indiesenZeiten solcheVersprechen macht, verschweigt den Versicherten, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Leistungsversprechen und Kosten gibt. Eine ehrliche Politik würde das den Bürgern und Beitragszahlern vermitteln”, kritisierte Völker. Der Vorsitzende wies auf einweiteres Problemhin, das in Zukunft das deutsche Gesundheitswesen zunehmend belasten werde. „Die Zahlen und Faktenmit Blick auf das, wasuns angesichts der demografischen Entwicklung und des Mangels an Fachkräften bereits in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren erwartet, liegen auf demTisch. Wir vermissen einen Plan und eine klare Perspektive, wiewir das lösen sollen, ohne Leistungen zu kürzen. Und es gehört zur politischen Ehrlichkeit, genau darauf alle Beteiligten vorzubereiten”. Die Jungen Ärztinnen und Ärzte plädieren vor diesem Hintergrund für eine gesellschaftliche Debatte, die „besser heute als morgen beginnt“, um Perspektiven auszuleuchten. „Es ist ähnlichdemKampf gegenden Klimawandel. Früher anzufangen ist klüger, sozial verträglicher undamEnde günstiger und gesünder für alle“, so Völker. bre Mail aus Düsseldorf Damon Mohebbi Foto: privat Der Vorsitzende der Jungen Ärztinnen und Ärzte im Hartmannbund, Dr. Moritz Völker, fordert von der Bundesregierung eine ehrliche Debatte über die zukünftige Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems. Foto: Hartmannbund

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