Rheinisches Ärzteblatt 12/ 2022

42 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 12 / 2022 Bücher Toxische Chefärzte und Fehlanreize Der Weg von Professor Dr. JochenAlfredWerner war nicht vorgezeichnet. Der gebürtige Flensburger und aktuelle Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Essen blieb in der Schule dreimal sitzen und absolvierte später als einer der besten seines Jahrgangs das Abitur. Seine Erfahrungen bei einemHNO-Arzt, bei demer als Kind im Wartezimmer saß und andere Patientenmit Metallstäben in der Nase beobachtete, hatten ihn geprägt. Werner studierte Humanmedizin in Kiel und bildete sich zum Hals- Nasen-Ohren-Arzt weiter. Nach Tätigkeiten an der Universität Kiel und später in Hessen, wo er seine Professur erlangte, wechselte der Arzt 2015 nach Nordrhein und übernahm den Posten des ÄrztlichenDirektors in Essen. InDüsseldorf hat er kürzlichbei einerDiskussionsveranstaltung mit Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann sein neues Buch „So krank ist das Krankenhaus“ vorgestellt. Werner fordert darinmehr digitale Vernetzung und die Schließung oder Umwandlung kleiner Krankenhäuser. Er betont in diesemZusammenhang die Bedeutung der Kommunikation. Für Menschen sei das Krankenhaus in ihrer Kleinstadt von großer, sozialer Bedeutung. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zufolge wird sich die Zahl der etwa 330 Krankenhäuser in NRW in den kommenden Jahren verringern. Er warb in diesem Zusammenhang für die anstehende Krankenhausreform, mit der Überkapazitäten insbesondere in den Ballungsgebietenabgebaut und zugleich die Grundversorgung in ländlichen Gebieten erhalten werden soll. Jochen Werner kritisiert in seinem Buch Fehlanreize und Überbehandlungen in den Kliniken. Neben der systematischen Kritik setzt er sich auch mit dem Selbstverständnis seiner Kolleginnen und Kollegen auseinander. So gebe es hochspezialisierte Ärzte, die sich in ihrer Klinik ihre gewohnte Behandlungsumgebung aufbauen, obwohl Behandlungskapazitäten im Nachbarkrankenhaus zur Verfügung stünden. Außerdem berichtet er über toxische Chefärzte und Eifersüchteleien um Ressourcen. In seinem Buch stellt er neben der Diagnose auch einen „Behandlungsplan“ für denPatienten Klinik auf. MBO Werner, Jochen, A.: So krank ist das Krankenhaus. Ein Weg zu mehr Menschlichkeit, Qualität und Nachhaltigkeit in der Medizin. 2022, 312 Seiten, 30 Euro, ISBN 978-3-8375-2529-8, Klartext Verlag, Essen. Wie ein Karzinom entsteht DieAutorenhabennicht nur die 2009 erschienene 3. Auflage an den neuen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse im Zusammenhang mit der molekularen Onkologie angepasst. Neu hinzugefügt wurden Kapitel zur Tumorheterogenität und Therapieresistenz sowie zur Tumorimmunologie und Immuntherapie. Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Rolle des Immunsystems bei der Entstehung und Behandlung von Krebs. Die Immuntherapie gehört zu den neueren Therapieansätzen, die bei vielen Patientinnen und Patienten die Lebenserwartung erhöhen kann. In elf Kapiteln erläutern die Autoren die molekulare und zelluläre Tumorentstehung sowie deren Mechanik und Ursachen. Auch die intrazellulären Signalwege als Angriffspunkte für Arzneimittel gegen Krebs sowie das Thema Metastasierung werden behandelt. Im abschließenden Teil geben die Autoren einen Ausblick auf aktuelle Trends in der medikamentösen Krebsbekämpfung und auf neue Methoden als Grundlage für größere Fortschritte in der Tumorbehandlung. Neben den experimentellen und wissenschaftlichen Aspekten der Tumorforschung rückt das Buch die praktische Umsetzung und klinische Anwendung verstärkt in den Fokus. Aktuelle Methoden der Diagnose und Therapie sind in jedem Kapitel berücksichtigt. bre Wagener, C., Müller, O.: Molekulare Onkologie. Entstehung, Progression und Therapie von Krebs. 4., komplett überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage 2022, 403 Abbildungen, 568 Seiten, 199,99 Euro, ISBN 978-3-13-243354-0, Thieme-Verlag, Stuttgart, New York. Der neue Dieners Der Herausgeber des vorliegenden Handbuchs Dr. jur. Peter Dieners arbeitet als Rechtsanwalt in Düsseldorf. Der Kommentar will praktische Hinweise und konkrete Antworten gebenauf zahlreiche rechtliche, steuerliche und organisatorische Fragen, die im Verhältnis von Pharma- und Medizinprodukteunternehmen zu Ärzten, Kliniken und Patientenorganisationen auftauchen können. Neu in der aktuellen Auflage wird der Transparenzkodex der „Freiwilligen Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie (FSA)“ kommentiert. Auch zum Datenschutz ist ein neues Kapitel hinzugekommen. Daneben ist die Verfahrensordnung ebenso Gegenstand der Betrachtungenwie der FSA-Kodex für die Zusammenarbeit der pharmazeutischen Industrie mit Ärzten, Apothekern und anderen Angehörigen medizinischer Fachkreise und der FSA-Kodex Patientenorganisationen. Ein Kapitel zumCompliance-Management in der betrieblichen Praxis erläutert ausführlich, wie eine entsprechende Richtlinie inKlinik oder Praxis erfolgreich umgesetzt und gelebt werden kann. Der neue „Dieners“ berücksichtigt die Spruchpraxis der Freiwilligen Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie e.V. bis zum 1. Juli 2021. bre Dieners, P. (Hrsg): Compliance im Gesundheitswesen. Handbuch zur Kooperation von Ärzten, Industrie und Patienten. 4. Auflage 2022, 980 Seiten, 109 Euro, ISBN 978-3-406-65692-7, C.H. Beck, München.

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