CORTISSIMO 09

FACETTEN- REICHE KÖPFE jede Woche wurde ein DIY rausgehauen. Auf neue Postings habe ich mit einem Newsletter aufmerksam gemacht, und über den habe ich die Panther-Vorlage an die Abonnenten verschickt. Bei den vorheri- gen Newslettern war das Feedback immer ganz nett, aber bei diesem Panther kam plötzlich der Moment, in dem ich bemerkt habe: Hier geht was – das sollte ich ausbauen! Ich habe dann weitere Modelle entwickelt und 2014 damit begonnen, sie unter dem Namen „Paper­ shape “ online zu verkaufen. Gibt es diesen Panther noch? Auf meinem alten Blog gibt es den noch, aber der ist viel zu filigran, um ihn im Shop anzubieten. Das war ja das allererste Modell aus meiner Prototyping-Phase. Die Kunden würden dafür Ewigkeiten brauchen. Damals lief auch alles noch nach dem Prinzip Schneiden – Falten – Kleben. Sie haben Ihr Produkt seit den Anfängen enorm weiterentwickelt. Ja, sehr. Durch die Rückmeldungen der Blog-Leser und der frühen Kunden habe ich schnell gemerkt, was nicht funktioniert: dass es teilweise zu kompliziert ist, dass die einzelnen Facetten zu klein- teilig sind, die Laschen zu schlüpfrig, dass es dadurch keinen Spaß macht, es zusammenzukleben. An allen diesen Punkten habe ich gearbeitet und versucht, die Papiertiere technisch und gestalte- risch Stück für Stück zu vereinfachen, zu verbessern. Wichtig war, dass die Modelle nicht unter der Vereinfachung leiden. Zu wenige Facetten sehen nicht schön aus. Außerdem: Nicht jeder Mensch bastelt gerne stundenlang. Die frühen Modelle brauchten zum Zu- sammenbauen immerhin 5-10 Stunden, die Zeit will nicht jeder aufwenden. Wie lange hat diese Verfeinerung der Papiertrophäen gedauert? Die Entwicklung eines reinen Stecksystems hat mich ungefähr ein Dreivierteljahr gekostet. Ich habe sehr viel experimentiert, die un- terschiedlichsten Falttechniken ausprobiert, wie etwas mit Laschen oder ohne Laschen ineinandergesteckt werden kann. Natürlich bot es sich an, in der Verpackungsindustrie nach Lösungen zu suchen. Hier Anastasia Baron ist Papierdesignerin. Seit 2014 vertreibt die Nürnbergerin unter dem Namen Papershape Tier­ trophäen zum Zusammenstecken. Und das sehr erfolgreich: Die dekorativen Wandobjekte hängen in WG-Küchen, bunten Kinder- und eleganten Wohn­ zimmern. Ein eigener Do-it-yourself- Blog, Auftritte im TV und Porträts in Magazinen machten die 3-D-Köpfe und ihre Designerin landesweit bekannt. Ein Gespräch über die Wiederbelebung der Kreativität, den Weg vom Proto­ typen zum Serienmodell und darüber, wie der haptische Umgang mit Papier unsere Achtsamkeit fördert. Wie kamen Sie auf die Idee, Tierköpfe aus Papier herzustellen? Ich habe BWL studiert, ein eher trockenes Fach. Als Ausgleich und aus dem Bedürfnis heraus, lieber kreativ zu arbeiten, habe ich ange- fangen, in meiner Freizeit mit unterschiedlichen Materialien zu expe- rimentieren, mit Papier, mit Wolle und Ton. Ich wusste damals noch nicht, in welche Richtung ich gehen wollte. Ob das ein Hobby blei- ben oder zum Beruf werden könnte. Ich habe dann aber gemerkt, dass durch das Ausprobieren die Kreativität ganz von selbst wieder zu sprudeln begann. Wie eine Wasserquelle. Bei Recherchen bin ich über Pinterest auf eine Software gestoßen, mit der man 3-D-Modelle in 2-D herstellen kann. Das waren aller- dings sehr rudimentäre Modelle. Meine erste Idee war sofort, wie cool es wäre, zum Beispiel Tiere zu gestalten – ganz konkret hatte ich einen Panther vor Augen. Diese Vision hat mich so gefesselt, dass ich mir das alles selbst beibringen wollte. Ich habe mir dann Tutori- als angeschaut und lange herumprobiert, um diesen Panther entwi- ckeln zu können. Und wie verlief der Weg vom Panther zur Gründung von Papershape? Da kamen glückliche Momente zusammen. Meine DIY s habe ich damals auf einem eigenen Blog dokumentiert. Und zwar sehr diszipliniert: Von der BWL-Studentin zur selbstständigen Kreativen: Anastasia Baron

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=