KNOW!S 01-2018

Swann und Miró Rack sehen sich extrem ähnlich. Tino und Toni Weidt auch. Dass beide Brüderpaare ihr Geld mit einem Geschäftsmodell verdienen, dass auf Ähnlichkeit setzt, ist feine Ironie. Sie alle arbeiten in der 3-D-Druck-Branche und produzieren individuelle kleine Figuren, die ihren menschlichen Vorbildern bis aufs Haar gleichen. Ein Trend, der seit etwa drei Jahren den deut­ schen Markt flutet. Dabei steht der 3-D-Druck noch relativ am Anfang. Die meisten Anbieter wissen, dass das innovative Potenzial mit den kleinen Figuren längst nicht ausgereizt ist. Richtig spannend wird es erst, wenn die Technologie in anderen Bereichen ange­ wendet wird: zum Beispiel in der Industrie oder in der Medizin. Dann könnten aufwendige Bauteile, künst­ liche Prothesen und sogar Organe gedruckt werden. Importierte Technik Wie viele andere futuristische Technologien stammt auch die der kleinen 3-D-Figuren aus Japan. Zahlrei­ che deutsche Start-ups tüftelten vor etwa vier Jahren gleichzeitig daran, die Technik nach Deutschland zu bringen. Tino Weidt erinnert sich an eine Reportage über Scan-Kabinen, die ihn damals beeindruckt hat. Da war er noch BWL-Student in Berlin. „Es stand schon immer fest, dass wir gründen wollten“, sagt der 33-Jährige und meint mit „wir“ seinen Zwillings­ bruder Toni und den gemeinsamen Studienfreund Viet Hoang Huy. Und nun hatten sie eine Idee. In ihrer Abschlussarbeit erstellten sie einen Businessplan, aus dem kurz darauf ihre Firma 3DyourBody hervor­ gehen sollte. Allerdings kam ihnen, während sie noch ganz klassisch Eigen­ kapital für ihr Start-up sammelten, die Konkurrenz zuvor. Kamera auf Schlitten Das Prinzip der 3-D-Druck-Figuren ist denkbar einfach: Gebraucht werden ein Scanner, ein Programm zur Nachbearbeitung am Computer und ein 3-D-Drucker. Stolz führt Tino Weidt im Flagship­ store des Unternehmens am Berliner Spittelmarkt den kompletten Produktionsprozess vor. Während fast alle anderen Anbieter auf Photogrammetrie setzen, ein Verfahren, bei dem in der Regel 64 Spie­ 50% Laut einer Studie der Direkt- bank ING-DiBa werden bereits in etwa dreißig Jah- ren rund 50 Prozent aller Produkte aus 3-D-Druckern stammen. Mein Fahrrad, mein Turnschuh, mein Mini-Ich: Individualisierte Spezial­ anfertigungen erobern die Welt. Auch dank des 3-D-Drucks können Produkte immer passgenauer auf Kunden zugeschnitten werden. Technisch gibt es kaum Grenzen, rechtlich aber schon. Auch deshalb konsolidiert sich der Markt. Doch viele Anbieter sehen längst ein noch größeres Potenzial. Endlich einzigartig TEXT: JOHN HENNIG   PORTRAITS: GERALD VON FORIS Fotos: 3DyourBody KNOW ! S  01/2018 9 ENDLICH EINZIGARTIG

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=