KNOW!S 02-2018

Frau Böhmig, viele Menschen wissen, was barrierefreie Architektur ist. Das reicht von Rampen für Roll- stuhlfahrer am Flughafen bis zum Fahrstuhl in der U-Bahn. Aber was ist barrierefreie Kommunikation? Das Thema kam auf, als das Internet und das World Wide Web entwickelt wurden. Man schaute sich all die Websites an und merkte plötzlich, dass nicht alle Menschen die Inhalte dieser Seiten erfassen konnten – aus verschiedenen Gründen: zum Beispiel, weil sie die Inhalte nicht hören konnten, weil sie sie nicht sehen konnten oder weil sie es inhaltlich nicht verstehen konnten. Barrierefreie Kommunikation beschäftigt sich damit, wie man für alle einen Zugang schafft. Für Menschen mit Sinnesbehinderungen, für Menschen mit Lernschwierigkeiten und für Menschen mit motorischen Einschränkungen. Und dabei kann Technologie helfen. Sie meinen damit sogenannte assistive Technologien? Ja, wir haben zum Beispiel einen Erlebnisparcours hier in Berlin, damit auch nicht behinderte Menschen sehen können, wie assistive Technologien funktionieren. Da kann man ausprobieren, wie das ist, mit einer Augen- steuerung den Computer zu bedienen oder mit einer Mundmaus. Und man erfährt, wie es sich anhört, wenn der Screenreader für blinde Menschen eine Webseite vorliest. Als nicht behinderter Mensch kann ich mich morgens einfach mit meiner Zeitung oder Nach­ richten-App an den Frühstückstisch setzen. Aber wie konsumieren hör- oder sehbehinderte Menschen die Nachrichten? Ganz platt gesagt: Hörbehinderte eher sehend. Und Sehbehinderte eher hörend oder fühlend. Das heißt für jemanden mit Hörbehinderung, der oder die gut lesen kann, ist die ganz normale Zeitung das Mittel der Wahl. Es gibt aber auch viele Menschen, die von Geburt an taub sind, die lieber gebärden und Gebär- densprache besser verstehen. Und die bevorzugen dann Nachrichten in Gebärdensprache. Menschen mit einer Sehbehinderung können sich Sachen vorlesen lassen, wenn sie digitalisiert sind. Oder sie können sich Inhalte über eine sogenannte Braillezeile ausgeben lassen. Solche Geräte übersetzen das, was digital auf dem Bildschirm angezeigt wird, in diese kleinen Pünkt- chen der Blindenschrift, sodass man mit den Fingern lesend über die Zeile tasten kann. Die Braillezeile ist ein Ausgabegerät, das an einen Rechner angeschlossen wird. Sie stellt die Bildschirminfor- mationen in (Computer-)Brailleschrift dar, die ertastet werden kann. SUSANNE BÖHMIG ist seit 2005 die Leiterin der Stiftung barrierefrei kommunizieren! in Berlin. Fotos: Stiftung barrierefrei kommunizieren! (oben links); Torsten Kärsch (oben rechts) KNOW ! S  02/2018 25 „WENN DER CODE NICHT STIMMT“

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