Dafür gab es keinen Grund. Die ersten Jah-
re hier waren super für mich. Und dass ich
weggegangen bin, lag weder an der Stadt
noch am Verein. Ich habe mich immer wohl
gefühlt. Aber ohne Spielpraxis hätte ich
auch jeden anderen Verein verlassen.
Woran erinnerst du dich gerne zurück, wenn
du an deine Zeit in Spanien denkst?
Ich habe dort einen ganz anderen Fußball
kennengelernt und dadurch wichtige Er-
fahrungen gesammelt. Und es war auch ein
ganz anderes Leben dort. Die Mentalität,
das Wetter, die Sprache und auch der Ta-
gesablauf – alles war anders. Die Siesta hat
in Spanien eine große Bedeutung. Dadurch
wird später trainiert. Ich habe dort unter
anderem mit Mesut Özil einen ehemaligen
Kollegen getroffen. Zwar haben wir bei Real
Madrid mit 1:6 verloren, das war nicht so
schön – aber das Treffen mit Mesut schon.
Als du wieder nach Bremen kamst, hatte Den-
ni Avdic deine Rückennummer 9 und auch dei-
ne Wohnung...
Das war überhaupt kein
Problem, viel leicht sogar
ganz passend. Denn irgend-
wie war es eine neue Zeit
für mich, als ich zurück-
kam. Die neue Rückennum-
mer und das neue Zuhause
haben das noch unterstri-
chen. Und mit der 11 kann
ich ja auch Tore schießen...
Was ist für dich der Unter-
schied auf dem Spielfeld
zwischen Spielen, in denen
Claudio Pizarro dabei ist,
und Spielen, in denen er
fehlt?
‚Piza‘ bringt einfach jede
Menge Erfahrung mit. Er
ist unheimlich sicher, ver-
liert fast nie den Ball, ist
ein Top-Spieler. Und ich
habe bereits häufig mit ihm
gespielt. Dadurch verste-
hen wir uns sehr gut. Aber
mit Niclas
(Füllkrug, Anm. d. Red.)
hat es
auch Spaß gemacht gegen Augsburg. Es ist
einfach, mit ihm zusammen zu spielen. Er
bewegt sich viel und ist auch schon enorm
stark für sein Alter.
Hattest du in dieser Partie noch mehr
Verantwortung?
Das ist doch klar. Es ist ja nicht nur Nic-
las, insgesamt hatten wir zuletzt eine
sehr junge Elf. Und da ich zu den Älte-
ren gehöre, mache ich mir vor einem sol-
chen Spiel schon Gedanken darüber, wie
ich Verantwortung übernehmen kann
und dass ich vor allem mehr reden muss
auf dem Spielfeld. Mit ‚Piza‘ muss ich nicht
mehr so viel sprechen, wir wissen, was der
andere macht und wie er sich bewegt.
Du wirst in diesem Jahr 30 – was bedeutet
das für dich?
Das heißt, dass ich wieder mal ein Jahr älter
werde, mehr nicht
(lacht)
. Naja, ein bisschen
Gedanken mache ich mir schon: Das Ende
der Karriere ist mit 30 in Sicht. So viele Jah-
re bleiben mir nicht mehr, um Fußball zu
spielen, vielleicht fünf oder sechs. Ich denke
nicht jeden Tag darüber nach, was ich dann
machen werde. Aber es ist jetzt anders als
mit 20. Jedem Fußballer über 30 sollte klar
sein, dass es nicht ewig so weitergeht.
Bereust du eine Entscheidung deiner bisheri-
gen Karriere?
Keine! Alles war perfekt. In Malmö, wo ich
geboren bin, den Sprung in die erste Mann-
schaft zu schaffen, war klasse. Der Schritt
zu Ajax Amsterdam war für mich als junger
Spieler damals genau richtig. Dort habe ich
anderthalb Jahre gespielt. Dann konnte ich
zu einem noch besseren Verein wechseln. Mit
Werder habe ich zweimal im DFB-Pokal-Fina-
le gespielt, dazu kam das UEFA-Cup-Finale,
mehrere Jahre Champions League. Ich habe
sehr viel erlebt. Dann das eine Jahr in Spanien,
das auch für mich als Mensch super war.
Fühlst du dich mittlerweile heimisch in Bre-
men?
Wir wohnen jetzt schon seit fünf Jahren hier,
mit kurzer Unterbrechung. Das ist im Profi-
Fußball eine lange Zeit. Die Mentalität der
Menschen ist ähnlich wie in Südschweden,
das Wetter auch, eigentlich gibt es keine
großen Unterschiede. Der Fußball ist sogar
besser. Außer meinen Verwandten und mei-
nen Freunden aus Schweden fehlt mir hier
wirklich nichts.
Familienglück
Markus Rosen-
berg mit Freundin Maria und
Tochter Izabella – hier bei der
Werder-Weihnachtsfeier 2011.
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INTERVIEW