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eine einfache Erk lä-
rung dafür lautet: „Nur
zu Hause herumzusit-
zen, das geht nicht, da
werde ich ja verrückt.“ Seit 1955
hat er deshalb nur ganz selten
zu Hause herumgesessen. Die
meiste Zeit hat er mit den Grün-
Weißen verbracht.
Das Jahr 1955,
es ist – rückbli-
ckend betrachtet – ein besonde-
res in der Werder-Geschichte.
Anfang Januar fand der heutige
Präsident Klaus-Dieter Fischer
seinen Weg zu den Grün-Wei-
ßen, nur einen Monat später trat
Frank Jatho dem Verein bei. „Ich
habe als Spieler in der dritten
B-Jugend, die damals komplett
aus Spielern des jüngeren Jahr-
gangs bestand, angefangen und
als einziger Spieler des älteren
Jahrgangs sofort Verantwortung
übertragen bekommen.“
Nur ein Jahr später
übernahm
Jatho seine erste Trainertätigkeit
bei den Werderanern. Was da-
mals noch niemand ahnte: 44 (!)
Jahre sollte er als Coach diverser
Jugend-Mannschaften (vorrangig
U 15 bis U 18) fungieren, durf-
te sage und schreibe 42 Bremer
Landesmeistertitel bejubeln. „Ich
habe mich immer besonders mit
der Jugend identifiziert, weil es
unglaublich viel Spaß gemacht
hat. Diese Zeit hat mir unheim-
lich viel gegeben, es waren Rie-
sentypen dabei.“ Einer dieser
‚Typen‘, erzählt Jatho mit Stolz,
„ist Christian Schulz. Er kam als
Zwölfjähriger aus Bassum zum
SV Werder. Aus meiner Sicht der
geborene Mittelfeldspieler“.
Neben seiner jahrzehntelangen
Tätigkeit als Trainer war Frank
Jatho von 1969 bis 1978 auch für
das Vereinsheim ‚Platz 11‘ ver-
antwortlich, betrieb außerdem
von 1978 an ein „Zigaretten-
Lotto-Geschäf t“. Dieses gab
der „Ur-Bremer“ – so Jatho über
sich – wie die Übungsleiterfunk-
tion im Jahr 2000 auf. Dennoch
sollte noch lange nicht Schluss
sein, denn als Not am Mann war,
sprang der universelle Werdera-
ner kurzerhand als Stadionspre-
cher ein. „Man hat mich gefragt
– und es hat wohl einigermaßen
geklappt“, gibt sich die Stimme
von ‚Platz 11‘ bescheiden. Der
große Einsatz wurde auf ganz
besondere Weise belohnt: Frank
Jatho ist Ehrenmitglied des SV
Werder.
Noch heute nimmt
er bei Partien
der U 19 und der U 17 das Mik-
rofon zur Hand und bedient die
Technik bei Spielen der U 23.
Stets richtet sich sein Alltag nach
den Grün-Weißen. Seine Ehefrau
Karin lernte er natürlich beim
SVW kennen. Jatho trainierte
einst in der C-Jugend ihren Sohn.
„Wir machen vier Wochen im
Jahr Urlaub auf Langeoog und
acht Wochen auf Gran Canaria“,
erzählt der 71-Jährige. „Aber na-
türlich nur dann, wenn die Wer-
der-Mannschaften keine Spiele
haben – also in der Sommerpau-
se und von Mitte November bis
Mitte Januar.“ Die Reiselust in
allen Ehren, am wohlsten fühlt
er sich bei den Grün-Weißen und
hat das Gefühl, „dass man mich
hier auch ganz gerne sieht“. Ja-
tho will „mindestens bis zu mei-
nem 75. Geburtstag“ für Werder
weitermachen. Denn eines ist
für ihn klar: „Der SV Werder ist
mein Leben!“
Adrian Rehling
„Der SV Werder
ist mein Leben“
57 Jahre Ehrenamt, 44 Jahre
Jugend-Trainer, mehr als ein
Jahrzehnt Stadionsprecher, neun
Jahre Betreiber des Vereinsheims
‚Platz 11‘ – es gibt beinahe nichts,
was Frank Jatho noch nicht beim
SV Werder gemacht hat.
Bei Werder zu Hause
Ehrenmitglied Frank Jatho
in der Sprecherkabine im
Stadion ‚Platz 11‘.
Foto: M. Rospek
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