Ich kämpfe um
jedes Mitglied“
Am 5. November findet die diesjährige
Mitgliederversammlung des Sport-Ver-
ein ‚Werder‘ von 1899 e. V. statt. Prä-
sident Klaus-Dieter Fischer erklärt die
Bedeutung des eingetragenen Vereins
für den Bundesliga-Spielbetrieb und
blickt auf die zukünftige Entwicklung
des SV Werder.
WERDER MAGAZIN:
Herr Fischer, was hat
Sie im zu Ende gehenden Geschäftsjahr am
meisten gefreut?
KLAUS-DIETER FISCHER:
Dass es der SV
Werder wieder geschafft hat, in einer schwie-
rigen und sportlich nicht so erfolgreichen Si-
tuation der Bundesliga-Mannschaft ruhig zu
bleiben, Vertrauen in die handelnden Perso-
nen zu haben. Das war für mich das Größte.
Denn darin sehe ich eine ganz wichtige Auf-
gabe in meiner Funktion als Präsident des
Vereins. Trotz zweier nicht so erfolgreicher
Spielzeiten sind wir immer noch der drittbe-
liebteste Bundesligist in Deutschland. Das ist
ein tolles Ergebnis. Es basiert nicht nur auf
gutem Fußball, sondern auch auf der Ruhe
im Verein und auf unserem sozialen Engage-
ment.
Und was hat Sie am meisten betrübt?
Obwohl ich schon lange dabei bin, beküm-
mert mich immer wieder, dass viele Men-
schen nicht genug Geduld aufbringen. Das
gilt sowohl für die Entwicklung von Spielern
als auch für die Entwicklung einer ganzen
Mannschaft. Und es hat mich auch beküm-
mert, dass wir zu Beginn des Engagements
unseres neuen Hauptsponsors WIESENHOF
falsch interpretiert worden sind. Deshalb
bin ich froh, dass in den Medien nun ein
Wandel in der Berichterstattung stattfindet.
WIESENHOF wird dort jetzt so gesehen, wie
wir das Unternehmen schon von Anfang an
gesehen haben, nämlich als verlässlichen
Partner, der bewusst die Öffentlichkeit sucht.
In diesem Zusammenhang bin ich sehr ent-
täuscht von Jürgen Trittin, der wie Rainer
Sass als Botschafter unserer Initiative ‚Le-
benslang gesund‘ zurückgetreten ist und es
damit versäumt hat, hier eine Plattform zu
nutzen, auf der man diskutieren kann.
Auch einige Mitglieder haben im Zuge der
Werder-Partnerschaft mit WIESENHOF ihren
Vereinsaustritt erklärt...
Wir haben mit jedem, der die Mitgliedschaft
gekündigt oder sich über diesen Vertragsab-
schluss beschwert hat, Kontakt aufgenom-
men. Daraus hat sich Verschiedenes entwi-
ckelt: Zum einen haben wir allen Fan-Clubs
angeboten, mit WIESENHOF-Vertretern und
uns zu sprechen. Zum zweiten sind 358 Ver-
einsaustritte weniger als ein Prozent unse-
rer gesamten Mitgliedschaft. Nachdem wir
alle im Namen des Präsidiums und der Ge-
schäftsführung angeschrieben hatten, habe
ich noch einmal als Präsident des Vereins
einen sehr persönlichen und emotionalen
Brief geschrieben, in dem ich die ausgetre-
tenen Mitglieder gebeten habe, das Gesamt-
bild von Werder Bremen zu sehen. Ich bin
sehr glücklich darüber, dass ich schon in der
ersten Woche 15 Antworten auf diesen Brief
bekommen habe. Zehn Personen davon ha-
ben ihre Kündigung zurückgenommen. Ich
sehe das als meine persönliche Aufgabe als
Präsident des Vereins an. Ich kämpfe um je-
des Mitglied, das ist mir sehr wichtig.
Der SV Werder hat 40.000 Mitglieder. Ist es
möglich, diese Zahl weiter zu steigern?
Davon bin ich überzeugt. Bis 2015/2016
wollen wir 50.000 Mitglieder haben. Dabei
müssen wir aber schrittweise vorgehen. Bis
zum nächsten Jahr werden wir versuchen,
die Mitgliederzahl auf 43.000 zu steigern.
Gleichzeitig wollen wir auch die Zahl von
derzeit sechs Millionen Fans in Deutschland,
mit der wir im Bundesliga-Ranking ganz vor-
ne dabei sind, ausbauen. Wir haben derzeit
gut 600 Fan-Clubs, wollen daraus 650 oder
700
machen. Wir wollen es schaffen, dass es
nicht alleine das Ziel der Fan-Clubs ist, die
Mannschaft zu unterstützen, sondern dass
sie sich in ihrer jeweiligen Region vernetzen
und dort auch soziale Verantwortung über-
nehmen. Auf diesem Weg werden wir weite-
re Mitglieder gewinnen.
Neben den passiven haben vor allem auch
die aktiven Mitglieder eine große Bedeutung.
Wird der Verein hier zukünftig weitere neue
Angebote schaffen?
Unser Ziel ist es, im Rahmen von WERDER
BEWEGT – LEBENSLANG Angebote für
Mitglieder aller Altersklassen bereitzuhalten
und das über den Sport hinaus. Wir haben
die ‚Windel-Liga‘ für Neugeborene, den Kids-
Club. Wir müssen die abteilungsübergreifen-
de Jugendarbeit für die 12- bis 18-Jährigen
INTERVIEW
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