on heran?
Wir haben ohne Frage eine gute National-
mannschaft. Die Hälfte der Spieler spielt in
der Premier League – und das bei Top-Clubs.
Als ich vor drei Jahren zum ersten Mal zum
Nationalteam kam, spielten fast alle in Bel-
gien, heute sind es nur noch zwei oder drei.
Wir wollen die Qualifikation für die WM
2014
in Brasilien schaffen und dann auch
dort etwas erreichen. Denn sonst brauchen
wir nicht von einer ‚goldenen‘ Generation zu
sprechen. Viele belgische Profis spielen zwar
bereits eine gute Rolle in ihrem Club. Aber
mit dem Nationalteam müssen wir erst noch
zeigen, wie stark wir sind.
Gibt es in Belgien Vergleiche mit der ‚golde-
nen‘ Generation zu Beginn der 80er Jahre – mit
Spielern wie Jean-Marie Pfaff und Eric Gerets?
Viele Belgier träumen davon, dass wir dar-
an anknüpfen können. Sie haben eine hohe
Meinung von unserer Mannschaft. Sie trau-
en es uns zu, die Qualifikation für die WM
zu schaffen und vielleicht dort etwas Großes
zu erreichen. Das setzt uns allerdings auch
enorm unter Druck, die nächsten Spiele zu
gewinnen. Man darf nicht vergessen, dass
wir eine junge Mannschaft haben, die noch
nicht so lange zusammenspielt.
Trotz deiner erst 21 Jahre bist du auf dem
Spielfeld sehr abgeklärt und strahlst großes
Selbstvertrauen aus. Wie gelingt dir das?
Wenn im Spiel ein Fehler passiert, bekommt
man sehr schnell die Möglichkeit, es in der
nächsten Aktion besser zu machen. Man
darf höchstens eine Sekunde sauer sein,
dann muss es weitergehen. In 90 Minuten
hat jeder Spieler eine Menge Aktionen. Mein
Ziel ist es, beidfüßig zu spielen. Und wenn
mal ein Pass mit links misslingt, dann ver-
suche ich es kurze Zeit später wieder. Meis-
tens klappt es dann. Es ist nicht dumm, im
Fußball Fehler zu machen. Schlimmer ist es,
etwas gar nicht erst zu versuchen.
Dabei scheinst du sehr fokussiert zu sein auf
den Fußball und lässt dich von nichts ablen-
ken. Ist dieser Eindruck richtig?
Nur so kann ich das höchstmögliche Niveau
erreichen. Ich will Titel und Pokale gewin-
nen. In Genk habe ich das bereits geschafft.
Wir hatten dort eine sehr junge Mannschaft
und haben erlebt, was man mit einem Titel al-
les für die Stadt tun kann. Vorher hatten wir
vor 5.000 Fans gespielt. Heute ist das Stadion
fast immer ausverkauft.
Einen deiner bisherigen Treffer in der Bundes-
liga – gegen Stuttgart – hast du im Weser-Sta-
dion erzielt. Die Fans haben dich gefeiert. Wie
schwer wird es dir fallen, Bremen nach einem
Jahr wieder zu verlassen?
Ein Abschied fällt immer schwer. Aber ich
wusste von Anfang an, dass ich hier für ein
Jahr unterschreibe. Mir war klar, dass es
dadurch nicht so leicht wird in der Mann-
schaft, weil alle wissen, dass ich nach ei-
nem Jahr wieder weg bin. Aber ich möchte
betonen, dass ich – in welchem Trikot auch
immer – Fußball mit Leidenschaft und Leis-
tungsbereitschaft zeigen will. Sonst hätte
ich sicher nicht den Sprung zu Werder ge-
schafft. Ich bin begeistert von der enormen
Unterstützung der Fans. Das ist ein großer
Unterschied zu Belgien. Dort kommen nicht
so viele Menschen zu den Spielen. Es macht
mir Spaß, hier in Deutschland zu spielen.
War der Wechsel in die Bundesliga eine große
Umgewöhnung für dich?
Die Liga ist physisch anspruchsvoller als in
Belgien. Und es ist einfach ein ganz anderer
Spielstil, an den man sich am Anfang erst-
mal gewöhnen muss.
Wäre die Rückkehr nach England zum FC Chel-
sea so etwas wie ‚nach Hause zu kommen‘ für
dich?
Ich kenne England besser als Deutschland,
war vor dem Wechsel zu Werder nie in
Deutschland, weder zum Fußball spielen
noch im Urlaub. Englisch zu sprechen, ist da-
gegen für mich normal. Auch in Genk hatten
wir viele ausländische Spieler, mit denen ich
Englisch oder Französisch gesprochen habe.
Was möchtest du am Ende der Saison mit Wer-
der erreicht haben?
Ich strebe immer nach dem Bestmöglichen.
Wir haben zwar zu Beginn der Saison nicht
so viele Punkte geholt wie erhofft, aber in
den meisten Spielen nicht schlecht gespielt.
Wir haben viele Tore geschossen, aber auch
zu viele kassiert. Ich bin sicher, dass wir in
den nächsten Wochen noch besser zusam-
menwachsen und die Möglichkeit haben,
uns im oberen Tabellendrittel festzusetzen.
Interview: Martin Lange
Fotos: Pressefoto ULMER/Björn Hake
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