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avon nahmen 46 diese
Möglichkeit wahr und
bewarben sich tatsäch-
lich um einen der nur
16
Plätze. Es wurde entschieden,
aus dem Norden drei Teams auf-
zunehmen, aus dem Süden und
Westen jeweils fünf, aus dem
Südwesten zwei und aus Berlin
eine Mannschaft. Wonach diese
Vereine ausgewählt werden soll-
ten, blieb zunächst Geheimsache,
so dass sich viele Hoffnungen
machten.
Fünf Männer
hatten das schwere
Los, die Auswahl derer zu treffen,
die schließlich in der Bundesliga
spielen würden. Die eigens dafür
gegründete Bundesliga-Kommis-
sion bestand aus Ludwig Franz
(
Präsident des 1. FC Nürnberg),
Franz Kremer (Präsident des 1.
FC Köln), Walter Baresel (Nord-
deutscher Fußball-Verband),
Dr. Willi Hübner aus Essen und
Hermann Neuberger (Vorsitzen-
der des Saarländischen Fußball-
Verbands). Eine undankbare und
schwierige Aufgabe, bei der sie
sich nicht nur Freunde machten.
Neuberger prophezeite bereits
vor der Entscheidung: „Ich bin
mir darüber im Klaren, dass die
Fünfer-Kommission da oder dort
über den ‚grünen Klee‘ gelobt
wird und da oder dort allen fünf
Männern alle Knochen verflucht
werden.“ Doch davon ließen sie
sich nicht beeinflussen: „All das
darf den DFB nicht beirren. Eine
Zäsur, wie sie jetzt vorgenom-
men wird, geht einfach nicht
ohne Härten ab.“
Die Kommission
erstellte eine
Tabelle, in der die sportlichen,
wirtschaftlichen und infrastruk-
turellen Faktoren der Vereine aus
den Oberliga-Jahren von 1950
bis 1962 berücksichtigt wurden.
So mussten die Bewerber zum
Beispiel ein Stadion mit Flutlicht-
Anlage nachweisen, das eine
Zuschauerkapazität von mindes-
tens 35.000 aufwies. Außerdem
mussten sie einen Jahresumsatz
von mindestens 400.000 Mark
vorweisen können. Diese Kriteri-
en sind zwar leicht nachweisbar,
doch der DFB hielt die Bedingun-
gen unter Verschluss, und so wa-
ren die Entscheidungen für die
Vereine schwer nachvollziehbar.
Es halten sich
bis heute die Ge-
rüchte, dass andere Beweggründe
als die genannten für die Aufnah-
me einiger Vereine in die Bundes-
liga ausschlaggebend waren. So
war man in Kaiserslautern davon
überzeugt, dass Saarbrücken den
Platz bekommen hatte, weil die
Autobahnanbindung des Stadions
besser sei und Hermann Neuber-
ger ‚seine‘ Saarbrückener in der
Liga sehen wollte. Alemannia
Aachen hatte sich Hoffnungen ge-
macht, der MSV Duisburg bekam
jedoch den Vorzug. Selbst heu-
te kursiert in Aachen noch das
hartnäckige Gerücht, dass Franz
Kremer neben seinem 1. FC Köln
keinen Konkurrenten aus dem
Rheinland in der Liga wollte.
Trotz der Schwierigkeiten
bei der
Auswahl der Vereine ist die Bun-
desliga bis heute ein großer Er-
folg. Die Kommission schien sich
dessen allerdings nicht so sicher
zu sein, denn sie erklärte sich in
einem Bundesliga-Statut nicht nur
für die Gründung der Bundesliga
zuständig, sondern vorsichtshal-
ber auch gleich für deren Auflö-
sung. Sicher ist sicher...
Anne Baumann
Entscheidung mit großer Tragweite
Dr. Willi Hübner, Hans Passlack, Franz Kremer, Ludwig Franz, Walter Baresel und Hermann
Neuberger (v. li.) berieten am 11. Januar 1963 in der Geschäftsstelle des DFB in Frankfurt darüber, welche Vereine in die
Bundesliga aufgenommen werden.
Ein schweres Los
Die Bundesliga
bestreitet mittlerweile ihre 50. Saison. Ihre Gründung
war ein spannender Prozess: 74 Vereine aus den deut-
schen Oberligen hatten die Möglichkeit, sich um ei-
nen Platz in der Bundesliga zu bewerben.
Foto: picture-alliance
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