erhalten, thront sie über der Stadt. Große
Bedeutung kam den Schutzmauern in den
Türkenkriegen, im Kampf zwischen dem
christlichen geprägten Europa und dem
Osmanischen Reich, zu. Doch in der Fes-
tung befinden sich auch Spuren jüngerer
Geschichte. Eine der bekanntesten ist die
14
Meter hohe Bronzestatue eines Mannes
mit Schwert und Taube. Der ‚Pobednik‘ (zu
deutsch: Sieger) wurde 1928 aufgestellt und
steht für die Befreiung Serbiens von der tür-
kischen Herrschaft.
Wer nicht nur
Historisches erleben möchte,
dem seien die Nächte in Belgrad empfoh-
len. „In Belgrad ist jeden Tag Party, nicht
nur am Wochenende“, weiß Ignjovski. „Das
Nachtleben dort ist eines der spannendsten
in der ganzen Welt. Belgrad ist inzwischen
eine Art Geheimtipp geworden. Wenn ich in
Serbien bin, gehe ich gerne in Belgrad feiern.“
Die Mischung
aus Tradition und Moderne
drückt sich in Serbien auch in zwei Musik-
festivals aus: Das Guca-Festival, das in der
gleichnamigen Stadt Guca stattfindet, ist ein
traditionelles Trompetenfestival, bei dem für
Serbien typische Blasinstrumente gespielt
werden. Für die jungen Serben ist das Exit-
Festival eine Möglichkeit, ihrer Weltoffen-
heit Ausdruck zu verleihen. Einmal im Jahr
pilgern Jugendliche aus dem gesamten Land
und sogar aus ganz Europa – nach Novi Sad,
um vier Tage lang zu Rock- und Elektromu-
sik zu feiern.
Die jüngere Generation
Serbiens steht Tradi-
tionellem nicht immer offen gegenüber. So
war Aleksandar Ignjovski bei seinem Besuch
des Münchener Oktoberfests davon über-
rascht, dass die jungen Deutschen gerne
Dirndl und Lederhosen trugen: „In Serbien
würde niemand freiwillig eine Tracht an-
ziehen. Die jungen Leute schämen sich eher
dafür.“
Auch die Mentalität
in Serbien ist eine andere
als in Deutschland. „Der typische Serbe ist
locker, freundlich und hilfsbereit, aber auch
undiszipliniert“, findet Ignjovski. „Den Un-
terschied merke ich, wenn ich von Werder
zur serbischen Nationalmannschaft reise.
Hier in Bremen sind wir ein Team, das diszi-
pliniert zusammenarbeitet. Bei der National-
mannschaft hat man ab und zu das Gefühl,
dass jeder macht, was er will.“ Schmunzelnd
fügt ‚Iggy‘ hinzu: „Trotzdem schaffen wir
durchaus gute Ergebnisse, wenn wir als
Team zusammenspielen.“
Ignjovski hat
mittlerweile viel von der deut-
schen Mentalität angenommen, gerade in
Sachen Pünktlichkeit und Disziplin. Das
bleibt auch seinen Kollegen nicht verborgen:
Clemens Fritz sagt immer, dass ich einen
deutschen Kopf habe“, lacht ‚Iggy‘.
Anne Baumann
Zwischen Balkan und Bremen
Aleksandar Ignjovski im
Weser-Stadion mit einem Foto
vom Länderspiel mit der ser-
bischen Nationalmannschaft.
Fotos: M. Rospek, Pressefoto ULMER
WERDER MAGAZIN 298 15