Ein Leben in grün-weiß: Als kleiner Junge hat Marco Grote mit
dem Fußball spielen in Bremen begonnen, natürlich beim SV Werder.
Als Jugendlicher stand er in der Ostkurve des Weser-Stadion. Und seit
2008
ist er Trainer der U-16-Mannschaft des SV Werder.
E
s musste auf jeden Fall
Fußball sein – damals
in der F-Jugend. Nichts
anderes kam für den
kleinen Marco in Frage. Bis
zur A-Jugend durchlief er alle
Jugend-Mannschaften der Grün-
Weißen, dann wechselte er nach
Bremerhaven. „Dort bot sich die
Möglichkeit, eine Ausbildung
als Speditionskaufmann zu ma-
chen“, erzählt Marco Grote und
fügt lächelnd hinzu: „Die Wahl
war keine innere Überzeugung.
Ich wusste bereits während der
Lehrzeit, dass ich nicht als Spe-
ditionskaufmann arbeiten werde.
Aber eine abgeschlossene Ausbil-
dung war mir wichtig.“
Fußball war immer
sein erster Be-
rufswunsch, auch als er wusste,
dass sein fußballerisches Talent
nicht für den ganz großen Wurf
reichen würde. „In meiner Aus-
bildung als Speditionskaufmann
galt eher das Motto: Ein gutes
Pferd springt nicht höher, als es
muss. Beim Fußball habe ich da-
gegen immer mein ‚letztes Hemd‘
gegeben“, sagt Grote. Beleg
für diese Einstellung: In seiner
letzten Saison als Spieler beim
Hamburger SV II verletzte er
sich kurz vor Ende der Spielzeit
am Knie. Bei Belastung schwoll
es immer wieder an. Und so
verzichtete Marco Grote auf das
Training und absolvierte nur die
Spiele. Mit viel Eis und einer
Woche Ruhepause war er bis zur
nächsten Partie immer wieder
einsatzfähig.
Dennoch war nach Ende
der be-
schriebenen Spielzeit Schluss für
Marco Grote mit dem aktiven
Fußball als Spieler. Aber nicht
Schluss mit dem Fußball. Er
wechselte vom Spielfeld an den
Spielfeldrand und arbeitete zu-
nächst als Co-Trainer beim VfB
Lübeck. Zudem hatte er bereits
während seiner Fußballerkarri-
ere Praktika in den unterschied-
lichsten Bereichen absolviert,
unter anderem bei der BILD und
im Marketing, dazu ein Fernstu-
dium zum Sportfachwirt abge-
schlossen und die Trainerausbil-
dung bis zur A-Lizenz durchlau-
fen. „Vielseitigkeit ist wichtig“,
erklärt er. „Dann ist man bei der
Berufswahl flexibel.“
Seinen Zivildienst
zum Beispiel
hatte Marco Grote nicht im Sport,
sondern an einer Gehörlosenschu-
le absolviert. „Das hat mir viel
Spaß gemacht. Gebärdensprache
konnte ich bereits, weil meine
Schwester gehörlos ist“, verrät er.
Auch heute interessiert er sich für
vieles neben seiner Trainertätig-
keit bei Werders U 16. Zum Bei-
spiel Psychologie – und so wirkt
er beim Projekt ‚Bewältigungsres-
sourcen und Leistungsentwick-
lung‘, das der SV Werder gemein-
sam mit der Universität Bremen
durchführt, mit.
Fußballspieler
zu sein, ist der
beste Job der Welt, Trainer zu
sein der zweitbeste“, findet Grote.
Mit beidem hat er Erfahrungen
gemacht. Auch sein Privatleben
wurde entscheidend durch den
Fußball beeinflusst – und zwar
am 17. Juni 1995. Der SV Werder
und Borussia Dortmund stritten
im Fernduell am letzten Spieltag
um den Meistertitel. In Bremen
wurde die Partie der Grün-Wei-
ßen beim FC Bayern per Public
Viewing übertragen. Das Spiel
ging für den SV Werder verloren.
Marco Grote gewann trotzdem,
denn er lernte an diesem Tag
beim Fußball gucken seine zu-
künftige Ehefrau kennen. Sein
Hobby Fußball hat er zum Beruf
gemacht. Da ist Platz für ein neu-
es Hobby: „Meine Familie“, sagt
Marco Grote. „Zeit mit meiner
Frau und meinen beiden Söhnen
zu verbringen, ist etwas Besonde-
res, und ich genieße das sehr.“
Anne Baumann
Vielseitigkeit
ist wichtig“
Foto: M. Rospek
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