WERDER MAGAZIN Nr. 309 - page 85

O
b er sich nach all der
Zeit als Werder-Fan be-
zeichnen würde? Mit
einem verschmitzten
Lächeln auf den Lippen scheint
Jub Mönster zu überlegen, bevor
er langsam sagt: „Naja, ich habe
wegen des DFB-Pokal-Finalspiels
2009 eine Ausstellungseröffnung
verschoben.“ Dann muss er la-
chen. „Also bin ich wahrschein-
lich ziemlich nah dran.“
Im Jahr 1989
sollte die Fassade
der Werder-Halle in der Heme-
linger Straße verschönert wer-
den. „Ich hatte vorher schon an
einigen großen Wandmalereien
mitgewirkt“, erinnert sich Möns-
ter. „Dann bot mir Klaus-Dieter
Fischer an, die Geschichte von
Werder an der Halle darzustel-
len.“ Aus diesem Auftrag ergab
sich eine langjährige Zusammen-
arbeit. Der Maler weiß, dass die
Kombination aus Fußball und
Kunst nicht alltäglich ist. Noch
immer amüsiert es ihn, dass
der ‚kicker‘ vor einigen Jahren
schrieb: „Werder hält sich sogar
seinen eigenen Künstler.“ Eini-
ge Kollegen stehen der Zusam-
menarbeit skeptisch gegenüber.
„Aber mir macht es wahnsin-
nigen Spaß“, sagt Jub Mönster
überzeugt. „Denn es gibt Dinge,
die ich abseits von Galerien und
den ganzen hohen künstleri-
schen Ansprüchen sehr interes-
sant finde.“
Und so erkennt
der 64-Jährige
durchaus Parallelen zwischen
dem Ballsport und seinem Hand-
werk. „Einem Künstler ergeht es
wie einem Fußballer. Talent allei-
ne reicht nicht aus. Wenn man
nicht wirklich jeden Tag hart ar-
beitet, wird man nicht bestehen“,
findet er. Entsprechend ehrgeizig
gestaltete der gebürtige Olden-
burger seine Zukunft. Nachdem
er eine Lehre zum Bankkauf-
mann abgeschlossen hatte, ging
Mönster seiner eigentlichen Lei-
denschaft nach: Er studierte Ma-
lerei, Bildhauerei und später Film
in Bremen – mit dem Traum, die
Familie mit seiner Kunst ernäh-
ren zu können.
Dass die äußeren
Umstände
diese Ambitionen begünstigten,
weiß Jub Mönster: „Ich habe zu
einer Zeit studiert, als die Kon-
junktur alles hergab. Wir hatten
nicht den Druck, mit dem die
jetzigen Studenten umgehen
müssen“, erzählt er. „Heute muss
sich ein Künstler bewusst für
diesen Weg entscheiden – ich bin
es irgendwie geworden.“ Mitt-
lerweile stellen Galerien in ganz
Deutschland und auch im Aus-
land seine Werke aus.
Und für den SV Werder
ist der
Künstler schon fast zu einem
Chronisten geworden. Seit zehn
Jahren gestaltet Jub Mönster
nach jeder Saison ein Bild mit
einem Motiv, das symbolisch
für die Spielzeit steht. In den
90er Jahren hat er sogar einmal
alle Spiele des Werder-Teams ge-
malt. Sein Lieblingsmotiv – die
Darstellung des Doubles 2004 –
prangt jedoch an der Sporthalle
in der Hemelinger Straße. „Na-
türlich war der Anlass besonders
schön. Außerdem konnte ich
malerisch Vieles ausprobieren“,
schwärmt Mönster. „Allein der
Kopf von Andi Reinke misst drei
Meter. Da bleibt viel Raum für
verlaufende Schweißperlen und
andere Details.“
Über den Fußball
macht sich der
Künstler seine ganz eigenen
Gedanken. „Als ich damals die
Mannschaft gemalt habe, ist
mir aufgefallen, wie wahnsinnig
kurz die aktive Zeit von Fußbal-
lern ist“, so der 64-Jährige. „Die
meisten Spieler werden unglaub-
lich schnell vergessen.“ So er-
klärt er sich, dass die Profis von
seiner Arbeit im Atelier sichtlich
beeindruckt waren. „Die Spieler
sehen sich ständig in Zeitungen.
Aber hier haben sie die Farben
gesehen und das Öl gerochen. Da
waren sie schon fast ein wenig
ehrfürchtig“, führt er aus. „Denn
Malerei ist etwas fürs Leben.“
Laura Ziegler
Der ‚Werder-Maler‘
Jub Mönster in
seinem Atelier in
Bremen-Walle:
Fußball spielt in
seinen Werken
regelmäßig eine
große Rolle.
Der besondere Chronist
Dass Kunst und Fußball gut zusammenpassen, bewei-
sen Werder Bremen und der Maler Jub Mönster schon
seit 1989.
Foto: M. Rospek
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