WERDER MAGAZIN Nr. 310 - page 71

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rei Mal ist bekanntlich
Bremer Recht. Das galt
1991 auch für den SV
Werder. Zwei Jahre zu-
vor hatten wir im Endspiel um
den DFB-Pokal gegen Borussia
Dortmund verloren, 1990 gegen
den 1. FC Kaiserslautern. Dass
wir es zum dritten Mal in Fol-
ge nach Berlin geschafft hatten,
war an und für sich schon eine
Sensation. Das Olympiastadion,
70.000 Zuschauer, Gänsehaut-
Atmosphäre. Im dritten Anlauf
wollten wir ihn nun endlich
nach Bremen holen, den Pokal.
Otto Rehhagel
musste uns vor
der Partie gegen den 1. FC Köln
jedenfalls nicht mehr großartig
‚heißmachen‘. Die Niederlagen
aus den Vorjahren erzeugten
zwar Druck, sorgten auf der
anderen Seite aber auch für
Extra-Motivation. Für mich ist
das 91er-Finale auch deshalb so
besonders, weil mir eines mei-
ner seltenen Tore gelang. Nach
einem kurz ausgeführten Frei-
stoß legte Klaus Allofs den Ball
auf mich zurück, ich zog aus der
Distanz ab, und der Ball rausch-
te flach neben dem Pfosten ins
Netz. Otto traute seinen Augen
nicht. ‚Wer hat da geschossen?‘,
fragte er auf der Bank. ‚Dieter?
Das kann nicht sein, das kann
der doch gar nicht.‘ Damit hatte
er nicht ganz unrecht, schließ-
lich habe ich in 390 Bundesliga-
Spielen nur sieben Tore gemacht.
Ansonsten kümmerte ich mich
im Finale größtenteils um Kölns
Dribbelkünstler Pierre Littbarski.
Ich hatte häufig eine Sonderauf-
gabe, das war schon bei meinem
Startelf-Debüt für Werder so.
1989 spielten wir im Pokal beim
Hamburger SV. Ich nahm Tho-
mas von Heesen ‚aus dem Spiel‘,
und wir gewannen 1:0. Das war
mein Durchbruch, von da an war
ich bis zu meinem Karriereende
Stammspieler.
Auch Littbarski
hatte ich eigent-
lich gut im Griff. Nur ein einzi-
ges Mal war ich nicht auf dem
Posten – prompt bereitete ‚Litti‘
den 1:1-Ausgleich vor. Deshalb
war ich umso glücklicher, als wir
uns später im Elfmeterschießen
mit 4:3 durchsetzten. Uli Borow-
ka behielt als letzter Schütze die
Nerven und rannte danach wie
von der Tarantel gestochen in
die Fankurve. So schnell war er
glaube ich nie wieder. Ich hatte
jedenfalls überhaupt keine Chan-
ce, ihn wieder einzufangen.
Mit meinen Gegenspielern
ist mir
das Gott sei Dank meist besser
gelungen. Es gab viele interes-
sante Duelle: Thomas Häßler,
Andreas Möller – beide hervor-
ragende Spieler. Krassimir Bala-
kov war auch so einer. Unwahr-
scheinlich spielstark und gleich-
zeitig gut in der Rückwärtsbe-
wegung. Wir haben uns nichts
geschenkt, sind aber immer sehr
respektvoll miteinander umge-
gangen. Die Spiele gegen ihn wa-
ren immer spannend und haben
mir sehr viel Spaß gemacht.
Wenn man
über herausragende
Fußballer spricht, kommt man
natürlich nicht an Diego Mara-
dona vorbei. 1989 spielten wir
im UEFA-Cup gegen ihn und
seinen SSC Neapel. Die Journa-
listen fragten Otto ständig nach
Neapels Brasilianer Alemao. Otto
nahm es gelassen. ‚Kennen sie
Dieter Eilts?‘, entgegnete er. ‚Das
ist unser ‚Ostfriesen-Alemao‘.‘
Damit hatte ich meinen Spitz-
namen weg. Bevor wir Neapel
mit 5:1 aus dem Weser-Stadion
schossen, gewannen wir in Ita-
lien mit 3:2. Ich bereitete dabei
sogar zwei Treffer vor, auch das
hatte eher Seltenheitswert.“
Aufgezeichnet von Jörn Lange
„Otto traute seinen Augen
nicht“
Werder-Idole erinnern sich an ihre größ-
ten Spiele in grün-weiß. Heute: der ‚Ostfriesen-Alemao‘
Dieter Eilts über den DFB-Pokalsieg 1991, seltene Tore
und Duelle gegen starke Spielmacher.
Fotos: imago, picture-alliance
SPIELE MEINES LEBENS
WERDER MAGAZIN 310 67
National und international erfolgreich
Dieter Eilts prägte vor
allem die 90er Jahre beim SV Werder und gewann unter
Trainer Otto Rehhagel (Foto oben) zahlreiche Titel.
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