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hre Werder-Karriere war da-
bei quasi vorprogrammiert:
Sie wuchs in Sichtweite des
Weser-Stadion auf – und
das in einer Familie mit grün-
weißem Blut. Vater Norbert ist
heute als Sportwart Mitglied im
Präsidium des Vereins, Mutter
Rosi gehört als Verantwortliche
für das Kampfrichterwesen dem
Vorstand der Abteilung Leicht-
athletik an. „Nur meine zwei
Jahre jüngere Schwester hat mit
Sport nicht mehr so viel am Hut“,
verrät Alexandra Sunder.
Ihre Begeisterung
für den Sport
wurde dagegen früh geweckt.
Erst Kinderturnen beim Hasted-
ter TSV, danach dann Leicht-
athletik beim SV Werder. „Dort
habe ich mich von Beginn an
wohlgefühlt“, erzählt sie. „Wir
waren damals eine kleine Trai-
ningsgruppe – von sechs bis 16
Jahren haben alle gemeinsam
trainiert. Das war nicht zu ver-
gleichen mit der Trainingsarbeit
heute.“ Schnell erkannten die
Trainer das Talent der jungen
Sportlerin für die Sprungdiszip-
linen; Alexandra Sunder spezia-
lisierte sich auf Weitsprung und
Dreisprung, gehörte zudem in
der Jugend der 4x100-Meter-Staf-
fel der Grün-Weißen an, mit der
sie mehrfach an den Deutschen
Meisterschaften teilnahm.
Doch nicht nur
die nationalen
Titelkämpfe sind der heute
31-Jährigen in bester Erinnerung,
sondern auch ein anderes – aller-
dings nicht ganz ernstes – Ren-
nen: „Als ich jung war, haben
wir im Weser-Stadion trainiert,
in dem es damals noch die Tar-
tanbahn gab“, erzählt sie. „Da-
durch haben wir regelmäßig die
Fußball-Profis getroffen, und es
kam öfter zu lustigen Begegnun-
gen.“ Einer der Spieler forderte
sie spontan zum sportlichen Ver-
gleich heraus: „Marco Bode kam
auf Socken, ich bin mit Spikes
angetreten – aber Marco hat un-
ser kleines Rennen auch auf So-
cken locker gewonnen“, lacht sie.
„Solche Situationen vergisst man
natürlich nicht. Auch Otto Reh-
hagel hat sich damals immer mal
erkundigt, wie es im Training
läuft. Und mit Christian Brand
(Werder-Profi von 1996 bis 1999,
Anm. d. Red.)
bin ich regelmä-
ßig mit dem Fahrrad zum Trai-
ning gefahren. Er wohnte in der
Stader Straße, und wir hatten
denselben Weg…“
Trotz der Niederlage
gegen Marco
Bode, eine erfolgreiche Leicht-
athletik-Karriere startete Alex-
andra Sunder dennoch – leider
nahm diese ein jähes und zu frü-
hes Ende. Im Alter von 20 Jahren
machte das Knie nicht mehr mit,
die junge Athletin wurde ope-
riert, versuchte danach, wieder
den Anschluss zu finden: „Aber
es war schnell klar, dass ich in
kurzer Zeit nicht mehr das hohe
Niveau von vor der Verletzung
erreichen würde. Zudem hatte
ich immer wieder Schmerzen.“
Die aktive Sportkarriere war zu
Ende. Abgefedert wurde die gro-
ße Enttäuschung darüber von
der beruflichen Weichenstel-
lung: „Ich hatte gerade meine
Ausbildung zur Physiotherapeu-
tin begonnen“, erinnert sie sich
– ein Job, für den sie schnell eine
ähnlich große Leidenschaft ent-
wickelte wie für den Sport.
Da lag es nahe,
beides miteinan-
der zu verbinden: Auch auf Initi-
ative von Alexandra Sunder wur-
de in der Leichtathletik-Abteilung
eine physiotherapeutische Be-
treuung der Athleten eingeführt.
„Heute undenkbar, dass es das da-
mals noch nicht gab“, befindet sie.
Bis 2010 begleitete sie die Leicht-
athleten im Training und in den
Wettkämpfen, dann wechselte
sie die Sportart – aber blieb dem
SV Werder natürlich treu. Seit
vier Jahren ist Alexandra Sunder
als Physiotherapeutin fester Be-
standteil des Teams von Werders
Drittliga-Handballerinnen – und
fasziniert vom schnellen Mann-
schaftssport: „Man ist während
des Spiels auf der Bank nah dran
– ein cooler und sehr intensiver
Sport.“ Und ein körperbetonter
– bei dem es für eine Physiothe-
rapeutin viel zu tun gibt. Verletzt
sich eine Spielerin, ist Alexandra
Sunder zuerst am ‚Tatort‘.
Die Liebe zum Sport
und zu ih-
rem Job als Physiotherapeutin
bestimmen das Leben der Wer-
deranerin. Wenn dann noch et-
was Zeit bleibt, geht sie Laufen,
steht gerne auf dem Tennisplatz,
liest spannende Krimis – und
gibt schmunzelnd zu: „Der
Sonntagabend ist Fernsehzeit
und für den ‚Tatort‘ reserviert.“
Nur ein Auswärtsspiel der Hand-
ballerinnen geht natürlich vor.
Aber auch dabei ist vorgesorgt:
Der Mannschaftsbus ist mit TV-
Empfang ausgestattet…
Martin Lange
Die ‚Tatort‘-Spezialistin
Genau sechs Tage nach ihrem sechsten Geburtstag
wurde Alexandra Sunder Mitglied beim SV Werder.
Mittlerweile kann sie auf 25 Jahre bei den Grün-
Weißen zurückblicken.
Foto: M.Rospek
Wichtiger Erfolgsfaktor
Werders Handballerinnen
vertrauen seit vier Jahren
auf die Dienste ihrer Phy-
siotherapeutin Alexandra
Sunder.
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