WERDER MAGAZIN Nr. 345

WERDER MAGAZIN 345 33 VEREIN Selbstständigkeit und übernahm von ihrer langjährigen Chefin den Salon in Bremen-Hulsberg, in dem sie zuvor bereits mehr als 20 Jahre als Angestellte gearbeitet hatte. „Es war keine leichte Entscheidung da- mals“, gibt sie zu. „Aber heute kann ich sagen: Ich würde es immer wieder so machen.“ Dabei fand sie das Haare schneiden während eines Schülerpraktikums zunächst „ganz furcht- bar“. Doch auch die dann geplante Karriere als Floristin machte Conny Dehne nicht glück- lich („Immer diese schmutzigen Hände“). Also lernte sie doch Frisörin. Mittlerweile liebt sie ihren Job. Da ist zum anderen ihre Mutter, mit der Con- ny Dehne in einem Haushalt lebt. „Wir unter- stützen uns gegenseitig“, sagt sie. Und doch ist klar, dass es in erster Linie ihre Mutter ist, die nach schwerer Krankheit vor zwei Jahren Unterstützung benötigt. Für Conny Dehne eine Selbstverständlichkeit. Und da ist natürlich der SV Werder, „meine zweite Familie“: Bereits im Alter von sechs Jahren kam die gebürtige Bremerin, die in der Schaumburger Straße unweit des Stadions aufgewachsen ist, zu den Grün-Weißen und entdeckte ihre Leidenschaft für Korbball. Die Lehrzeit unterbrach jedoch einige Jahre später Conny Dehnes Werder-Laufbahn: „Meine Che- fin hat mir unmissverständlich klargemacht, dass sie mich am Wochenende braucht“, erinnert sie sich. „Die Arbeit war nicht mit den Punktspielen vereinbar.“ Noch heute bedauert die Vollblut-Werderanerin, damals ganz aus dem Ver- ein ausgetreten zu sein, statt trotz der Sportpause wenigstens Mitglied zu bleiben. Denn etwa zehn Jahre nach diesem vorübergehenden Austritt war sie wieder da. Wieder beim Korbball, zunächst als Spielerin, dann auch als Trainerin. Ihr letztes Spiel liegt erst wenige Jah- re zurück. „Wenn jemand fehlte, bin ich auch während meiner Trainerzeit immer gerne eingesprungen“, erzählt sie – auch als sie bereits 48 war. Und es funkelt in ihren Augen, wenn sie sagt: „Wenn ich könnte, würde ich auch heute noch spielen.“ Mit der gleichen Leidenschaft wie als Sportlerin engagiert sich Conny Dehne auch in anderen Bereichen, „am liebsten für Kinder und Jugendliche“. Sie wurde vor einigen Jahren als Jugendwartin Mitglied im Vorstand der Abteilung Turnspiele und Gymnastik und durch diese Arbeit auch Mitglied der Vereinsjugend-Vertre- tung, der alle Jugendwarte und Jugendsprecher der Sportab- teilungen angehören. Sie organisierte die Sommerferien-Freizeit des SV Werder, den traditionellen Jugend-Vergleichskampf, bei dem sich junge Werderanerinnen und Werderaner sportartüber- greifend messen, und die Teilnahme des Vereins am bekannten Brommyfest im stadionnahen Stadtteil Peterswerder. Zukünftig wird Conny Dehne als Nachfolgerin der bisherigen Ju- gendreferentin Anne-Kathrin Laufmann die Geschicke der Ver- einsjugend-Vertretung leiten. Als sie gefragt wurde, ob sie sich diese Aufgabe vorstellen kann, da habe sie „hin- und herüberlegt“, verrät sie, sich dann aber entschieden, „das zu machen, wenn ich gewählt werde und mir das Vertrauen für diese Position ausge- sprochen wird“. Das war letztlich mit überwältigender Mehrheit der Fall, auch die satzungsgemäß erforderliche Bestätigung des Gesamtpräsidiums erfolgte einstimmig. Und das zu Recht, denn Conny Dehne sprudelt vor Ideen. Sie will die jungen Sportlerinnen und Sportler des SV Werder dazu motivieren, sich über das Sporttreiben hinaus zu engagieren, sich zu beteiligen, ihr Mitspracherecht wahrzunehmen. „Wir wollen es schaffen, dass es in jeder Abteilung nicht nur Jugendwartin oder Jugendwart gibt, sondern auch überall wieder Jugendsprecher“, unterstreicht sie, wohlwissend, dass es nicht immer einfach ist, junge Menschen fürs Ehrenamt zu begeistern. „Mindestens einmal im Quartal wollen wir uns mit allen Jugend- warten und Jugendsprechern treffen“, kündigt die neue Jugend- referentin an. Dabei will sie unter anderem dabei helfen, über wichtige Themen aufzuklären. „Das Problem sexueller Übergriffe im Sport oder auch das Thema Essstörungen“, nennt sie als Bei- spiele. Und sie plädiert für eine Stärkung von Vereinsjugend-Ver- tretung, Jugendwarten und Jugendsprechern. Denn: „Wenn Trai- nerinnen oder Trainer unserer jungen Sportlerinnen und Sportler unsicher sind, wie sie sich in gewissen Situationen verhalten sollen, oder Probleme in ihrem Sportbereich haben, dann soll- ten auch die Jugendwarte ihre Ansprechpersonen sein. Darauf müssen wir sie entsprechend vorbereiten und ihnen die nötige Unterstützung geben.“ Conny Dehne will das Ehrenamt im Verein hochhalten. Und ist selbst ein leuchtendes Beispiel dafür. Denn wozu ehrenamtliches Engagement führen kann, hat sie jüngst selbst gezeigt. Sie ist aktuelle Trägerin des begehrten Joseph-Lutter-Wanderprei- ses, den der SV Werder Bremen jährlich für herausragende Ver- dienste an besondere Mitglieder vergibt. Ein Jahr lang zierte die Trophäe das heimische Wohnzimmer, kürzlich gab Conny Dehne sie pflichtbewusst zurück, auch wenn sie durch den coronabe- dingten Ausfall der Mitgliederversammlung offiziell noch bis ins nächste Jahr hinein aktuelle Preisträgerin bleiben wird. Doch bei allem (berechtigten!) Stolz über die Auszeichnung geht es Conny Dehne doch vor allem um die Menschen, die sie beim SV Werder trifft und für die sie sich engagiert: „Ich liebe einfach das Ver- einsleben, den Kontakt zu den anderen.“ Als Jugendreferentin wird Conny Dehne dieses Vereinsleben in den nächsten Jahren entscheidend mitprägen. Martin Lange Foto: M. Rospek

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