WERDER MAGAZIN Nr. 345

WERDER MAGAZIN 345 41 SCHACH Steffens stammt aus dem nordrhein-westfälischen Unna – „aus dem Pott“, wie er betont. Das Schachspiel erlernte er vom Opa, dem Vater und dem älteren Bruder, die zu Hause oft miteinander spielten. Er habe anfangs „ordentlich auf die Mütze bekommen“, so Steffens schmunzelnd. Im Alter von elf, zwölf Jahren fing er an, sich für Schachliteratur zu interessieren. Die Familie war inzwischen nach Schleswig gezogen, wo er sich dem örtlichen Schachverein anschloss. Von da an nahm seine schachsportliche Entwicklung Fahrt auf. Seine ersten großen Erfolge feierte Olaf Steffens 1986 als A-Ju- gendlicher. Er gewann den Vize-Titel bei der Landes-Jugend-Ein- zelmeisterschaft und wurde mit dem Team von Schleswig-Hol- stein Deutscher Jugend-Mannschaftsmeister. Während seiner Wehrdienstzeit spielte er in der Bundeswehr-Auswahl und nahm an den NATO-Meisterschaften teil. 1994 war er Landes-Einzel- meister und durfte Schleswig-Holstein bei der Deutschen Meis- terschaft auf Rügen vertreten. Ab 1995 spielte Steffens für den Lübecker Schachverein in der 2. Bundesliga. Zwei Jahre später schaffte er dann den Sprung über die 2.300 ELO-Punkte (Inter- nationale Wertungszahl), der ihm den FIDE-Meister-Titel be- scherte. Nach seinem Hochschulabschluss zum Diplom-Handelslehrer im Jahr 1999 bewarb sich Steffens für ein Referendariat an einer Bremer Berufsschule. In der Hansestadt sah er die Möglichkeit, Beruf und Schach zeitlich besser miteinander kombinieren zu können. Seitdem unterrichtet an der Berufsschule für Groß- handel, Außenhandel und Verkehr die Fächer Englisch und Wirt- schaft und bereitet Auszubildende auf das Berufsleben vor. Neben dem Schachspiel interessierte sich Steffens schon früh für Öffentlichkeitsarbeit. Er war als ehrenamtlicher Pressewart in mehreren Vereinen aktiv und hat Artikel für Schachmagazine verfasst. „Ich habe immer schon gerne geschrieben und mich gefreut, wenn andere es gelesen haben und ok fanden“, sagt Steffens bescheiden. Die Werbung für den Schachsport liegt ihm dabei besonders am Herzen. Mit Werders Cheftrainer Jonathan Carlstedt kommentiert er zurzeit viele Online-Turniere auf dem Live-Streaming-Portal ‚Twitch‘. Seit zehn Jahren ist er zudem Autor der Webseite SCHACHWELT. Dort berichtet er in seinem für ihn typischen, sehr unterhaltsamen Stil über Schach-Events aus Bremen und umzu. Sogar der Deutsche Schach-Bund klopft gelegentlich bei ihm an, wenn es um die Berichterstattung aus dem Bremer Raum geht. Schachsportlich passt der Werderaner in keine Schublade. Die Trampelpfade der Eröffnungstheorie hat er früh verlassen. Stattdessen sucht er das Risiko und spielt gewagte Eröffnungen. „Es macht mir irre viel Spaß zu zocken“, sagt Steffens. „Nicht, weil ich meinen Gegner unterschätze, sondern weil ich weiß, wie schwer diese Eröffnungen zu parieren sind.“ In seinen jungen Jahren, als Schach-Datenbanken noch nicht so verbreitet waren, konnte er damit auch einige Titelträger überlisten, wie z. B. den Hamburger Großmeister Karen Movsesyan 1994 bei der Deut- schen Einzelmeisterschaft. Heute findet man Steffens‘ Partien in den Datenbanken, und seine Gegner(innen) können sich auf seinen skurrilen Spielstil vorbereiten, was er jüngst beim CD- Meyer-Gedenkturnier leidvoll erfahren musste. Olaf Steffens ist einer von denen, ohne die es kein Vereinsleben gäbe. Ständig bemüht, die Mitglieder zu aktivieren, und immer auf der Suche nach neuen Ideen, die den Verein bereichern. Von Olaf Steffens wird es sicher noch viel zu lesen und zu berichten geben. Jens Kardoeus Olaf Steffens (vorne) im Kreise der Mannschaft des SV Werder Bremen 3, für die er regelmäßig am Brett sitzt.

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