WERDER MAGAZIN Nr. 346

WERDER MAGAZIN 346 41 WERDER LEISTUNGSZENTRUM machen das mit Herzblut und großer Leidenschaft. Wir wollen immer für die Jungs da sein und ihnen hier ein zweites Zuhau- se bieten“, erläutert Sens, der seine Lebensgefährtin Irina Hen- se mit einbezieht. Gemeinsam kümmert sich das Paar um die Nachwuchstalente imWerder-Internat. Sie als Sozialpädagogin, er als Leiter, beide zusammen als ‚Internatseltern‘. Kennenge- lernt haben sich die beiden einige Jahre vor ihrem Schritt nach Bremen in Vechta. Ihr Weg dorthin könnte unterschiedlicher kaum sein. Irina Hense ist in Kasachstan geboren. Als sie fünf Jahre alt ist, beschließen die Eltern, mit ihren beiden Kindern nach Deutsch- land auszuwandern. Nicht, weil sie vor Unterdrückung oder Ge- fahren fliehen müssen, sondern weil Gehälter nicht ausgezahlt wurden. „Wir hatten Vieh und Hühner und konnten uns selbst ernähren, aber wenn das Geld nicht gezahlt wird, überlegst du nicht zweimal, ob du woanders hingehst“, blickt Hense zurück. Trotzdem habe es ihr an nichts gefehlt. „Meine Eltern haben immer an sich gespart, um mir und meiner Schwester alles zu ermöglichen. Ich bin sehr behütet aufgewachsen, konnte mich immer auf meine Familie verlassen. Das möchte ich auch an die Jungs im Internat weitergeben“, ergänzt die 29-Jährige. Ihr Weg führt sie zunächst nach Oldenburg. Dort macht sie ihr Abitur und absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr als Betreuerin in einem Altenheim. Es entsteht der Wunsch, diesem Berufsfeld weiter nachzugehen. Um Soziale Arbeit zu studieren, geht sie an die Universität Vechta. Hier lernt sie Lennart Sens kennen. In der kleinen Kreisstadt Husum in Nordfriesland geboren, aber im baden-württembergischen Karlsruhe aufgewachsen, hat Sens schon immer einen Bezug zum Norden. Seine Mutter ist nach der Trennung vom Vater – zu dem Lennart Sens mittler- weile wieder ein sehr gutes Verhältnis pflegt – alleinerziehend, er wächst mit seinem Bruder auf. Ob das Aufwachsen ohne Vater und die frühe Verantwortung mit seinem jetzigen Beruf zusam- menhängen, hat der 31-Jährige „noch nie so richtig reflektiert oder hinterfragt“. Erstmal absolviert er eine kaufmännische Ausbildung. „Ich wusste aber direkt, dass ich das nicht für den Rest meines Le- bens machen will. Trotzdem bin ich stolz, dieses Kapitel erfolg- reich abgeschlossen zu haben“, sagt Sens. Er holt sein Fachabitur nach und geht für ein FSJ nach Hamburg. Dann beschließt er, auf Weltreise zu gehen, bis er 2014 schließlich ebenfalls in Vechta landet. Er absolviert ein Praktikum bei Bayer 04 Leverkusen, wo er merkt, dass er seine Leidenschaft zum Beruf machen will. „Ich war schon immer fußballverrückt, daher kam mir der Gedanke, Fußball und Pädagogik zu verbinden.“ Es folgt das Engagement beim FC St. Pauli. Während Lennart Sens schon den Weg zum Sport gefunden hatte, absolviert Irina Hense noch ihr Berufsanerkennungsjahr im Jugendamt Oldenburg. Sie ist es, die zumeist nach Hamburg reist, um ihren Partner – der aufgrund der Spieltage auch am Wochenende arbeiten muss – zu besuchen. „Ich hatte nie Berüh- rungspunkte mit dem Fußball, das kam erst durch Lennart. Aber deswegen ergänzen wir uns auch gut, weil ich manche Dinge mit mehr Distanz sehe“, gibt Irina Hense zu. Als der SV Werder ein Internatspaar sucht, überzeugt das Duo Sens und Hense. Dennoch gibt es Bedenken: „Wir haben davor eine Fernbeziehung geführt und nie wirklich zusammengelebt. Auf einmal sollten wir jeden Tag zusammenarbeiten und wohnen. Natürlich konnten wir uns das vorstellen, aber es war dennoch eine Ungewissheit“, schmunzelt Hense, als sie über diese Lebens- phase spricht, und ergänzt: „Wir haben davor eine Kanada-Reise in einem kleinen Van gemacht, dadurch wussten wir: Das klappt.“ s

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