WERDER MAGAZIN Nr. 346

WERDER MAGAZIN 346 43 Derzeit müssen sie zwar von ihrer zweiten großen Leidenschaft – dem Reisen und andere Kulturen und Menschen kennenlernen – etwas Abstand nehmen, da sie die Verantwortung für insgesamt 21 Jungs haben. Aber: „Das ist kein bedrückendes, sondern ein schönes Gefühl. Wir spüren das Vertrauen der Eltern und der Jugendlichen“, erklärt Sens. Denn den Schritt zu wagen und das eigene Kind in ein Internat zu geben, kostet viele Eltern große Überwindung. „Insbesondere Eltern jüngerer Spieler fällt das schwer“, hat Irina Hense Ver- ständnis. Kein Wunder: Soll doch das Kind vor den eigenen Au- gen, mit den gemeinsamen Werten aufwachsen. Allerdings ist dieser Schritt in ein Leistungszentrum im Fußball gang und gäbe. Für manche sogar unabdingbar, um dem Traum vom Profifußball nacheifern zu können. „Wir wissen, wie der Leistungssport funktioniert. Dafür haben wir großes Verständnis und koordinieren alles so, dass die Jungs ihren vollen Fokus darauf richten können“, erklärt das Paar. Ge- rade in Zeiten der COVID-19-Pandemie ist dies eine echte Her- ausforderung. Denn jede Mannschaft hat andere Trainingszeiten oder virtuelle Programme, denen die Spieler aus dem eigenen Zimmer nachgehen. Zudem herrscht nach den Auflagen des Bremer Gesundheitsamtes Maskenpflicht im Internat. „Es ist so, als müsste man im eigenen Wohnzimmer einen Mund-Nasen- Schutz tragen. Für manche ist das schon beim Einkaufen zu viel, hier müssen die Jungs das in ihrem Zuhause tun“, berichtet Irina Hense, die auch mal den einen oder anderen an das Einhalten der Schutzmaßnahmen erinnern muss. Es macht die Arbeit nicht leichter, gerade wenn die Herange- hensweise so wie die der beiden ist. „Unsere größte Motivation ist es, nicht das klassische Internat zu sein“, sagt Lennart Sens und präzisiert: „Bei uns ist nichts anonym, hier werden die Jungs mit einbezogen, dürfen Regeln und Verhaltensweisen mitbestim- men. Es wird niemand entmündigt, jeder darf sich frei äußern. Wir wollen großer Bruder und große Schwester sein, daher ver- bringen wir auch viel Freizeit mit den Jungs.“ Lennart Sens und Irina Hense verstehen es als ihre Aufgabe, den Jungs Werte wie „Demut, Wertschätzung, Verlässlichkeit und Ehrlichkeit mitzugeben, um sie für das eigenständige Leben vor- zubereiten“. Dafür braucht es vor allem Ruhe und Entspanntheit, aber auch Empathie und Sensibilität für diese Altersgruppe. So entstehen im ‚Wilhelm-Scharnow-Internat‘ emotionale Verbin- dungen, die nie in Vergessenheit geraten. Zumindest nicht bei den ‚Internatseltern‘. Wahrscheinlich sind es mehr, als letztlich auf Bildern in den Eingangsbereich der gemeinsamen Wohnung passen … Lukas Kober s WERDER LEISTUNGSZENTRUM Gemeinsam wohnen, gemeinsam arbeiten: Lennart Sens und Irina Hense (v. li.) leiten mit Leidenschaft, großem Engagement und frischen Ideen das ‚ Wilhelm-Scharnow-Internat' des SV Werder im wohninvest WESERSTADION.

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